Modellvorhaben Südost | Neue Mitte

Mehr als jeder zehnte Erfurter lebt im Südosten. Mit dem Modellvorhaben entsteht für circa 26.000 Menschen ein neues attraktives Zentrum.

Über die Neue Mitte Südost

Foto: Modellvorhaben Südost – Luftbild der Neuen Mitte Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Mit dem Modellvorhaben und den Fördermitteln von Bund und Land bietet sich eine große Chance: Öffentliche Räume, Spielplätze und Grünanlagen, aber auch die marode Verkehrsinfrastruktur am Abzweig Wiesenhügel können umgestaltet werden. Die Ziele der Neugestaltung sind

  • lebenswerte Stadträume,
  • attraktive, niedrigschwellige Angebote,
  • sichere Verkehrswege für alle Verkehrsteilnehmenden sowie
  • ein identitätsstiftendes Zentrum für Südost.

Die Planung der „Neuen Mitte“ ist sehr komplex: Vom Abwasser über den Schallschutz, der Gleisplanung bis zur Zustimmung der Betroffenen gibt es viele Themen, die eine Rolle spielen. Nach einem ersten städtebaulichen Wettbewerb wurden wichtige Grundsätze für die Umgestaltung geklärt und der Raum für die Umgestaltung abgegrenzt.

Seit Juli 2024 läuft die europaweite Vergabe der umfangreichen Planungsleistung für den Bau: Fünf leistungsfähige Teams aus Verkehrsplanerinnen, Landschaftsarchitekten, Ingenieuren, Tragwerks- und Stadtplanerinnen erstellen eigene Umsetzungskonzepte und bewerben sich damit für die weitere umfangreiche Planung.

Ablauf der Projektvorbereitung

Grafik: Ablaufskizze der Planung für die Neue Mitte Grafik: © Stadtverwaltung Erfurt/sandruschka

Im Jahr 2023 wurden mit dem Planungswettbewerb „Neue Mitte Südost“ wichtige Grundsatzfragen für das Projekt Neue Mitte beantwortet. Für einen langen Planungshorizont bis 2060 entstanden Visionen. In der darauffolgenden städtebaulichen Rahmenplanungen werden die Entwürfe auf Grundlage weiterer Beteiligung durch die Wettbewerbssieger und die Stadtverwaltung überarbeitet. Aus dem Planwerk ergeben sich Festlegungen, wie etwa der Umgang mit der Verkehrsanlage, mit dem Friedhof oder der Kita am Sibichen. Für weitere Projekte werden durch die Rahmenplaner Vorkonzepte erstellt und für die Neue Mitte die Bestandteile der Umsetzung abgesteckt.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Neuen Mitte

In Gesprächen vor Ort, mit Beteiligten, unterschiedlichen Akteuren und Anwohnern kamen häufig ähnliche Fragen auf. Die wichtigsten Antworten darauf haben wir hier zusammengefasst.

Wann wird gebaut?

Baubeginn ist 2028.

Wieso dauert das alles so lange?

Das Bauvorhaben umfasst viele Planungsaufgaben – von Ingenieurbau über Gleisbau bis Freiraumplanung in einer engen topographischen Situation. Bedeutende Fragen wie der Umgang mit der Verkehrsanlage müssen geklärt werden. Auch die Suche nach Qualitäten, die die Neue Mitte zu einem identitätsstiftenden Ort mit hohen Aufenthaltsqualitäten machen, braucht Zeit. Leistungen müssen europaweit ausgeschrieben werden, insbesondere Änderungen an der Gleisanlage der Straßenbahn, und machen umfangreiche Prüfverfahren erforderlich.

Warum kann man nicht ganz unkompliziert einfach die Brücke reparieren und den Tunnel beleuchten?

Die Autobrücke ist aufgrund von Spannungsrisskorrosion geschädigt und muss dringend ersetzt werden. Der Bau einer neuen Autobrücke wäre ebenfalls eine sehr umfangreiche Maßnahme mit Einschnitten und hohen Kosten. Für den „Abzweig Wiesenhügel“ steht in jedem Fall eine Großbaustelle an.

Die Mängel der Anlage liegen vor allem in den schlechten Bedingungen für Rad- und Fußverkehr. Viele Menschen queren die Anlage wegen der großen Umwege „wild“ über die Spuren der Kranichfelder Straße und die Straßenbahntrasse. Aber auch die Haltestelle „Abzweig Wiesenhügel“ ist wenig attraktiv und nicht barrierefrei erreichbar. Viele Menschen meiden Tunnel und die von der Umgebung abgeschirmten Haltestelle in den Abendstunden – das hat sich auch in der Öffentlichkeitsbeteiligung bestätigt.

Eine Lösung mit Brücke müsste die aktuellen Anforderungen der bestehenden verkehrstechnischen Regelwerke erfüllen und zudem Verbesserungen für Freiraum und aktuell benachteiligte Verkehrsteilnehmer erreichen. In einer verkehrsfunktionalen Studie wurde die Aufwertung der Bestandssituation mit Autobrücke und Fußgängerunterführungen neben drei gänzlich anderen Varianten untersucht. Hierbei und in den weiteren Planungsschritten hat sich gezeigt, dass die Ziele des Modellvorhabens nur durch eine Abkehr vom Bestand erfüllt werden können.

Die gewünschten Qualitäten und damit verbunden ein echter Mehrwert für den Südosten können mit der Autobrücke und den Fußgängertunneln nicht erreicht werden: Für Radfahrende und Fußgehende entsteht durch eine Sanierung kaum eine Verbesserung. Die Straßenbahnhaltestelle „Abzweig Wiesenhügel“ und die Fußgängertunnel bleiben weiterhin Orte an denen sich Menschen, insbesondere in den Abendstunden, ungern aufhalten. Trotz Aufwertungen wäre der Bereich durch das Brückenbauwerk schlecht einsehbar.

Zum Umgang mit den Verkehrsanlagen haben alle Beteiligungsformate ein breites Spektrum an Meinungen aufgezeigt. Neben Skepsis und Fragen haben viele Teilnehmende den Wunsch nach grundhaften Veränderungen um den „Abzweig Wiesenhügel“ geäußert.

Wieso wird ein zweiter Wettbewerb durchgeführt?

Auch ein Tischler grenzt zunächst seine Aufgabe ein, sucht Holz aus, definiert Höhen und Breiten. Bei einem Stadtumbauprojekt ist es ähnlich: Zunächst besteht eine Herausforderung und eine grobe Idee, was es zur Lösung braucht. Dann geht die Planung Schritt für Schritt vom Groben ins Detail.

Im ersten Planungswettbewerb ging es um große Fragen: Was macht die Neue Mitte aus? Wo spielen sich die Maßnahmen ab? Wie geht man mit der der Verkehrsanlage um? Im zweiten Wettbewerb werden Umsetzungskonzepte für einen eingegrenzten Raum und klarer definierte Aufgaben gesucht.

Ein Planungswettbewerb ist zugleich ein Vergabeverfahren für Planungsleistungen. Diese muss die Stadt ohnehin europaweit durchführen, das gibt das öffentliche Vergaberecht vor.  Planungswettbewerbe bieten die Möglichkeit, dass sich Planungsbüros nicht nur mit Leistungsfähigkeit oder Kostenangeboten bewerben, sondern zusätzlich mit kreativen Lösungen von sich überzeugen müssen.

Wie können Fußgänger sicher die Kranichfelder Straße queren?

Am „Abzweig Wiesenhügel“ werden sich alle Verkehrsteilnehmenden auf einer Ebene bewegen können. Dies ist in unserer Stadt der Normalfall. In der weiteren Planung spielt die Sicherheit von Querungen und Wegen aller Verkehrsteilnehmenden eine sehr hohe Rolle.

Für zusätzlichen Komfort und Sicherheit wird eine Brücke untersucht, die Wiesenhügel, Herrenberg und den Platz im Tal miteinander verbindet.

Müssen Bäumen gefällt werden?

Im Rahmen des Modellvorhabens sollen im Südosten viele neue Bäume gepflanzt werden, auch in der Neuen Mitte. Allein für die Nachpflanzung von Großbäumen wurden 1,2 Millionen Euro bereitgestellt.

Für den Umbau der Verkehrsanlage müssen die Bäume auf den Rampen und Böschungen gefällt werden. Alte, wertvolle Bäume, wie etwa auf dem Friedhof oder den Freizeitflächen südlich der Kranichfelder Straße, können erhalten bleiben. Mit dem Umbau werden neue, an den Klimawandel angepasste Bäume gepflanzt.

Was wird aus dem Friedhof?

Bis 2053 bleibt der Friedhof Melchendorf erhalten und soll dann in Gänze als Park für Freizeit und Erholung genutzt werden.

Was passiert mit dem Kindergarten am Sibichen?

Am Sibichen soll ein neues Stadtquartier mit Wohnungen und Angeboten für alle Generationen entstehen. Der Stadtteil soll dadurch belebt und ein neues Bürgerhaus für alle Ortsteile gebaut werden. Aktuell prüft ein Planungsbüro, inwiefern der Kindergarten in das Quartier integriert werden kann.

Werden auch private Grundstücken integriert?

Mit betroffenen Grundstückseigentümern hält die Stadtverwaltung, wenn gewünscht, engen Kontakt. Wenn private Grundstücke und Häuser in die Umbaumaßnahmen integriert werden, dann nur mit Zustimmung und Verkauf durch die Eigentümer.

Wie kann ich mich beteiligen?

Alle Interessierten können sich an Workshops, Aktionstagen und weiteren Veranstaltungen beteiligen. Unter www.zukunft-südost.de veröffentlicht die Stadtverwaltung Veranstaltungen und Informationen. Weitere Informationsmöglichkeiten bieten die Ausstellungswand mit Schaukasten an der Straßenbahnhaltestelle „Abzweig Wiesenhügel“, das Amtsblatt, die Lokalpresse und die Social-Media Kanäle der Stadtverwaltung.