Geschützter Landschaftsbestandteil "Sulze"
Im nordwestlichen Erfurter Stadtgebiet zwischen den Ortsteilen Tiefthal und Gispersleben liegt in einer Geländesenke das 9,7 ha umfassende GLB "Sulze". Seine Entstehung verdankt es Schichtwasseraustritten des Marbacher Hangs, die den ganzjährig wasserführenden Sulze-Graben speisen und im Gebiet für hohe Grundwasserstände sorgen. Umgeben von Ackerflächen konnte sich in diesem Vernässungsbereich bereits vor mehr als 100 Jahren ein Feldgehölz etablieren, welches historisch als Nieder- oder Mittelwald bewirtschaftet wurde. Darin findet sich heute die Esche als dominierende Baumart, daneben kommen z.B. Stiel-Eiche, Vogelkirsche oder Spitzahorn vor. Als weitere Charakterpflanze solch eutropher Auenbereiche tritt vor allem entlang des Waldsaumes Wilder Hopfen (Humulus lupulus) auf. Angrenzend an die Gehölzflächen befinden sich im GLB diverse Saum- und Ruderalflächen, Feuchtgrünland und kleinere Standgewässer, im nordöstlichen Teil sind Ausgleichsflächen mit standortgerechten Gehölzen angelegt worden. Eine ausgedehnte Wochenend- und Kleingartenbebauung zeugt von der Bedeutung des Gebietes für Freizeit und Naherholung. Aufgrund der kleinräumigen Verzahnung verschiedener Biotope in der sonst strukturarmen Feldflur und eines hohen Altbaum- und Totholzanteils im Gehölzbestand besitzt das GLB "Sulze" eine große Bedeutung als Brut- oder Nahrungshabitat für Vögel. Vor allem Greifvögel wie Rot- und Schwarzmilan, aber auch Sumpfrohrsänger, Wiesenschafstelze, Gartenrotschwanz oder Pirol sind im Gebiet heimisch. Besonders bemerkenswert ist auch die 102 Arten umfassende Laufkäferfauna, die mit Dolichus halensis sogar eine in Thüringen vom Aussterben bedrohte Art enthält. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2005/2006 konnten im GLB "Sulze" insgesamt 537 Tier- und 162 Pflanzenarten nachgewiesen werden, davon 43 bedrohte Arten der Roten Liste Thüringens.