Verkehrsentwicklungsplan Teilkonzept Innenstadt
Auf Grund der herausragenden Bedeutung der Erfurter Innenstadt und dem hier bestehenden Handlungsdruck wurde 2011 in einem ersten Schritt das Teilkonzept „Innenstadt einschließlich Wirtschaftsverkehr“ fertiggestellt. Dieser schreibt die Leitbilder und Ziele bezüglich der einzelnen Verkehrsarten für die kommenden 10 bis 15 Jahre für die Erfurter Innenstadt fest.
Das bereits in den 1970er Jahren erarbeitete und schrittweise umgesetzte Innenstadtverkehrskonzept bildet die Grundlage für die heute vorhandene Verkehrserschließung in einer Verkehrszellenstruktur. Dieses System hat sich sehr gut bewährt. Im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes 1994 wurde dieses Konzept konsequent unter den neuen Gegebenheiten weiterentwickelt. Zielstellungen waren eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit ÖPNV und Individualverkehr sowie eine hohe Aufenthaltsqualität durch Verkehrsberuhigung in den Straßen der innerstädtischen Quartiere.
Entwicklungstendenzen, welche zwischen 2009 und 2011 zu beobachten waren, sowie neue Zielstellungen, die Ergebnisse der durchgeführten Mängelanalyse und die Hinweise aus dem Beteiligungsverfahren erforderten eine grundsätzliche Überprüfung und Fortschreibung der Zielstellungen für die Verkehrsentwicklung der Innenstadt.
Der Verkehrsentwicklungsplan für die Innenstadt zeigt Handlungskonzepte insbesondere für eine weitergehende Verkehrsberuhigung zur Erhöhung der Aufenthalts- und Wohnqualität in den Straßen und Quartieren der Innenstadt und die Organisation des ruhenden Verkehrs auf. Das Ziel ist eine wirksame Qualitätsverbesserung für Fußgänger und Radfahrer und eine verbesserte Organisation des Wirtschafts- und Lieferverkehrs in der Innenstadt. Kernidee dieses integrierten Verkehrskonzeptes ist eine „Begegnungszone Innenstadt“, in der dem Zufußgehen und dem Verweilen ein besonderer Vorrang eingeräumt wird.
Die „Begegnungszone Innenstadt“ soll vielmehr ein spezifisches Erfurter Markenzeichen werden, mit dem die vorgesehenen, oben dargestellten verkehrlichen und städtebaulichen Charakteristika in die Öffentlichkeit vermittelt und einprägsam kommuniziert werden können.
(Zitat aus dem Verkehrsentwicklungsplan Erfurt – Teil Innenstadt).
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Der Planungsprozess wurde in einer offenen Form unter regelmäßiger Beteiligung von Vertretern der Stadtratsfraktionen, der interessierten Verbände und Interessenvertreter in drei Workshops durchgeführt.
Parallel dazu hatte die breite Öffentlichkeit die Möglichkeit einer Beteiligung über ein Internetforum, was auch vielfältig angenommen wurde. Am 18.07.2012 wurde die Drucksache 0160/12 „Verkehrsentwicklungsplan Erfurt Teil Innenstadt einschließlich Wirtschaftsverkehr“ durch den Stadtrat beschlossen.
Mit dem Verkehrsentwicklungsplan wurde ein integriertes Handlungskonzept entwickelt. Die aufgeführten Maßnahmen bringen jeweils für mehrere Nutzer Vorteile. Die untenstehenden Maßnahme-Nummerierungen beziehen sich auf die Angaben in dem Konzept.
- Zielkonzept MIV-Erschließung (Verkehrszellen): Maßnahme M1 – Sperrung der Meister-Eckehart-Straße für die Kfz-Durchfahrt (01.07.2014)
- Zielkonzept Parken: Maßnahme P1 – Parkraumkonzeption für die Innenstadt (29.01.2015)
- Zielkonzept Wirtschaftsverkehr: Maßnahme W2 – Lieferzeitbegrenzung in den Fußgängerzonen der Erfurter Altstadt (01.01.2014)
Weitere umgesetzte Maßnahmen:
Zielkonzept MIV-Erschließung
- Maßnahme M2 – Festlegung und Kennzeichnung der Zufahrtsstellen zur Begegnungszone mit „Eingangstoren“ (Dezember 2020)
Zielkonzept Wirtschaftsverkehr
- Maßnahme W1 – Einrichtung des Runden Tisches zum Wirtschaftsverkehr
- Maßnahme W4 – Einrichtung von Liefer-/Ladezonen im Nahbereich der Fußgängerzone für die Anlieferung außerhalb der Lieferzeiten
- Maßnahme W6 – Überprüfung der Praxis zur Ausstellung von Ausnahmegenehmigungen im Hinblick auf Nutzergruppen, die nicht dem Wirtschaftsverkehr zuzuordnen sind
Zielkonzept Radverkehr
- Maßnahme R2 – Freigabe der Fußgängerzone im westlichen Anger zwischen Neuwerkstraße und Borngasse für Radfahrer
- Maßnahme R4 – Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Straßenzug Bonifaciusstraße – Walkmühlstraße – Dalbergsweg zum Schutz des Radverkehrs (auch unter dem Aspekt der Lärmminderung sowie im Zusammenhang mit dem Thema Verkehrssicherheit allgemein)
- Maßnahme R6 – Fortführung des Fahrradabstell-Anlagenprogramms mit der Eröffnung der Radstation Süd am Hauptbahnhof am 23.05.2016
Zielkonzept Fußgängerverkehr
- Maßnahme F1 – Umsetzung der „Begegnungszone Innenstadt“ durch Ausweisung, mittels Beschilderung und Realisierung der flankierend erforderlichen Maßnahmen in den Bereichen MIV-Erschließung, Parken sowie Wirtschaftsverkehr
- Maßnahme F2 – Anordnung der nicht als Fußgängerbereich ausgewiesenen Straßenabschnitte innerhalb der Begegnungszone als verkehrsberuhigter Bereich mit Anpassung der Straßenraumgestaltung
In den Erschließungsstraßen der Verkehrszellen wurde die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h auf 20 km/h reduziert. Eine Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereiche hätte dort auch für den Radverkehr zu Einschränkungen geführt. Deshalb wurde vorerst dieser Kompromiss gewählt. - Maßnahme F3 – Erweiterung der Fußgängerzone in der Schlösserstraße zwischen Pilse und Junkersand
Zielkonzept Öffentlicher Personennahverkehr
- Maßnahme Ö1 – Durchführung einer Machbarkeitsstudie zu einer möglichen Stadtbahnführung im Zuge der Puschkinstraße
- Maßnahme Ö2 – Umsetzung des Haltestellenprogramms in der Innenstadt
Zielkonzept Verkehrsmarketing
- Entwicklung einer Kampagne zur „Begegnungszone Innenstadt Erfurt“