Regenüberlaufbecken (RÜB) Karlstraße
Eine Maßnahme zum Umweltschutz
Allgemeines
Abwasserableitung und -behandlung sind Aufgabe des Entwässerungsbetriebes unserer Stadt. Neben der Reinigung auf der Kläranlage ist dabei der Ausbau des Mischwasserkanalnetzes im innerstädtischen Bereich eine permanente Aufgabe. Da die hydraulische Leistungsfähigkeit auch von Großkanälen begrenzt ist, waren und sind Entlastungsanlagen in die Gera erforderlich. Problematisch dabei ist, dass bei Starkniederschlägen Kanalablagerungen und Aufwirbelungen zum Schmutzfrachtaustrag an den Auslässen führen. Um diesen zu begegnen, werden im Rahmen des Generalentwässerungsplanes an neuralgischen Standorten der Hauptsammler Regenüberlaufbecken (RÜB) zum Schmutzfrachtrückhalt durch Absetzen vorgesehen.
Diese Becken werden im Regenwetterfall mit Mischwasser gefüllt, die absetzbaren Stoffe setzen sich ab, Schwimmstoffe werden mit Rechen und Tauchwänden zurückgehalten und der damit mechanisch geklärte Überlauf wird in das Gewässer eingeleitet.
Nach dem Regen wird der verbliebene Beckeninhalt in das Kanalnetz zurück gepumpt und auf der Kläranlage Kühnhausen behandelt. So gelingt es, die Gesamtemissionen in die Gera zu minimieren.
Für die um etwa 1910 errichteten Hauptsammler HS 10 und HS 13 bestehen nördlich der vorhandenen Brücke Karlstraße beidseitig der Gera Entlastungsanlagen, die immer wieder Probleme bereiten. Hier ist es erforderlich, ein Regenüberlaufbecken mit etwa 2.600 m³ Nutzvolumen nördlich der Karlstraße anzuordnen.
Vorgeschichte
Zu den Einzugsbereichen des zentralen Hauptsammlers HS 1 im Erfurter Norden und hier der Hauptsammler 10 und 13 wurden im Rahmen von Voruntersuchungen in 2014 zahlreiche Standorte und Lösungsmöglichkeiten zwischen Karlstraße und Riethstraße betrachtet und die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie die Genehmigungsfähigkeit mit den betroffenen städtischen und Landesämtern abgestimmt. Im Vorfeld der Buga 2021 und außerhalb des denkmalgeschützten Nordparkes ist dabei im eng bebauten Quartier nur wenig Platz für die Anordnung eines erforderlichen Beckens vorhanden.
Im Ergebnis der Abwägung wurde der Standort unter dem Schulhof des Schulteils der Gemeinschaftsschule Am Nordpark (Gemeinschaftsschule 3) unter den schwierigen Rahmenbedingungen als bester Kompromiss aller Anforderungen bestimmt.
Was wurde alles gebaut?
Nach Umverlegungen und Baufeldfreimachung im Frühjahr 2017 in den Baufeldern und unter dem Schulhof begannen für die mit überschnittener Bohrpfahlwand zu umschließende Baugrube des Beckens die Bohrarbeiten mit Großbohrgerät ab Oktober 2017. Die bewehrten Sekundärpfähle mit ca. 90 cm Durchmesser wurden mit Bohrtiefen von 12 bis 16 m ausgeführt. Diese Arbeiten wurden termingerecht vor Weihnachten 2017 abgeschlossen. Mit dem neuen Jahr 2018 wurden Rückverankerungen eingebaut, der Baugrubenaushub vollzogen und nach Einbau der Sauberkeitsschicht am 10. April 2018 eine feierliche Grundsteinlegung in der fertiggestellten Hauptbaugrube durchgeführt.
Der Zugang zur Gemeinschaftsschule Am Nordpark musste schon Mitte 2017 für die Errichtung des Regenüberlaufbeckens verlegt werden. Die sogenannte "Spange" wurde von der Adalbertstraße aus über den vorhandenen Bolzplatz zum Schulhof angelegt.
Um den Baustellenverkehr außerhalb der öffentlichen Straßen abwickeln zu können, wurde parallel der Adalbertstraße eine Baustraße errichtet. Diese Lösung hatte sich im Praxisbetrieb bewährt und half, die Beeinträchtigung von Anwohnern und Schule zu reduzieren.
Folgende Maßnahmen und Leistungen für das RÜB wurden umgesetzt:
- Los 1: Baumfäll- und Rodungsleistungen (ausgeführt 2017)
- Los 2: Umverlegungsleistungen/Baufeldfreimachung (ausgeführt 2017)
- Los 3.1: RÜB Karlstraße/Trennbauwerk HS 10 Adalbertstraße - Bauteil (2017-2019)
- Los 3.2: RÜB Karlstraße/Trennbauwerke HS 1, 10, 13 - Maschinentechnik, EMSR (2018 - VOB-Abnahme steht bevor)
- Los 4: Trennbauwerk HS 13 Nettelbeckufer/Geradüker DN 1400 Sb Bauteil, Verkehrsflächen, Restleistungen (2018-VOB-Abnahme steht bevor)
- Los 5: Umsetzung Lutherdenkmal in die Barfüßerruine (2017)
- Los 6: Umsetzung Lutherdenkmal in die Karlstraße (2020 - VOB-Abnahme steht bevor)
Der Bauabschnitt des Los 3.1 Karlstraße beinhaltete:
- die Errichtung des Regenüberlaufbecken (RÜB) Karlstraße 2.600 m³ die Errichtung des Trennbauwerkes HS 10 Adalbertstraße
- das Errichten des Schacht Notüberlauf HS 10
- den Neubau eines Auslaufbauwerkes HS13 in die Gera
- die Herstellung/Einbindung verbindender Kanäle DN 1.500 Sb, 1.200 Sb, DN 600 PE‑HD sowie von Abwasserdruckleitungen DN 300 PE, DN 400 PE und DN 200 PP
- das Herstellen eines Hochbauteiles zum RÜB
- das Herstellen grundhaft ausgebauter Oberflächen des Schulhofes sowie zugehörige Außenanlagen.
Der Bauabschnitt des Los 4 Nettelbeckufer beinhaltete:
- die Errichtung des Dükers DN 1400 Sb zum Regenüberlaufbecken (RÜB) Karlstraße
- die Errichtung des Trennbauwerkes HS 13 Nettelbeckufer
- das Errichten des Schacht Notüberlauf HS 13
- die Herstellung/Einbindung verbindender Kanäle Ei 1200/1800 Sb, Ei 1400/2100 Sb, DN 600 Sb, DN 600 1.4571
- den Erdbau für Umverlegungsleistungen für Trinkwasser, Gas, Energieversorgung, Telekom sowohl bauzeitlich als auch endgültig
- die Wasserhaltung der Hauptsammler HS 1 und HS 13 mittels Hamburger Heber
- den Umbau des Trennbauwerkes HS 1 Nettelbeckufer/Papiermühlenweg mit anteiliger technischer Ausrüstung
- das Herstellen grundhaft ausgebauter Oberflächen des aufgebrochenen Fahr- und Gehbahnbereiches Nettelbeckufer und Papiermühlenweg.
Mit Herstellung der Trennbauwerke, des Dükers und der Einbindungen in die Bestandskanäle wurde das Regenüberlaufbecken in das Netz der Hauptsammler HS 10, HS 13 und HS 1 eingebunden und ist seit November 2019 im praktischen Betrieb.
Diese Visualisierung aus Sicht des Nettelbeckufers soll eine räumliche Übersicht ermöglichen.
Bautechnisch wurde das unterirdische Bauwerk des Regenüberlaufbeckens unmittelbar südlich der Schule „Am Nordpark“ in etwa 6 bis 8 m Tiefe errichtet und die darüber liegende Fläche nach Fertigstellung und Überdeckung wieder als Schulhof hergestellt. Zur Maßnahme des Entwässerungsbetriebes gehörten weiterhin der Einbau eines Trennbauwerkes in die Adalbertstraße, Notüberlaufschächte in Karlstraße und Nettelbeckufer sowie der Bau eines Trennbauwerkes mit zuführendem Düker unter der Gera im Nettelbeckufer für den Hauptsammler 13. Für die Errichtung dieser Bauwerke und der verbindenden Kanäle waren darüber hinaus technologische Umverlegungen von Wasser- und Gasleitungen und im Anschluss die Wiederherstellung der Straßenflächen von Karlstraße und Adalbertstraße als Maßnahmen des Tiefbau- und Verkehrsamtes sowie des Schulhofes in Regie des Amtes für Grundstücks und Gebäudeverwaltung erforderlich.
Dieser umfangreiche Tiefbau zog den grundhaften Ausbau der Karlstraße einschließlich des Knotens Adalbertstraße als separate Maßnahme nach sich. Auch diese Leistungen wurden termin- und qualitätsgerecht mit erfolgreicher VOB-Abnahme in 2019 abgeschlossen, der Parkplatz und die Verkehrsflächen an die Bürger zur Nutzung übergeben.
Hinzu kam durch die Bereitstellung von Fördermitteln für das Jahr 2017 die Möglichkeit des Ausbaus der Karlsbrücke im Rahmen einer grundhaften Sanierung. Diese Maßnahme wurde in 2019 ebenfalls vollständig abgeschlossen, die hierfür benötigte Behelfsbrücke im Sommer 2019 wieder abgebaut.
Weitere periphere Maßnahmen im Bereich waren die Herstellung des Parkplatzes Karlstraße, des Abschnittes des Geraradweges bis zum Nordpark, die Generalsanierung des Schulteils der Gemeinschaftsschule Am Nordpark sowie die Verlegung neuer Mittelspannungskabel und einer Gasleitung im Geraradweg bis zum Nordbad, sowie die Errichtung eines Trinkwasserdükers südlich der Karlsbrücke.
Die Baumaßnahmen wurden in Abschnitten, beginnend ab 2. Quartal 2017 bis etwa Anfang 2020 realisiert. In diesen etwa drei Jahren war mit unterschiedlichen Bauzuständen je nach Erfordernis zu rechnen. Dabei wurden insbesondere für die Anlieger aber auch die großräumigeren Verkehrsverbindungen jeweils Einzellösungen geschaffen. Ziel war es, diese Baumaßnahmen im Vorfeld der für die Bundesgartenschau 2021 weiteren erfolgenden Gestaltungsmaßnahmen des Nordparks abzuschließen und mit der Inbetriebnahme des Beckens eine wesentliche Verbesserung der Qualität des abzuschlagenden Mischwassers in die Gera durch Schmutzfrachtrückhalt zu erreichen.
Diese Ziele wurden erreicht:
Das Trennbauwerk HS 13 in der Adalbertstraße wurde in 2019 fertiggestellt und ausgerüstet, für das Regenüberlaufbecken selbst ist die Rohbaufertigstellung im Dezember 2018 erfolgt. Fertiggestellt im Frühjahr 2019 waren das Hochbauteil, im Sommer 2019 das Auslaufbauwerk HS 13, der Geradüker DN 1.400 Sb zwischen RÜB und Trennbauwerk HS 13 im Nettelbeckufer und im Herbst 2019 das letztgenannte Trennbauwerk HS 13. Parallel liefen die Technische Ausrüstung mit Maschinentechnik und Elektrotechnik, so dass die Bauwerke seit Herbst 2019 hydraulisch in Betrieb sind, über den Winter die Einzelfunktionstests und komplexen Inbetriebnahmen bis Frühjahr 2020 durchgeführt werden konnten und nunmehr der Abschluss des 12-wöchigen Probebetriebes bevorsteht.
Dank an die Anlieger für Geduld, Unterstützung und Verständnis
Mehr als drei Jahre intensiver Bauzeit dieser komplexen Gemeinschaftsleistung im Quartier Karlstraße, Nettelbeckufer, Adalbertstraße und Auenstraße sind beendet. Es konnten sowohl der Rahmenterminplan als auch das Budget eingehalten werden, die Umweltschutzziele sind erreicht.
Im Rückblick war es eine bedeutende Kraftanstrengung aller Beteiligten und hier insbesondere der ausführenden Tiefbauunternehmen, viele Herausforderungen wurden durch die besondere Einsatzbereitschaft der Bauleiter und Poliere im täglichen Detail gemeistert. Jede Bauphase stellte ihre eigenen Anforderungen und variierende Auswirkungen auf Verkehr, Parken im Gebiet, Belästigung mit Lärm und Staubentwicklung. Für diese zahlreichen Einzelprobleme wurde von den Mitarbeitern des Tiefbau- und Verkehrsamtes, des Entwässerungsbetriebes sowie den beteiligten Baupartnern jeweils Einzellösungen vorgedacht und realisiert, die die mit der Baudurchführung verbundenen Schwierigkeiten minimieren halfen. Es erfolgten intensive Abstimmungen mit der Schulleitung der Gemeinschaftsschule Am Nordpark, den Anliegern, der Kindestagesstätte Am Nordpark, dem ortsansässigen Spar- und Bauverein sowie den zuständigen Ämtern der Stadt.
Alle am Bau Beteiligten waren sich der auch und insbesondere für die Anwohner schwierigen Situation bewusst und bemüht, die unvermeidbaren Beeinträchtigungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Wir hoffen, dass dies auch in Ihrer Beurteilung gelungen ist.
Allen Anwohnern und Schülern danken Bauherr und Ausführende herzlich für Ihr stetiges Verständnis und die Unterstützung des Vorhabens.
Nun ist es geschafft, die Verkehrsflächen sind frei, die verbleibende Bautätigkeit beschränkt sich auf die Schulsanierung, den Schulhof und die Maßnahmen im Nordpark in Vorbereitung der Buga 20121.
Ein Wunsch der Bauausführenden zum Abschied – mögen alle mit so großem Aufwand neu hergestellten Bauten, Verkehrsflächen, Bäume, Bänke, Ausrüstungsgegenstände Ihnen und ihren Nutzern zuverlässig, langlebig, zerstörungsfrei und ohne Beschädigungen dienen.
Für Rückfragen und Auskünfte steht das Tiefbau- und Verkehrsamt, Tel. 0361 655-3101 und der Entwässerungsbetrieb, Tel. 0361 655-3561 zur Verfügung.