Fertigstellung der Großbaustelle an der Karlstraße
Endlich werden sie sagen, die Anwohner im Bereich Karlstraße, Adalbertstraße, Nettelbeckufer. Endlich ist die Großbaustelle vor ihren Haustüren Geschichte. Nach drei Jahren kann fristgerecht Vollzug gemeldet werden.
Das RÜB – also das Regenüberlaufbecken – unter dem Schulhof der Gemeinschaftsschule Am Nordpark ist fertiggestellt. Es war notwendig geworden, um das Klärwerk in Kühnhausen bei starkem Regen vor einer Überlastung zu schützen und den Abfluss des Abwassers in die Gera deutlich zu reduzieren.
Eigentlich sollte das Bauende mit einem Bürgerfest gefeiert werden. Doch unter Coronabedingungen rückte diese Idee in weite Ferne:
Oberbürgermeister Andreas Bausewein
Aber ich möchte, jetzt nach drei Jahren die Gelegenheit nutzen, allen Danke zu sagen, die das hier möglich gemacht haben – die Planer, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, auch die vielen Bauarbeiter, die hier gewirkt haben. Danke aber auch an die Anwohner, die die Baustelle ertragen haben. Da können die Kollegen sich bemühen, wie sie wollen: Dort, wo gehobelt wird, fallen Späne, dort gibt es Krach und Staub und Schmutz. Das war hier in den letzten drei Jahren schon heftig. Danke dafür, dass das alle ausgehalten haben.
Es war ein Loch, ein Riesenloch, das man in Erfurt nicht so oft sieht – 40 Meter breit und 40 Meter lang. Zwischendurch sorgte es – dank des Humors des Planungsbüros – als vermeintliche U-Bahnstation für Schmunzeln.
In einer Tiefe von rund acht Metern entstand ein komplexes Bauwerk, bestehend aus dem Regenüberlaufbecken mit den Trennbauwerken und den Einbindungen der vorhandenen Hauptsammler 10 und 13. Dabei musste der Hauptsammler 13 vom Nettelbeckufer über einen Düker zur Querung der Gera an das Becken angeschlossen werden.
Für diese etwa 1910 errichteten Kanäle bestehen nördlich der Brücke Karlstraße beidseitig der Gera Entlastungsanlagen, die jedoch bei Unwetter immer wieder Probleme bereiteten.
Dr. Dirk Poch, Planungsbüro Poch + Zänker, Erfurt
Nun könnte es sein: Strom aus, es geht nichts mehr, Du hast aber Starkregenereignis. Da läuft das Becken voll, es laufen die Kanäle voll, die Trennbauwerke voll. Und dann kommt es am Kanaldeckel raus. Es sei denn, es gibt die Sollbruchstelle.
Das neue Regenüberlaufbecken mit etwa 2.600 m³ Nutzvolumen wird jetzt Entlastung schaffen und einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Nachdem umfangreich in der Tiefe gearbeitet wurde, ging es auch oberhalb der Straße weiter. Die denkmalgeschützte Karlsbrücke wurde saniert, die Karlstraße grundhaft ausgebaut. Die Querung des Geraradweges ist jetzt barrierefrei, die Borde wurden abgesenkt, Blindenleitelemente eingebaut.
Zudem entstanden vorrangig für die Anwohner 89 Stellplätze. Sie sollen die Parkflächen kompensieren, die in der Auenstraße wegfallen. Durch die Verlegung des Geraradweges ist das Nordbad für Radler besser erreichbar.
Unterm Strich fügten sich elf Baustellen zu einem Großvorhaben zusammen. Gut koordiniert sorgte ein reibungsloser Bauablauf dafür, dass alles pünktlich, wie im Zeitplan vorgesehen, fertig wurde. Auf dem Dach des Regenüberlaufbeckens muss nun noch der Schulhof der Gemeinschaftsschule neu entstehen. Die Schule selbst ist nach wie vor eingerüstet, hier läuft die Generalsanierung planmäßig weiter. Das Denkmal ist auch zurück – fast genau an seinen alten Platz.
Oberbürgermeister Andreas Bausewein
Was hier geschehen ist, ist auch eine riesengroße Stadtentwicklungsma0nahme. Auch wenn diese Maßnahmen, die wir hier vollzogen haben, mit der Bundesgartenschau selbst nichts zu tun haben. Sie wissen ja, nächstes Jahr, am 23. April 2021, beginnt die Buga in Erfurt. Im Zuge dessen bauen wir auch im großen Stil im Nordpark, in der Geraaue bis nach Gispersleben und gestalten die gesamten Anlagen neu. Das ist hier ein guter Auftakt für das, was dann Anfang nächsten Jahres nördlich hinter mir freigegeben wird.
Rund 15 Mio. EUR haben der Entwässerungsbetrieb in den Bau des Regenüberlaufbeckens und die Stadt für die Maßnahmen im Umfeld investiert. Die Sanierung von Brücke und Schule wurde vom Freistaat Thüringen gefördert.
Das Bürgerfest ist übrigens noch nicht abgehakt. Je nachdem, wie sich die aktuelle Situation entwickle, soll die Dankeschön-Aktion für die Anwohner, die Schulgemeinschaft und die Kinder der benachbarten Kita im Sommer nachgeholt werden.