Vor dem Hochwasser

Die Vorsorge ist der erste Schritt zum Schutz vor Überflutungsgefahren – denn nur wer sich frühzeitig über das persönliche Risiko informiert und sich gegen finanzielle Schäden absichert, kann sich rechtzeitig und umfangreich vor Gefahren schützen. Die Eigenvorsorge ist ein wichtiger und ergänzender Baustein zum Eigenschutz, denn auch umfangreiche staatliche und kommunale Hochwasserschutzmaßnahmen haben ihre Grenzen!

 

Schritt 1: Informieren Sie sich – Kann ich von Überflutungen durch Hochwasser oder Starkregen betroffen sein?

Nur wer sich informiert und sein eigenes Risiko kennt, kann sich auf den Ernstfall einstellen. Nutzen Sie die online verfügbaren Karten der Stadtverwaltung Erfurt zum Thema Hochwasser/Überflutung (⇒ Über Wasser-Gefahren informieren (Kartendienste)), um Ihren Standort schnell und unkompliziert auf Überflutungsrisiken durch Flüsse, Bäche sowie starkregeninduzierte Fließwege und Senken zu prüfen.

Prüfen Sie bereits vor einem Grundstücks- oder Immobilienerwerb, ob das Anwesen in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet liegt und meiden Sie eine Investition.
Auch ein baugenehmigtes Bauvorhaben oder ein ausgewiesenes Baugrundstück in einem rechtsverbindlichen Überschwemmungsgebiet bedeuten nicht, dass Sie auch wirklich bauen dürfen. Hier gelten zusätzlich die repressiven Verbote der wasserrechtlichen Gesetzgebung für Neu-, Ersatzneu- sowie Umbauten (§§ 78–78d WHG).

Hochwassergefahren können zudem von hohen Grundwasserständen ausgehen sowie an Gewässern auftreten, für die es derzeit noch keine Darstellung der Gefahren gibt. Erfahrungen aus der Vergangenheit oder Topographien wie Gräben können hierbei als Indizien dienen. Auch lange Zeit trockengefallene Gewässer und Gräben können bei ergiebigen Regenfällen rasch wieder Wasser führen und über die Ufer treten.
 

Schritt 2: Sichern Sie sich ab – Bin ich gegen Überflutungsschäden durch Hochwasser oder Starkregen versichert?

Auch abseits von Überschwemmungsgebieten oder Gewässern, wo augenscheinlich keine unmittelbare Gefahr zu drohen scheint, gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Denn eine Überflutungsgefahr beispielsweise durch Starkregen, Rückstau aus dem Kanalnetz oder hohes Grundwasser besteht fast überall.

Prüfen Sie Ihren bestehenden Versicherungsschutz, welche Schäden und Schadensereignisse wirklich abgedeckt sind.

Achten Sie darauf, dass Schäden durch Hochwasser oder Starkregen nicht automatisch in den üblichen Versicherungen wie der Haftpflicht-, Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung abgedeckt sind. Dieser Versicherungsschutz wird zumeist nur durch eine erweiterte Naturgefahrenversicherung oder eine Elementarschadenversicherung erreicht.
Um einen Schadensfall möglichst reibungslos abwickeln zu können, empfiehlt es sich in regelmäßigen Abständen eine (fotografisch festgehaltene) Inventarliste von zumindest preisintensiven Sachwerten zu erstellen.

Denken Sie auch an Sachwerte außerhalb Ihrer vier Wände, wie Ihr E-Bike, Auto, Wohnmobil oder andere. Prüfen Sie z.B. eine (Teil)Kaskoversicherung für Ihr Fahrzeug. Um einen Schadensausgleich zu erhalten, sollten Sie allerdings (bereits aus Gründen des Eigenschutzes) nicht grob fahrlässig handeln, indem Sie beispielsweise durch überflutete Straßen oder Unterführungen fahren. Die Versicherungen könnten in solchen Fällen die Zahlungen verweigern.

Private Rücklagen helfen, wenn trotz aller Vorsorge- und Abwehrmaßnahmen ein Schadensereignis eintritt.
 

Schritt 3: Schützen Sie Ihr Hab und Gut – Ist mein Zuhause gegen Überflutungen durch Hochwasser oder Starkregen geschützt?

Grundsätzlich gibt es drei Strategien einer Überflutung durch angepasstes Bauen zu begegnen:

  1. ausweichen (bauen Sie außerhalb von Gefahrenzonen oder auf Höhenlagen)
  2. widerstehen (verhindern Sie Wassereintritt und andere bauliche Schäden)
  3. anpassen und nachgeben (planen Sie ihr Gebäude so, dass eine Teil-Flutung technisch und baulich möglich ist oder nur geringfügigen Schaden verursacht)

Während die erste Strategie lediglich für Neubauten in Frage kommt, können die zweite und dritte Strategie auch für Bestandsbauten angewendet werden. Aber auch bei einem Neubau sollten Schutzmaßnahmen von vornherein mitgeplant werden, da eine nachträgliche Ausrüstung stets teurer und aufwendiger ist.

Beachten Sie zudem alle Wirkungsweisen die das Wasser auf Ihr Gebäude haben kann. Das Wasser kann oberirdisch, in Form von Grundwasser oder als Rückstau aus dem Kanalnetz in Ihr Haus eindringen. Weiterhin können die Gefahren des Gebäudeauftriebes durch Grundwasser, des erhöhten Wasserdruckes oder der Bodenerosion und damit eines Teileinsturzes bestehen. Prüfen Sie selbst oder erkundigen Sie sich bei Ihrem Vermieter, welche - auch nicht offensichtlichen - Eindringpfade des Wassers in Ihrem Gebäude möglich sind (z.B. Anschlüsse Ver- und Entsorgungsleitungen, Lichtschächte, Garagenzufahrten, etc.) und was bereits dagegen unternommen wurde. Die Auftriebssicherheit können Sie von einem Statiker feststellen lassen.

Denken Sie auch daran, dass Eindringpfade wie Rückstau aus dem Kanalnetz und hohe Grundwasserstände nicht mit direkter oberirdischer Überflutung am Gebäude einhergehen müssen.

Prüfen Sie auch die Verwendung automatischer Systeme oder bilden Sie, wenn möglich, eine nachbarschaftliche Hilfsgemeinschaft, denn Hochwasser kann auch eintreten, wenn Sie gerade nicht zuhause ist. Gerade Starkregen sind in der Regel nicht vorhersagbar und haben daher kaum oder keine Vorwarnzeiten.

Möchten Sie bereits an der Grundstücksgrenze Ihr Eigentum schützen, beachten Sie unbedingt die gesetzlichen Bestimmungen zu Standorten in rechtsverbindlichen Überschwemmungsgebieten (§§ 78 und 78a WHG - Restriktionen beim Retentionsraumverlust und Nachbarschaftsschutz) sowie bei wild abfließendem Wasser (§ 37 WHG - Nachbarschaftsschutz).

Auskünfte zu Wassertiefen für die Überflutungsflächen der Gera und bestimmter Gewässer 2. Ordnung erhalten Sie auf Anfrage beim Umwelt- und Naturschutzamt Erfurt und teilweise in den online verfügbaren Karten der Stadtverwaltung Erfurt zum Thema Hochwasser/Überflutung (⇒ Über Wasser-Gefahren informieren (Kartendienste)).

Schritt 4: Bereiten Sie sich auf den Ernstfall vor – Bin ich gut auf Hochwasser und/oder Starkregen vorbereitet?

In der Regel verbleibt nur wenig Zeit um auf ein Hochwasser zu reagieren und zu handeln; im Starkregenfall kann die Vorwarnzeit sogar vollkommen ausbleiben. Umso wichtiger ist es, gut vorbereitet zu sein.

Ein eigener Notfallplan kann im Ernstfall nicht nur Leben retten, sondern hilft dabei, dass alle wissen was zu tun ist. Zum Beispiel:

  • Ab welchem Wasserstand müssen welche Maßnahmen eingeleitet werden?
  • Gibt es hilfebedürftige Personen wie Kinder oder Menschen mit Beeinträchtigungen?
  • Müssen Autos umgeparkt werden und wohin?
  • Wer stellt den Strom ab?

Sorgen Sie zudem für den Notfall vor.

Notvorrat für Zuhause

Notfallrucksack für den Fall einer Evakuierung

Wichtige Dokumente sollten wasserdicht verschlossen und griffbereit sein. Hinterlegen Sie eventuell Kopien bei Vertrauenspersonen, jedoch möglichst nicht in der direkten Nachbarschaft, da diese ebenfalls betroffen sein könnte.

Erste-Hilfe-Material und wichtige Medikamente

Trinkwasser für zwei Tage

Hygieneartikel wie z.B. Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Toilettenpapier, Müllbeutel, Einmalhandschuhe

Taschenlampe inkl. Reservebatterien

Lebensmittelkonserven für zwei Tage

Essgeschirr, Besteck und Dosenöffner

batteriebetriebenes Radio inkl. Reservebatterien

geladenes Mobiltelefon inkl. Ladekabel und geladene Powerbank

Campingkocher und -toilette

Schlafsack/Decke, eventuell eine Isoliermatte

 

Wechselkleidung (Regenmantel, Gummistiefel, wetterfeste Schuhe)

 

Geld und andere Wertsachen

 

Denken Sie für eine mögliche Schadensanzeige bei Ihrer Versicherung auch an Ihre Eigentumsdokumentation, welche Sie unter Schritt 2 angelegt haben.

 

Schritt 5: Bleiben Sie informiert – Bin ich up to date?

Laden Sie sich Apps wie NINA, WarnWetter oder Meine Pegel (⇒ Warnungen erhalten (Apps)) für Ihr Smartphone herunter, um über drohende Gefahren informiert zu sein.

Nutzen Sie auch die Informationsmöglichkeiten zu amtlichen Hochwasserinformationen der Thüringer Hochwassernachrichtenzentrale. In Erfurt ist der Pegel Erfurt-Möbisburg an der Gera für Warnungen ausschlaggebend.
(⇒ Thüringer Hochwassernachrichtenzentrale)