Zwei Räume für sich allein – Maria von Gneisenau und Schloss Molsdorf
Maria von Gneisenau (1873 Mettmann bei Elberfeld -1926 Berlin) hat Schloss Molsdorf von 1909 bis 1923 besessen und vor allem in den Sommermonaten bewohnt.
Zwei einmalige private Wohnräume der Gräfin sind aus dieser Zeit erhalten geblieben: ein kostbar ausgestattetes Marmorbad und ein fantastisch dekorierter Ruheraum, der mit einem Aquarium vor dem hohen Fenster weniger an eine Grotte als an den Meeresgrund erinnert. Mit Entwurf und Ausführung hatte die Gräfin 1909 Paul Schultze-Naumburg und die Saalecker Werkstätten beauftragt.
Die beiden exquisiten Raumkunstwerke wirken wie begehbare Zeitkapseln im Molsdorfer Schloss. Sie boten den Anlass, sich nicht nur mit einem modernen Kapitel Baugeschichte des Anwesens sondern vor allem mit Leben und Wirken einer bis dahin recht unbekannten Dame zu beschäftigen. Diese ließ 1914 den Gartenpavillon zur Autogarage umbauen und übertrug das an sich schon bemerkenswerte Projekt noch dazu einer Frau: Emilie Winkelmann gilt als erste freie deutsche Architektin überhaupt.
Mit der Ausstellungsreihe "Zwei Räume für sich allein" wird der Versuch unternommen, neben der Biografie die Persönlichkeit Maria von Gneisenaus als Schriftstellerin und sich emanzipierende Frau zu fassen und durch zeitgenössische künstlerische Ansätze und Medien zu reflektieren.
Eine Kabinettschau vermittelt Einblicke in ihr Leben und literarisches Schaffen. Die Gräfin war Harry Graf Kessler im Berliner Haus ihres Halbbruders Karl von der Heydt begegnet, mit Rainer Maria Rilke bekannt und mit Sophie Hoechstetter befreundet. Dank der Leihgaben ihrer Nachfahren und des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern können erstmals entsprechende historisch-persönliche Dokumente und Publikationen gezeigt werden.
Parallel zur Ausstellung finden im sogenannten Turmzimmer – das im Ostflügel des Schlosses unmittelbar an das Marmorbad der Gräfin anschließt – wechselnde Einzelausstellungen internationaler zeitgenössischer Künstler/-innen und Designer/-innen statt.
Einzelausstellungen internationaler zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen
Ausstellung „Sarah Westphal“
Sarah Westphal wird im Rahmen der Ausstellungsreihe "Zwei Räume für sich allein. Maria von Gneisenau und Schloss Molsdorf" für das Turmzimmer des Schlosses …
Ausstellung „Wiebke Meurer“
Wiebke Meurer wird im Rahmen der Ausstellungsreihe Zwei Räume für sich allein. Maria von Gneisenau und Schloss Molsdorf im Turmzimmer des Schlosses eine auf den …
Ausstellung „Jorge Chamorro“
Der spanische, in Berlin und Madrid lebende Grafikdesigner und Collagekünstler, zeigt im Rahmen der Ausstellungsreihe „Zwei Räume für sich allein. …
Ausstellung „Delphine Courtillot“
Delphine Courtillot (* 1972) präsentiert im Rahmen der Ausstellungsreihe „Zwei Räume für sich allein. Maria von Gneisenau und Schloss Molsdorf“ im Turmzimmer des …
Installationen, Gouachen, Silberobjekte und Collagen von Delphine Courtillot, Jorge Chamorro, Wiebke Meurer und Sarah Westphal wurden sorgsam auf den historischen Ort und Kontext hin ausgewählt oder sogar eigens dafür entwickelt.
Mit den Einzelausstellungen der genannten Künstler/-innen werden Zeitschichten und Atmosphären, die sich in Wohnräume einschreiben, das durchaus modebewusste und literarisch inspirierte Aus- und Anprobieren verschiedener weiblicher Rollen und Identitäten, eine bisweilen dekadente Vorliebe für alles Dekorative sowie das Aufbrechen von Geschlechterbildern thematisiert – Umstände, Eigenschaften und Phänomene, die für Maria von Gneisenau als ehemalige Besitzerin von Schloss Molsdorf charakteristisch waren. Bis heute haben diese nichts an Faszination und Aktualität verloren.
Samstag, den 16. April, 16 Uhr
Eröffnung der Ausstellungsreihe „Zwei Räume für sich allein. Maria Gneisenau und Schloss Molsdorf“ mit Arbeiten von Delphine Courtillot
Begrüßung
Kai Uwe Schierz,
Direktor der Kunstmuseen Erfurt
Grußwort
Tobias J. Knoblich, Kulturdirektor der Stadt Erfurt
Einführung
Dr. Silke Opitz,
Kuratorin der Ausstellungsreihe, Kunstmuseen Erfurt
Musik
Richard Strauss, Mädchenblumen, op. 22 (1888)
Vier Gedichte von Felix Dahn
Pauline Sophie Keidel, Sopran
Masato Kawada, Klavier
Anschließend
Führung zur Ruhenische der Gräfin Gneisenau
mit Silke Opitz
Thematisch relevante Vorträge und Führungen werden angeboten. Ausstellungsrundgänge und Besichtigungen der Ruhenische mit der Kuratorin Dr. Silke Opitz gibt es sonntags, 13 Uhr, am 17. April, 5. Juni, 19. Juni, 7. August, 21. August, 9. Oktober, 23. Oktober, 11. Dezember und am Samstag, 14. Mai, 14 Uhr.
Vorträge
Samstag, 14. Mai,16 Uhr
Dichterfreundin der Gräfin Gneisenau: Sophie Hoechstetter und die Dornburger Frauenkolonie von Dr. Gisela Horn, Dornburg
Sonntag, 19. Juni,16 Uhr
Das Schloss und ich, wir grüßen Sie: Maria von Gneisenau und Rainer Maria Rilke von Dr. Silke Opitz, Kuratorin, Kunstmuseen der Stadt Erfurt
Sonntag, 9. Oktober, 16 Uhr
Zwei Räume für sich allein – und von Paul Schultze-Naumburg – Ein konservativer Architekt des frühen 20. Jahrhunderts von Dr. Ralf-Peter Pinkwart, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen
Buchvorstellung
Sonntag, 7. August, 16 Uhr
Präsentation der Publikation zur Ausstellungsreihe "Zwei Räume für sich allein. Maria von Gneisenau und Schloss Molsdorf" mit der Kuratorin Dr. Silke Opitz und dem Gestalter Lukas Küng
Ausgewählte Veranstaltungen
Es sind keine Einträge vorhanden.
Anlässlich der Ausstellungsreihe "Zwei Räume für sich allein" wird neben dem seit 2002 der Öffentlichkeit zugänglichen Marmorbad auch die Ruhenische oder das "Aquarium-Zimmer" als zweiter erhaltener Molsdorfer Raum der Gräfin im Rahmen von Sonderführungen temporär zu besichtigen sein.
In der aufwändig gestalteten Publikation werden trotz schwieriger Quellenlage erstmals Biografie und Persönlichkeit einer bislang recht unbekannten Dame vorgestellt. Diese muss hinsichtlich ihres Lebensmodells wie Kunstgeschmacks sicher als konservativ-traditionell gelten. Umso interessanter erscheinen daher ihre Versuche, sich als Frau zu emanzipieren und sich als Schriftstellerin zu betätigen.