Historische Wandgemälde im Erfurter Rathaus
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Die Wandgemälde in den Fluren und Aufgängen sind von Eduard Kämpffer (1859 – 1926), die Ausmalung des Festsaales in den Jahren 1878 bis 1882 schuf Peter Janssen (1844 – 1908).
Weitere Gemälde befinden sich zu beiden Seiten des Treppenaufganges der Vorhalle und im Sitzungssaal des Rathauses sowie ein Deckengemälde, Zwickelbilder (Porträts) und Plastiken im Festsaal.
Eine ausführliche Darstellung der künstlerischen Ausgestaltung des Erfurter Rathauses ist in dem Buch „Die Gemälde im Erfurter Rathaus“ von Bodo Fischer, erschienen im Verlagshaus Thüringen, zu finden.
Die Sage von Tannhäuser
Der Gestalt des Minnesängers Tannhäuser, der im 13. Jahrhundert in Süddeutschland ein unstetes Wanderleben geführt hat, hat sich bald die Sage bemächtigt.
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Tannhäuser dringt trotz der Warnungen des Getreuen Eckhart in den bei Eisenach gelegenen Hörselberg, den Sitz der Frau Venus, ein. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Nachdem er viele Jahre im Sinnesrausch bei der Göttin Venus verlebt hat, erwacht in ihm die Sehnsucht nach dem Leben unter den Menschen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Tannhäuser ist nach Rom gepilgert, doch verweigert ihm der Papst die Vergebung der schweren Sünde, die er durch den Aufenthalt bei Frau Venus auf sich geladen hat. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Vom Papst verdammt, von Reue über sein verfehltes Leben erfüllt, wandert Tannhäuser über die schneebedeckten Alpen nach Deutschland zurück. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Anders als in der Sage, erreicht Tannhäuser die Heimat nicht. Von den Anstrengungen entkräftet, mehr noch vom Schmerz über den Verlust seines ewigen Heils gebrochen stirbt er. Engel setzen dem Sterbenden zum Zeichen der von Gott schließlich doch gewährten Versöhnung einen aus Rosen geflochtenen Kranz auf. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Die Sage des Grafen von Gleichen
Die Grafen von Gleichen waren ein thüringisches Adelsgeschlecht, das sich nach der nahe bei Erfurt gelegenen Burg Gleichen benannte; es starb 1631 aus.
Die Sage von dem zweibeweibten Grafen von Gleichen hat sich an der im Erfurter Dom aufgestellten Grabplatte eines Angehörigen des Geschlechts entzündet, auf welcher der Verstorbene mit zwei Frauen dargestellt ist.
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Der Graf nimmt von seiner Frau Abschied und zieht in einen Kreuzzug. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Im Kampf mit den Ungläubigen (sarazenischen Reitern) wird der Graf von Gleichen gefangengenommen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Der Sultan lässt alle Gefangenen hinrichten, doch auf Bitten seiner Tochter, die sich in den Grafen verliebt hat, schenkt er diesem das Leben, bleibt jedoch in Gefangenschaft. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Es gelingt dem Grafen, gemeinsam mit der Sultanstochter in abenteuerlicher Flucht über das Mittelmeer zu entkommen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Nachdem er vom Papst die Erlaubnis erhalten hat, sich neben der in Thüringen seiner harrenden Ehefrau die Sultanstochter als zweite Gemahlin antrauen zu lassen, reitet er mit dieser der thüringischen Heimat entgegen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Die Sultanstochter wird von der Gräfin als Retterin ihres Mannes freundlich aufgenommen und, nachdem sie die Taufe empfangen hat, dem Grafen als zweite Ehefrau vermählt. Die Sage erweist sich nicht zuletzt wegen dieser als geschichtliche Tatsache gänzlich auszuschließenden Lösung als Spiel der Fantasie. Die Frauen auf der Grabplatte waren nicht nebeneinander, sondern nacheinander die Gemahlinnen des Grafen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Die Sage des Faust
Doktor Johannes (oder Georg) Faust, der von etwa 1480 bis gegen 1540 lebte, war schon zu Lebzeiten als Schwarzkünstler bekannt; seine Gestalt umrankte eine frühe Legendenbildung. In Erfurt hat er sich nachweislich im Jahre 1513 aufgehalten.
Die „Historia von D. Johann Fausten“ siedelt mehrere seiner durch Zauberei bewirkten Taten in Erfurt an.
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Faust lässt in Erfurt Alexander den Großen und seine Frau Roxana vor Kaiser Karl V. (der niemals in Erfurt war) erscheinen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Faust beschwört vor Erfurter Studenten den aus der Odysseus-Sage bekannten einäugigen Riesen Polyphem herauf. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Nachdem Fausts Pakt mit dem Teufel abgelaufen ist, finden Bauern auf einem Dunghaufen seinen entseelten Körper mit verrenktem Hals. Seine Leiche habe das Gesicht ständig auf die Erde gerichtet, obwohl man sie mehrmals umgedreht habe. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Aus der Geschichte der Stadt Erfurt
Die neun Wandgemälde sind in den Jahren 1878 bis 1882 von dem Maler Peter Janssen (1844 – 1904) geschaffen worden.
Die Bilder in den darüber liegenden Zwickeln stellen die brandenburgisch-preußischen Herrscher aus dem hohenzollernschen Haus dar, mit Kurfürst Friedrich I. (1415 – 1440) beginnend und mit Kaiser und König Wilhelm I. (1861/71 – 1888) endend.
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Festsaal im Erfurter Rathaus Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Der heilige Bonifatius (gest. 754) verkündet unter den Thüringern den christlichen Glauben. Eben hat er eine den germanischen Göttern geweihte Eiche gefällt, um die Machtlosigkeit der Götter zu erweisen. (741 gründete Bonifatius in Erfurt ein Bistum.) Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Der heilige Martin (gest. 397), römischer Soldat, dann Bischof von Tours, Schutzpatron der Stadt Erfurt, teilt für einen Bettler seinen Soldatenmantel. Rechts im Bild ist die heilige Elisabeth (gest. 1231), in der Mitte die Kinder des Kreuzzuges von 1212, zu sehen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Auf einem Hof- und Reichstag, der im November 1181 in Erfurt stattfindet, unterwirft sich Heinrich der Löwe, ehemaliger Herzog von Bayern und Sachsen, dem Kaiser Friedrich I. (Barbarossa). Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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König Rudolf I., erster Habsburger auf dem deutschen Thron, der sich mit der Wiederherstellung des Landesfriedens in Thüringen beschäftigte, bricht mit Hilfe von Erfurtern eine „Raubritterburg“ (1289/90). Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Vertreter der vier Fakultäten (Martin Luther für die theologische, Eobanus Hessus für die artistische, Henning Goede für die juristische und Amplonius Ratingk von Bercka für die medizinische Fakultät) umgeben die Personifikation der 1392 von der Bürgerschaft gegründeten Erfurter Universität. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Im „Tollen Jahr“ (1509) dringt eine aufrührerische Menschenmenge in eine Ratssitzung ein und greift vor allem Heinrich Kellner an, der mehrmals Obervierherr gewesen ist und für die finanziellen Missstände verantwortlich gemacht wird. Er verteidigt sich ungeschickt und wird 1510 gehängt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Am 12. Oktober 1664 zieht Johann Philipp von Schönborn, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, hoch zu Ross in die Stadt Erfurt ein, die sich ihm nach langem Widerstand hat ergeben müssen. Erfurt verliert seine reichsstadtgleiche Stellung. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Nachdem Erfurt am 21. August 1802 an Preußen angeschlossen worden ist, huldigen im Juli 1803 auch Vertreter Erfurts der neuen Landesherrschaft. Darauf spielt das Gemälde an. Vertreter der Stände (Adel, Geistlichkeit, Bürgertum, Bauernstand) huldigen König Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Nachdem durch den Einzug preußischer Truppen am 6. Januar 1814 eine siebenjährige französische Herrschaft geendet hat, wird die 1811 zu Ehren Napoleons errichtete Säule in Brand gesteckt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Aus dem Leben Martin Luthers
Martin Luther schrieb sich im Jahre 1501 an der Universität Erfurt ein. Er betrieb zunächst das philosophische Grundstudium; nach dem Magisterexamen nahm er im Frühjahr 1505 das Jurastudium auf. Nur knapp einem Blitzschlag entgangen, trat er – unter dem Eindruck einer schweren seelischen Erschütterung – am 17. Juli 1505 in das Erfurter Augustiner-Eremitenkloster ein. 1507 wurde er zum Priester geweiht. 1511 verließ er Erfurt, um fortan im Wittenberger Augustiner-Eremitenkloster zu leben und an der dortigen Universität zu lehren.
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Der Student Luther kniet untröstlich an der Bahre eines in einem Raufhandel erstochenen Freundes. Die Begebenheit ist nicht verbürgt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Luther nimmt an der Pforte des Augustinerklosters von seinen Freunden Abschied. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Luther, als Augustinermönch einem Bettelorden angehörend, erbittet von einem reichen Kaufherrn eine milde Gabe für das Kloster. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Hans Luther, der Vater Martin Luthers, beschwört seinen Sohn vergeblich, das feierliche Mönchsgelübde, das ihn für immer ans Kloster fesseln würde, nicht abzulegen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Mitbrüder finden den nach einer Selbstgeißelung ohnmächtigen Luther in seiner Zelle. Diese Szene entbehrt der geschichtlichen Beglaubigung; Selbstgeißelungen waren bei den Augustinermönchen nicht bekannt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
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Luther beim Studium in seiner Zelle auf der Wartburg. Abbildung: © Stadtverwaltung Erfurt
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Auf seinem Weg vom Wittenberg nach Worms, wo er sich vor Kaiser und Reich wegen seiner Lehre verantworten soll, kommt Luther auch nach Erfurt (6. – 8. April 1521). Er wird von Vertretern der Universität und von vielen Bürgern feierlich begrüßt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt