Bilder-Geschichten: Bouttats Stadtplan „Erphordia“, um 1670

11.01.2016 06:00

Heute erinnert nur noch wenig an die mächtige Stadtmauer, die Erfurt im 17. Jahrhundert umgab. Ein Kupferstich aus dieser Zeit verweist auf die Besonderheit der Stadtbefestigung und die rasche Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Eine der ältesten Stadtansichten von Erfurt

Bild: G. Bouttats: Erphordia, Kupferstich, 31,5 cm × 41 cm, um 1670 Bild: © Stadtverwaltung Erfurt, Stadtmuseum

Bildbeschreibung

In Bouttats Vogelperspektive kann der Betrachter die Entfaltung von Erfurt bis in das 17. Jahrhundert erkennen. Zusätzlich ist der Plan mit einer doppelspaltigen Legende erweitert, die die wichtigsten Gebäude der Stadt – darunter die erstaunliche Anzahl von 41 Kirchen – benennt.

Zusätzlich hat Bouttats alle Stadttore namentlich gekennzeichnet. Einige Bezeichnungen finden sich auch heute noch in Erfurter Straßennamen wieder. Oben links im Bild erstreckt sich die Cyriaksburg, die zwischen 1480 und 1604 erbaut wurde. Sie diente als Verteidigungsfestung, denn durch ihre gute Lage konnte Erfurt in Richtung Westen Widerstand leisten.

Besonders auffällig sind die zwei Stadtmauern, die Erfurt umgeben. Die innere Mauer wurde 1066 fertiggestellt und umfasst den gegenwärtigen Bereich von Andreasstraße, Moritzstraße, Johannesstraße, Augustmauer, Löberstraße, Brühler Straße und Lauentor.

Durch den Anbau und Verkauf von Waid, aus dem eine blaue Textilfarbe gewonnen wurde, stieg die Anwohnerzahl im 15. Jahrhundert auf 20.000 Einwohner. Somit konnte eine zweite Stadtmauer errichtet werden, die mit mehreren Wachtürmen ausgestattet wurde. Diese reichte bis zum Ende des heutigen Dalbergsweges und der Bahnhofstraße.

Werkgenese

Matthäus Merian veröffentlichte 1642 die Topographia Germaniae, einen Städte- und Reiseführer. Dort beschrieb er die Städte in charakteristischer Weise und stattete sie mit Plänen und Ansichten aus. Der dargestellte Stadtplan entspricht mit seiner detaillierten Illustration den publizierten Stadtplänen von Merian.

Deutung

Der Stadtplan beweist, das Erfurt im 17. Jahrhundert zu einer wohlhabenden Stadt aufgestiegen war. Eine hohe Bevölkerungsdichte ermöglichte Erfurt den Bau einer zweiten Stadtmauer, sodass seine Bewohner in einer sicheren Umgebung lebten. In dieser Zeit gehörte Erfurt zu den größten Städten Deutschlands. Heute sind von den beiden Stadtbegrenzungen nur einzelne Bruchstücke übrig, denn bereits im 19. Jahrhundert wurden die Mauern abgetragen. An der Ecke vom Juri-Gagarin-Ring zur Johannesstraße können Sie ein Stück Stadtgeschichte besichtigen.

Die Stadt in einer Beschreibung von 1663

Am 28. September erscheint der Reichsherold, um die Reichsacht zu verkünden. Bereits am Stadttor wird er „von der rasenden ... Bürgerschaft gar übel empfangen“, arretiert und schließlich fortgejagt. Mit der „Real-Exekution“ der Acht wird vom Kaiser der Erzbischof von Mainz beauftragt.

„Gefundene Geschichten. Neues aus dem Erfurter Untergrund.“

Foto: Fundsituation an der historischen Mauer Foto: © Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie

In der Ausstellung „Gefundene Geschichten. Neues aus dem Erfurter Untergrund" findet man herausragende archäologische Entdeckungen der letzten Jahre, die überwiegend im Rahmen städtischer Bauarbeiten zum Vorschein kamen. Die Schau präsentiert und erläutert Exponate jeweils im Kontext der Erfurter Stadtgeschichte.

Mehrere Fundstücke der Ausstellung lassen Rückschlüsse auf die Erfurter Stadtmauer zu, die überraschenderweise auf neu ergrabenen Holzbalken ruhte, die sie in einer eigens angefertigten Installation besichtigen können. Zudem erhält man einen lebendigen Einblick in den Arbeitsalltag von Stadtarchäologen.

Stadtpläne gestern und heute