1618 – 1664 | Der Dreißigjährige Krieg und die Unterwerfung der Stadt durch Kurmainz

Der Dreißigjährige Krieg schädigt die Stadt schwer, sie ist länger als 15 Jahre von schwedischen Truppen besetzt. Der Friedensvertrag von Osnabrück bringt der Stadt nicht die erhoffte Reichsfreiheit. Dadurch werden jahrelange Auseinandersetzungen ausgelöst.

Inhaltsverzeichnis

1618 – 1664

1624

Hiob Ludolf in Erfurt als Sohn eines Waidhändlers geboren. Er wird der Begründer der äthiopischen Sprachforschung. Gestorben 1708.

1626

Die Stadt bleibt von den Vorgängen des Dreißigjährigen Krieges nicht unberührt. Für viel Geld erwirbt die Stadt eine „Salva Guardia“, also ein Schutzpatent, um keine kaiserlichen Truppen beherbergen und verpflegen zu müssen. Dessen ungeachtet fordert der kaiserliche Kommandeur Johann von Merode nochmals 50.000 Taler von der Stadt.

1627

Die Stadt kauft ein zweites Mal einen Schutzbrief. Er wird missachtet. Die Bauern der Erfurter Gebiete werden ausgeplündert, misshandelt, viele werden getötet. Von Erfurt kann die Gefahr abgewendet werden. Die Stadt bringt an Auslagen für Verpflegung und Quartier 186.000 Taler auf.

1629

Erste theologische Doktorpromotion an der Erfurter Universität nach 100 Jahren.

1631 bis 1635

Die Schweden halten die Stadt Erfurt besetzt. Nach der Niederlage der kaiserlichen Truppen am 17. September 1631 bei Breitenfeld hält König Gustav II. Adolf von Schweden Einzug in die Stadt (2. Oktober). Der Rat empfängt den König ehrerbietig vor dem Gasthof „Hohe Lilie“, wo er Quartier nimmt. Die Stadt wird zu einer starken schwedischen Festung ausgebaut. Der in schwedischen Diensten stehende Magdeburger Otto Guericke, der spätere große Erforscher des Luftdrucks, wird von Gustav Adolf beauftragt, die Cyriaksburg umzubauen, widerrät es jedoch.

1631

(4. Oktober) Der Erfurter Rat und die Vormunden der Viertel, Handwerke und Gemeinde leisten dem schwedischen König ihren Huldigungseid und sichern ihm Bündnistreue bis Kriegsende zu. In einem Revers bestätigt er der Stadt alle Rechte und verheißt, Stadt und Gebiete „königlich (zu) schützen und (zu) schirmen“.

1632

(25. März) Kaspar Stieler, einer der bedeutendsten deutschen Dichter seiner Zeit, auch Sprachforscher und Sprachreiniger, als Sohn eines Apothekers in Erfurt geboren. Er stirbt 1707 in Erfurt.

1632

(19. Oktober) Auf Betreiben des Erfurter Rates fertigt der König von Schweden Gustav II. Adolf eine Urkunde aus, in der er Rat und Bürgerschaft alle Rechte des Erzbischofs überträgt: die Kirchendörfer, den Mainzer Hof, die Stifte, Klöster und katholischen Pfarrkirchen – doch „in allerweg vorbehaltlich“ der schwedischen Oberhoheit.

1632

(16. November) In Erfurt, im Haus „Zum Schwarzen Löwen“, Anger 11, erhält die Gemahlin des Schwedenkönigs Maria Eleonore die Nachricht vom Tode Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen.

1635

(27. April) Wolfgang Ratke (Ratichius) (1571 bis 1635), einer der bedeutendsten deutschen Pädagogen, stirbt in Erfurt, wohin er 1634 übersiedelt war. Er wird in der Barfüßerkirche begraben.

1635

Der Rat der Stadt muss den ihm von Gustav II. Adolf geschenkten mainzischen Besitz nach dem Frieden von Prag wieder herausgeben.

1637 bis 1650

Die Stadt Erfurt wird unter ihrem Feldherren Johann Banér erneut von Schweden besetzt. Die Rechte des Erzbischofs und der katholischen Geistlichkeit werden nicht angetastet. Während der in Münster und Osnabrück geführten Friedensverhandlungen wird die Reichsstandschaft nicht erreicht („Westfälischer Friede“ von 1648).

1640

Seit 1640 wirken Angehörige des Musikergeschlechts Bach in Erfurt.

1642

Wiederaufbau des von den Schweden zerstörten Schützenhauses.

1650

(7. November) Kaiser Ferdinand III. bestätigt den zwischen dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn und der Stadt Erfurt gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedensvertrages am 18. Juli 1650 abgeschlossenen Restitutionsrezess, der in die Bestätigung inseriert ist. Der umfangreiche Vertrag bestätigt Kurmainz alle Rechte in Erfurt, wie es sie vor 1618 besessen hatte. Am 8. September 1650 beginnt ein mehrere Tage während Dank- und Friedensfest, womit Erfurt den Abzug der schwedischen Besatzung feiert.

1655

Heinrich Wilhelm Ludolf, Begründer der deutschen Slawistik, in Erfurt geboren. Er stirbt 1710 in London.

1655

Der Augustiner-Eremiten-Orden erwirbt den Valentinerhof an der Wigbertkirche und baut ihn zu einem neuen Kloster aus. Unter dem Prior Augustinus Gibbon de Burgo, der 1655 sein Amt antritt, erfährt das Kloster eine erste Blüte.

1658

Die Jesuiten kehren nach Erfurt zurück und verstärken ihre Arbeit. 1658 hat das Kolleg 12 Mitglieder: sechs mit der Seelsorge beschäftigte Priester, zwei Magister und vier Brüder.

1662

Eine kaiserliche Kommission verlangt die Herausgabe des Rezesses, der keine Schmälerung städtischer Rechte gegenüber dem Erzbischof zulassen soll, und verurteilt den Rat zu einer Buße von 4.800 Talern. Die Bevölkerung protestiert, und die kaiserliche Kommission muss fliehen.

1662

(22. September) Der Erfurter Rat warnt die Bürgerschaft vor Unruhen und Zwiespalt und fordert zu Einigkeit und Gehorsam auf. Die Aufforderung des Rates bezieht sich auf ein Mandat des Kaisers vom 2. Februar 1662, mit dem der Rat aufgefordert worden war, "dass derselbe mit angelegenem Fleiß darob seyn solle, damit künftig alhier Factiones, Ärgernis und Weitläufigkeit verhütet und wieder die, so darzu Ursach geben, hiesigen Statutis gemäß mit nachdrücklichem Ernst und Straffe verfahren werde".

1663

(28. September) Der Reichsherold erscheint, um die Reichsacht zu verkünden. Bereits am Stadttor wird er „von der rasenden... bürgerschaft gar übel empfangen“, arretiert und schließlich fortgejagt. Mit der „Real-Exekution“ der Acht wird vom Kaiser der Erzbischof von Mainz beauftragt.

1663

(6. November) Truppen des Erzbischofs von Mainz erscheinen vor den Toren Erfurts. Sie ergreifen bei Gispersleben zwei Erfurter Bürger, foltern und erhängen sie. Die mainzischen Soldaten werden durch die Bürgerwehr zurückgeschlagen.

1663

(20. November) Der Ratsherr Volkmar Limprecht, der die Belange des Erzstifts vertritt, wird hingerichtet. Die Übergriffe der mainzischen Soldaten lösen einen Aufstand aus, der sich gegen mainzfreundliche Ratsherren richtet.