Bilder-Geschichten: Domplatz mit Dom und Severikirche
Bildmotiv aus der Sicht des 16. Jahrhunderts
Bildbeschreibung
Eine um 1810 entstandene Farblithografie von Johann Imanuel Uckermann präsentiert den Domplatz mit Dom und Severikirche.
Das Besondere an der Druckgrafik ist, dass das Bildmotiv aus der Sicht des 16. Jahrhundert gezeigt wird. Um eine Gesamtansicht zu schaffen, wählt der Künstler eine Zentralperspektive, die sich leicht nach oben verschiebt. Dabei stehen der imposante Bau des Domberges und der Domplatz im Mittelpunkt. Links erstreckt sich der Sankt Marien-Dom mit seinen drei Turmspitzen bis zum oberen Bildrand. Den Abschluss bilden bogenförmige Steinkonstruktionen, die den Chor des Doms tragen.
Die Severikirche befindet sich rechts neben dem Dombau. Auch hier schmücken drei spitze Türme die Kirche, so dass die Dächer weit in den Himmel ragen. Eng aneinandergereihte Häuser ziehen sich stufenweise bis zum Domplatz herunter. Dieser nimmt zwei Drittel des Bildraumes ein und wird durch schmale Wasserläufe gegliedert. Im vorderen Bereich sind unter den Bäumen einige Menschengruppen versammelt.
Mittig befindet sich ein Brunnen, der durch seine Form an eine Turmspitze erinnert. In der rechten Bildhälfte erkennt der Beobachter eine Galgenvorrichtung mit dem angrenzenden Henkershaus, in dem der Scharfrichter wohnte.
Werkgenese
Uckermanns Schaffensperiode wird vom frühen 19. Jahrhundert bis zu seinem Tod 1842 datiert. Dementsprechend kann das Werk von 1810 in seine frühe Schaffenszeit eingeordnet werden. Mit seiner Farblithografie verweist Uckermann auf den Domplatz als Gerichtstätte, die im Stadtkern errichtet wurde.
Deutung, Historische Quelle
Historische Quellen besagen, dass auf dem Domplatz ein Henkershaus mit Galgen und Vorrichtungen für Hinrichtungen standen. Der Erfurter Blaufärbemeister Hans Krafftin beschreibt diese Aussage in seiner Chronik aus dem 17. Jahrhundert. Das Henkershaus soll im Jahr 1632 durch Brandstiftung vernichtet worden sein, dementsprechend gab es keine weiteren Hinrichtungen auf dem Domplatz. Die wichtigste Hinrichtungsstätte in Erfurt war der Hanseplatz, der zur Zeit des Spätmittelalters außerhalb der Stadt lag.
Der Domplatz in einer Beschreibung von 1842
Der Friedrich-Wilhelm-Platz, jetzt der größte und ansehnlichste Platz der Stadt, liegt am Fuße des Dom- und Petersberges und begreift, außer dem ehemaligen Graden, auch einen Teil des sonstigen Rubenmarktes, von der Marktstraße bis zur Marbacher Gasse und den Raum, den sonst die zwischen beiden befindlichen Gassen einnahmen. Da diese Gegend zu den höchsten der Stadt gehört, so lässt sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass hier in der Gegend des Petersberges der Anbau der Stadt begann und sich von hier aus immer weiter gegen Osten und Süden, nach dem Flussbette der Gera hin, ausbreitete. Die vornehmste Zierde dieses Platzes bildet an seiner westlichen Seite der Prospekt der beiden großen Kirchen, des Doms und der Severi-Kirche, zu deren erhabenem Standpunkte die breiten Stufen emporsteigen. Die Geschichte belehrt uns, dass in der nächsten Umgebung dieser Kirchen sich Vieles im Laufe der Zeiten verändert hat. […] Auch die breiten Stufen des Domes herab lief eine Reihe Häuser bis auf den Platz, der von diesen Stufen (gradus) den Namen Graden führte; und ebenso standen unter der Cavate Wohnhäuser, die späterhin der jetzt auch verschwundenen Hauptwache weichen mussten. Der Graden selbst bildete vormals ein ziemlich gleichseitiges Viereck, war aber in älteren Zeiten auf zweierlei Weise verunstaltet, indem das Wasser quer über den Platz floss und eine Reihe kleiner Häuser (die Salzhäuser, weil sie nach ihrer ursprünglichen Bestimmung zum Salzverkauf dienten) sich von den breiten Stufen her der Länge nach in denselben hereinzog.
Quelle: Beschreibung der vorzüglichsten Plätze, Straßen und Gebäude der Stadt Erfurt, Erfurt 1842 / Reprint Erfurt 1990