Die Ausstattung des Hohen Chores der Kaufmannskirche mit Werken der Erfurter Künstlerfamilie Friedemann: Vortrag mit Prof. Dr. Stefan Bürger, Universität Würzburg

26.06.2015 14:01

Am Dienstag, dem 30. Juni, 19 Uhr, spricht Prof. Dr. Stefan Bürger von der Universität Würzburg, Institut für Kunstgeschichte, im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung "Kontroverse und Kompromiss. Der Pfeilerbilderzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionalität im Erfurt des 16. Jahrhunderts" im Angermuseum Erfurt zum Thema "Die Ausstattung des Hohen Chores der Kaufmannskirche mit Werken der Erfurter Künstlerfamilie Friedemann".

Kircheninneres.
Foto: Taufstein und Altarretabel der Friedemann-Werkstatt in der Kaufmannskirche Erfurt Foto: © Falko Behr

Dass die Kaufmannskirche für Erfurt von durchaus hoher Bedeutung ist, hat sie auch ihrer zentralen Lage am Anger zu verdanken, aber vielmehr noch ihrer Bedeutung als historischer Ort. Um diesen Geschichtswert aufzudecken, sind die Ausstattungsstücke ihres Chorraums, ihr Altar, die Kanzel und das Taufbecken höchst aufschlussreich. Zum einen stellen die Werke der Zeit um 1600 künstlerische Meisterstücke aus der bedeutenden Erfurter Friedemann-Werkstatt dar. Dies ist bekannt und schon oft gewürdigt worden.

Weniger bekannt ist, in welcher Weise die Kunstwerke als Medien auf die gesellschaftlichen, auf konfessionelle und kulturelle Veränderungen reagierten. In der Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte die Reformation ihren Höhepunkt, begleitet von einer Medienschlacht der Bildkünste und Druckerzeugnisse. In Erfurt führte dies konkret zu Konfrontationen zwischen der nunmehr überwiegend protestantisch orientierten Stadtbevölkerung und dem Mainzer Erzbischof als katholischem Stadtherrn. Bei diesen Auseinandersetzungen spielte die Kunst eine wichtige Rolle, da sie Positionen medial vermitteln und festigen konnte. Vor diesem Hintergrund stellt das Ensemble der Kaufmannskirche ein herausragendes Zeugnis dar, sowohl was die Dichte ihrer Inhalte anbelangt, als auch ihre künstlerischen Strategien. Für die Zeit um 1600 war dies – wir würden sagen – ganz großes Kino.

Der reich bebilderte Vortrag von Prof. Dr. Stefan Bürger stellt die medialen Absichten der Werke untereinander, aber auch die Bezüge der Kunstwerke und ihre Vermittlungsrollen in der bikonfessionell geprägten Stadt anschaulich dar.