Vom rechten Christenmenschen: Luthers Predigt in der Erfurter Kaufmannskirche
Die Kaufmannskirche ist eine der ältesten Erfurter Pfarrkirchen (1248). Beim Stadtbrand 1291 wurde die romanische Kirche weitgehend zerstört. Die Weihe ihres gotischen Neubaus ist urkundlich für das Jahr 1368 belegt.
1668 wurden hier die Eltern Johann Sebastian Bachs getraut.
1944 wurde die Kaufmannskirche bei einem Bombenangriff durch eine Luftmine schwer beschädigt, die Beseitigung der Schäden konnte erst 1952 abgeschlossen werden.
Direkt an der Kaufmannskirche, auf dem Erfurter Anger, befindet sich das Erfurter Lutherdenkmal.
Martin Luther besuchte auch nach seiner Übersiedlung nach Wittenberg 1511 immer wieder Erfurt, predigte in Erfurter Kirchen und pflegte Kontakte. Auf Bitten Johannes Langs predigte der Reformator am 22. Oktober 1522 in der Kaufmannskirche "Einn Sermon zu Erphordt auff Sant Severs tag geprediget vom creutz und leiden eins rechten christen menschen".
Der Reformator sollte damals Uneinigkeit im evangelischen Lager schlichten. Er vermittelte seine reformatorischen Gedanken, dass Glaubensgewissheit allein aus der heiligen Schrift zu erlangen sei.
Der Predigttext wurde 1522 bei Michael Buchfürer in Erfurt gedruckt und liegt heute im Original in der Bibliothek des Augustinerklosters.
In die äußere Kirchenmauer der Kaufmannskirche in Richtung Anger und Martin-Luther-Denkmal wurde im Jahre 1917 in steinerner Kreuzform der Text „Am 22. Oktober 1522 predigte in der Kaufmannskirche Dr. Luther vom Kreuz und Leiden eines rechten Christenmenschen -1917-“ eingefügt.
Die nachreformatorische Chorausstattung der Kirche, Kanzel (1598), Taufstein (1608), Altar (1625), entstammen übrigens der Erfurter Holzbildhauer- und Steinmetzwerkstatt des Generationenpaars Friedemann d. Ä. und d. J. Sie sind Zeugen für das Selbstverständnis der Evangelischen Kaufmannsgemeinde.