Artikelreihe zum Stadtumbau - Nr. 11
Nachdem wir im letzten Beitrag die Gliederung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes dargestellt haben, möchten wir in den folgenden Beiträgen auf einzelne Bestandteile dieses Konzeptes näher eingehen. Wir beginnen heute mit den übergeordneten Zielen und Leitbildern der Stadtentwicklung, die am Anfang des Gesamtstädtischen Teiles stehen werden.
Im zweiten Artikel "Ziel und Zweck eines Stadtentwicklungskonzeptes" haben Sie bereits erfahren, warum eine Stadt langfristige Ziele und Leitbilder für ihre Entwicklung aufstellen sollte. Gerade bei zurückgehenden Einwohnerzahlen ist es wichtig, weiterhin die "große Linie" zu verfolgen. Dabei sind folgende Aspekte von besonderer Bedeutung:
Es ist absehbar, dass sich die Konkurrenz der Städte um Einwohner und Gewerbetreibende weiter verstärken wird. Zentrale Aufgabe ist es daher, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, um in diesem Wettbewerb bestehen zu können. Die Entwicklungsziele orientieren sich an dem Leitmotiv „Stark in der Mitte - die Mitte stärken“. Das beschreibt die guten Voraussetzungen, aber auch die Handlungserfordernisse der zukünftigen Stadtentwicklung. Ein Gunstfaktor ist dabei die zentrale Lage in der Mitte Deutschlands, die mit der Realisierung der ICE-Strecke München - Erfurt - Berlin weiter verbessert wird. Als Zentrum von Handel, Dienstleistung, Ausbildung und Kommunikation ist Erfurt schon heute Mittelpunkt der Wirtschaftsregion. Vorhandene Potenziale für eine regionale Zusammenarbeit, insbesondere mit Weimar und Jena, sollten künftig intensiver genutzt werden. Als Beispiel für die vielfältigen verbindenden Funktionen sei die positive Entwicklung als Kongress- und Tagungsstandort genannt, die Bedeutung als Sportstadt, aber auch die Wirtschaftsstruktur.
Im Wettbewerb der Kommunen ist es besonders wichtig, den überregionalen Bekanntheitsgrad von Erfurt und seiner hohen Lebens- und Standortqualität weiter deutlich zu verbessern. Das historische Stadtzentrum bestimmt dabei Identität und Image der Stadt. Eine erfolgreiche Entwicklung der Altstadt ist auch eine wichtige Grundvoraussetzung für die weitere positive Entwicklung von Wirtschaft und Forschung. Die spezielle Ausrichtung der Hochschulen unterstützt diese Profilbildung: Erfurt zieht schon heute viele junge Menschen an, die hier ihre Ausbildung machen oder studieren möchten. Dabei kann Erfurt an die lange Tradition als geistig-kulturelles Zentrum Mitteldeutschlands anknüpfen.
Im Mittelpunkt der räumlichen Entwicklung steht die Konzentration auf Kernbereiche. Erfurt hat hervorragende Ausgangsbedingungen, um das Leitbild der "kompakten Stadt" umzusetzen: Das gewährleistet trotz Schrumpfung urbane Lebensqualität und Nutzungsvielfalt bei kurzen Wegen. Gleichzeitig kann damit dauerhaft eine bedarfsgerechte Versorgung und Betreuung zu angemessenen Kosten angeboten werden. Mit dem Vorhalten angemessener Flächen für den Wohnungsneubau soll auch zukünftig der Wunsch nach einem Eigenheim in der Stadt erfüllbar sein. Dazu sollen vorrangig Brachflächen in Innenstadtnähe und Standorte an den bereits vorhandenen Entwicklungsachsen verwendet werden.
Die durch den Stadtumbau frei werdenden Flächen bieten die Chance, Erfurt im Wettbewerb der Städte dauerhaft als "lebenswerte Großstadt im Grünen" zu positionieren. Ausgehend von den landschaftlichen Gegebenheiten und den vorhandenen Grünstrukturen wurde daher ein Grün- und Freiraumkonzept entwickelt, das darstellt, wie die bisher zergliederten Freiraumelemente schrittweise zu einem vernetzten System von öffentlichen und privaten Grün- und Freiflächen verbunden werden können. Das langfristige Zielkonzept sieht jeweils einen grünen Ring um die Innenstadt und um das zusammenhängend bebaute Stadtgebiet vor. Mit einer verbesserten Wahrnehmbarkeit der Gera und ihrer Wasserarme sowie mit dem Ausbau der "Erfurter Seen" am nördlichen Stadtrand kann dadurch nach und nach in der Stadt eine attraktive Freizeit- und Erholungslandschaft entstehen.
Im nächsten Artikel möchten wir Ihnen erläutern, wie das Stadtbeobachtungssystem aufgebaut ist und wie seine Ergebnisse in die Stadtumbauplanung einfließen sollen.