Artikelreihe zum Stadtumbau - Nr. 12
Nachdem sich der letzte Beitrag mit den Zielen und Leitbildern der Stadtentwicklung beschäftigt hat, möchten wir Ihnen nun einen wichtigen Baustein des Stadtumbaukonzeptes vorstellen: Das Stadtbeobachtungssystem.
Denn für einen wirkungsvollen Stadtumbau müsste man vorhersagen können, in welchen der von Leerständen betroffenen Gebieten künftig mit einer ausreichenden Wohnungsnachfrage für eine Konsolidierung zu rechnen ist. Gleichzeitig müsste man abschätzen, inwiefern dort tatsächlich Möglichkeiten für eine durchgreifende Konsolidierung bestehen. Wenn nämlich in einem Gebiet fast alle Straßen und Plätze saniert sind, das Wohnumfeld aufgewertet ist, die meisten Häuser saniert sind und trotzdem die Einwohnerzahlen weiter abnehmen, dann wird man kaum noch etwas unternehmen können, um ein Gebiet zu stabilisieren. Klar ist auch, dass man dabei sehr genau hinsehen muss und nicht ganze Stadtteile über einen Kamm scheren kann.
Deshalb hat die Stadt ein kleinräumiges Stadtbeobachtungssystem eingerichtet, das für etwa 160 bewohnte Beobachtungsgebiete laufend ermitteln soll, wo Leerstandsprobleme bestehen und wo die Ausgangsbedingungen für einen effizienten Stadtumbau möglichst günstig sind. Im Rahmen des Stadtumbaukonzepts konzentriert es sich deshalb auf die Indikatoren, die tatsächlich einen Aufschluss über zu erwartende Nachfrageentwicklung und die dem gegenüber stehenden Möglichkeiten für ein Eingreifen ("Intervention") erlauben. Daraus ergeben sich vier Themenbereiche ("Säulen"), die für eine Beurteilung in Frage kommen:
1. die tatsächliche heutige Leerstandsbetroffenheit,
2. die bisherige Wohnungsnachfrage und die anzunehmende weitere Nachfrageentwicklung,
3. die städtebaulichen und stadtstrukturellen Qualitäten und Mängel des Gebiets sowie
4. die tatsächlich nutzbaren Möglichkeiten für eine Aufwertung des Gebiets.
Als gesonderter Themenbereich wird die soziale Situation im Gebiet betrachtet, um Erkenntnisse über mögliche sozialplanerische Schwerpunkte einer Intervention zu gewinnen.
Dazu werden jährlich aktualisierbare Daten der kommunalen Statistik und eine formalisierte Beurteilung der städtebaulichen und stadtstrukturellen Standortbedingungen verwendet. Für die Bewertung der Nachfrageentwicklung wird zum Beispiel die Veränderung der Anzahl an Erwachsenen in den vergangenen drei Jahren, ihre Zuzugs- und Fortzugsbilanz sowie die Altenquote betrachtet. Für Städtebau und Stadtstruktur werden die weitgehend unveränderlichen Eigenschaften eines Beobachtungsgebietes bewertet, also die stadträumliche Qualität, die Lage im Stadtgefüge, die Zentrumsnähe, die Lage zu Naherholungsmöglichkeiten, die Belastung durch Lärm und Abgase sowie die Infrastrukturausstattung.
Bei den Aufwertungspotenzialen werden alle Eigenschaften bewertet, die durch Stadterneuerungsmaßnahmen verbessert werden könnten. Dies sind die Verbesserung des öffentlichen Raumes (Gehwege, Straßen und Plätze), der Grünausstattung (Straßenbäume, Wohnumfeld, Grünflächen im Gebiet), die Sanierung noch unsanierter Gebäude bzw. deren Rückbau sowie die mögliche Schaffung neuer Parkplätze für die Bewohner. Die Bewertung aller vier Säulen erfolgt immer so, dass eine hohe Punktzahl in der Bewertung eine hohe Wirksamkeit von Stadtumbaumaßnahmen bedeutet. Zur besseren Vergleichbarkeit werden deshalb alle Säulen in eine einheitliche Bewertung von 0 bis 100 Punkten umgerechnet.
Leider ist die Datengrundlage zur Beurteilung der Sozialen Situation aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktreformen (Hartz-IV) zu einem großen Teil entfallen. Bis auf weiteres kann hier nur mit wenigen Ersatzindikatoren gearbeitet werden. Aus Datenschutzgründen dürfen diese auch nur für die jeweiligen Stadtteile insgesamt verwendet werden.
Im nächsten Artikel wird erklärt, wie die Auswertung des Stadtbeobachtungssystems erfolgen soll und wie daraus die Grundtypen der Intervention abgeleitet werden können.