Naturkundemuseum
Vier Ausstellungsetagen, durchragt von einer 14 Meter hohen Eiche, präsentieren die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Im Keller liegt die schwankende Arche Noah vor Anker und macht auf die weltweite Bedrohung der Artenvielfalt aufmerksam.
Geschichte
Das Naturkundemuseum Erfurt wurde am 29. Oktober 1922 eröffnet. Es verdankt seine Existenz zahlreichen Erfurter Bürgern, vor allem dem Lehrer Otto Rapp (1878 – 1953).
In der Ausstellung versuchte man Pflanzen und Tiere in ihren Wechselbeziehungen zur Umwelt darzustellen. Diese neue Art der Präsentation fand auch außerhalb Erfurts viel Anklang und Beachtung.
1968 wurde im Zuge einer "Rekonstruktion" die Ausstellung abgebaut und die Sammlungen ausgelagert. Danach waren die Erfurter naturwissenschaftlichen Sammlungen heimatlos und hatten eine Odyssee durch zugige Lagerräume, staubige Dachböden und offenstehende Kirchen vor sich. Die so entstandenen Schäden übertrafen die Kriegsverluste bei weitem.
Nach der politischen Wende forcierte der Erfurter Rat den Neuaufbau des Naturkundemuseums in der Ruine des Waidspeichers aus dem Jahre 1527 in der "Großen Arche 13/14". Am 5. März 1995 konnte das alte Erfurter Naturkundemuseum in dem aufwändig rekonstruierten Gebäude völlig neu präsentiert werden.
Die Ausstellung
Gleichermaßen als Symbol des Lebens und dieses Museums ragt eine 350-jährige Stiel-Eiche durch die vier Etagen, die den Tieren, Pflanzen und Gesteinen Thüringens gewidmet sind. In Höhe der Baumwurzel – dem Erdgeschoss – wird gezeigt, was für vielfältige Spuren die verschiedenen Epochen der Erdgeschichte in Thüringen hinterlassen haben.
Eine Gesteinsmauer macht die Vielfalt der Gesteine, ihre unterschiedlichen Oberflächen und Farben hautnah erlebbar. Die Eiche umkreisend steigt man hinauf zu den Wäldern Thüringens (1. Etage) und ihren Bewohnern. Sie können mit eigenen Augen sehen, warum im Hainich der 13. Nationalpark Deutschlands ausgewiesen wurde. Vielleicht testen Sie hier Ihre Vogelstimmenkenntnisse oder erfreuen sich einfach an dem Gesang!
Den Lebensräumen des Offenlandes begegnet man in der 2. Etage: fruchtbare Böden werden immer intensiver bearbeitet. Wen wundert’s, dass die Artenvielfalt der Feldraine nun museumsreif ist? Auf den Trockenrasen flachgründiger Böden findet man dagegen heute noch eine atemberaubende Menge bunter Pflanzen und Tiere. Auch wir laden ein zum Schauen, zum Suchen und zum Staunen. Sie können sich dabei das Grillenkonzert mit Flügel und Bein anhören und danach im Weiher glasklar sehen, wer alles im Trüben fischt. Hinter der Stadtmauer im Dachgeschoss finden Sie die Natur in der Stadt: Vom Heimchen bis zum heimlichen Steinmarder. Auf dem Stadtrasen ringt die Amsel mit dem Regenwurm, während es auf Brachland richtig lebhaft zugeht. Natürlich "hausen" hier quicklebendige Ratten, auf den anderen Etagen haben Sie schließlich auch Lebendiges vorgefunden!
Sonderausstellungen
Ist der alte Speicher ganz und gar den Thüringer Landschaften gewidmet, so öffnen sich in der ersten Etage zwei Türen anderen Themen. Die hier gezeigten Sonderausstellungen sind oft Eigenproduktionen des Naturkundemuseums, gelegentlich Kooperationen oder auch Präsentationen von Künstlern zu Naturthemen. Sie nutzen den großen Fundus des Hauses, der ansonsten den Blicken des Publikums verborgen bleibt. Dabei wird Angerissenes vertieft, andere Lebensräume vorgestellt und naturkundliche Zusammenhänge aus einem anderen Blickwinkel in unterhaltsamer Form aufbereitet.
Die Sammlungen
Der Besitz von Sammlungen ist das wesentlichste Merkmal eines Museums. Sie unterscheiden Museen von anderen Ausstellungseinrichtungen. Sammlungen sind Schatzkammern. Vom Besucher weitgehend unbemerkt, sind sie es, die den Ruf eines Hauses über Ländergrenzen hinweg prägen. Die Bedeutung von naturwissenschaftlichen Sammlungen wurde 1992 auf dem "Gipfel von Rio" mit der Forderung nach Erfassung und Erhaltung der biologischen Vielfalt (Biodiversität) als eine der Hauptaufgaben der internationalen Staatengemeinschaft eindrucksvoll ins Blickfeld gerückt.
Längst sind moderne wissenschaftliche Sammlungen weit mehr als ein Archiv von Belegstücken. Neue Methoden der modernen Genetik erlauben eine effektive und vielseitige Nutzung der in gut dokumentierten Sammlungen vorhandenen Informationen. Mit ihrer Hilfe findet die biosystematische Forschung Antworten auf die Fragen zu Herkunft, Verwandtschaft und Besonderheiten von Arten.
Das Naturkundemuseum Erfurt verfügt über wertvolle und umfangreiche naturwissenschaftliche Sammlungen, die entweder durch Spender an das Museum gelangten oder durch eigene Forschungstätigkeit vervollständigt wurden.
Unter den zoologischen Sammlungen ist die entomologische Sammlung (Insekten) mit etwa 350.000 Tieren in mindestens 20.000 Arten die umfangreichste. Sie enthält zahlreiche für die Wissenschaft neu beschriebene Arten (Typen).
Etwa 55000 Einzelstücke enthält die Molluskensammlung, mit dem Schwerpunkt auf Arten Mitteldeutschlands.
Vorwiegend als "Nasspräparate" sind die etwa 4.500 Amphibien und 800 Reptilien der herpetologischen Sammlung aufbewahrt.
Die etwa 4.000 Exemplare umfassende Vogelsammlung enthält neben Vogelbälgen, Skeletten und Eiern auch Gewebeproben für genetische Untersuchungen.
Gleiches gilt für die etwa 1200 Individuen umfassende Sammlung von Säugetieren.
Die botanische Sammlung, in der etwa 12.500 Pflanzen herbarisiert sind, enthält fast alle Arten Thüringens, sowie 2.000 Belege Thüringer Laub- und Lebermoose.
Etwa 15.000 Fossilien umfasst die paläontologische Sammlung, vor allem solche des Muschelkalks. Darunter befinden sich vorzüglich präparierte Fossilplatten und die größte Sammlung von Muschelkalk-Ceratiten.
Die mineralogische Sammlung umfasst gegenwärtig 7.000 Minerale, zum großen Teil von deutschen Fundorten.
Die Pflege und Erweiterung dieser Sammlungen sowie die Aufbereitung für eine wissenschaftliche Nutzung ist eine Hauptaufgabe eines Naturmuseums.
Naturkundemuseum
Direktor
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr
Führungen nach Vereinbarung
Hinweise zur Barrierefreiheit
Öffentliche Behindertenparkplätze im Parkhaus "Am Dom", etwa 400 m entfernt über unebenes Kopfsteinpflaster. Zugang zum Museum über eine Rampe (4 m lang, 1 m breit, 7 %). Aufzug ins Erdgeschoss sowie die 1. und 2. Etage. Nutzung in Begleitung des Personals. Im ganzen Museum immer wieder Rampen bis maximale Steigung von 12 % und maximale Länge von 12 m. Mobile Rampe in der 2. Etage nur mit Begleitung nutzbar. Arche Noah und die 3. Etage für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Führung – auch für Blinde – nach Voranmeldung möglich. Assistenzhunde erlaubt.
Hinweis zum WC
Anfahrbarkeit nur rechts = 100 cm, Tiefe = 60 cm.