Luther und die Humanisten der Engelsburg

Das heutige Studentenzentrum Engelsburg mit lauschigem Biergarten und Veranstaltungskeller war einst der Sitz des Erfurter Humanistenkreises um den "Poeten-König" Eobanus Hessus. 1537 wurde Luther hier durch seinen Freund Georg Sturtz medizinisch betreut.

Mit einer Satire wurde die Scholastik ins Lächerliche gezogen

Ein blaugrundiges Banner verläuft schräg über das Bild. Im Hintergrund ist ein historisches Haus zu sehen.
Foto: Das heutige Studentenzentrum Engelsburg in der Allerheiligenstraße Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Dunkelmännerbriefe

In der Engelsburg, dem heutigen Studentenzentrum in der Allerheiligenstraße, entstanden Teile der berühmten "Dunkelmännerbriefe" (1515-1517). Die sog. "Epistolae obscurorum virorum" waren eine Satire, mit der deutsche Humanisten die Scholastik ins Lächerliche zogen.

Wegen der nachgewiesenen Kontakte zwischen Martin Luther und den Humanisten  könnte man die Engelsburg als Lutherstätte annehmen. Ob er aber tatsächlich in dieser Zeit das Haus  betreten hat, ist nicht eindeutig nachweisbar, denn der hier beheimatete Humanistenkreis bildete sich erst nach 1505 heraus, als Luther bereits im Kloster war.

Foto: Theodor de Bry: Bildnis Eoban Hesse. Kupferstich, 16. Jahrhundert. Foto: © Stadtmuseum Erfurt / Luther-Sammlung

Belegt ist der Kontakt zum Humanistenkreis dennoch durch Johannes Lang, der 1506 Luthers Ordensbruder wurde und Griechischkenntnisse mit ins Kloster brachte. Erlernt hatte Letzterer die Sprache bei Nikolaus Marschalk, er gab sie, wohl in sehr rudimentärer Form, an Luther weiter. Luther war zu dieser Zeit noch im Hebräischen fortgeschrittener, dessen Anfangsgründe er unter Zuhilfenahme eines Lehrbuchs  des bekannten Hebraisten Johannes Reuchlin erlernt hatte. Das Sprach-Dreieck „Hebräisch-Griechisch-
Latein“ erschien im Kloster zum ersten Mal vor Luthers geistigem Auge.

Georg Sturtz pflegte den kranken Luther

Wegen späterer Aufenthalte des Reformators Luther, so auf dem Weg zum Marburger Religionsgespräch im Jahre 1529, kann man die Engelsburg dennoch zu den Lutherstätten rechnen.

1537 beispielsweise plagte Luther ein heftiges Blasensteinleiden. Auf seinem Weg von Schmalkalden nach Wittenberg wurde er deshalb von seinem Freund Georg Sturtz, einem der reichsten Bürger Erfurts und von 1516 bis 1526 Rektor der Universität, in der Engelsburg medizinisch betreut.

Kontakt

Ein grünbewachsener historischer Innenhof, rechts ein grünes Banner.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
workTel. +49 361 24477-0+49 361 24477-0 faxFax +49 361 24477-109
work
Allerheiligenstraße 20
99084 Erfurt
Thüringen