Luther und die Humanisten der Engelsburg
Mit einer Satire wurde die Scholastik ins Lächerliche gezogen
Dunkelmännerbriefe
In der Engelsburg, dem heutigen Studentenzentrum in der Allerheiligenstraße, entstanden Teile der berühmten "Dunkelmännerbriefe" (1515-1517). Die sog. "Epistolae obscurorum virorum" waren eine Satire, mit der deutsche Humanisten die Scholastik ins Lächerliche zogen.
Wegen der nachgewiesenen Kontakte zwischen Martin Luther und den Humanisten könnte man die Engelsburg als Lutherstätte annehmen. Ob er aber tatsächlich in dieser Zeit das Haus betreten hat, ist nicht eindeutig nachweisbar, denn der hier beheimatete Humanistenkreis bildete sich erst nach 1505 heraus, als Luther bereits im Kloster war.
Belegt ist der Kontakt zum Humanistenkreis dennoch durch Johannes Lang, der 1506 Luthers Ordensbruder wurde und Griechischkenntnisse mit ins Kloster brachte. Erlernt hatte Letzterer die Sprache bei Nikolaus Marschalk, er gab sie, wohl in sehr rudimentärer Form, an Luther weiter. Luther war zu dieser Zeit noch im Hebräischen fortgeschrittener, dessen Anfangsgründe er unter Zuhilfenahme eines Lehrbuchs des bekannten Hebraisten Johannes Reuchlin erlernt hatte. Das Sprach-Dreieck „Hebräisch-Griechisch-
Latein“ erschien im Kloster zum ersten Mal vor Luthers geistigem Auge.
Georg Sturtz pflegte den kranken Luther
Wegen späterer Aufenthalte des Reformators Luther, so auf dem Weg zum Marburger Religionsgespräch im Jahre 1529, kann man die Engelsburg dennoch zu den Lutherstätten rechnen.
1537 beispielsweise plagte Luther ein heftiges Blasensteinleiden. Auf seinem Weg von Schmalkalden nach Wittenberg wurde er deshalb von seinem Freund Georg Sturtz, einem der reichsten Bürger Erfurts und von 1516 bis 1526 Rektor der Universität, in der Engelsburg medizinisch betreut.