Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – das Weltaktionsprogramm 2015 – 2019
Mit Ende des Jahres 2014 wurde auch das Ende der Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erreicht. Damit ist jedoch nicht das Ende der Bildungsoffensive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ markiert. In der zum Abschluss der Konferenz verabschiedeten Erklärung wurden alle Mitgliedstaaten der Unesco aufgerufen, ihr Engagement für das Bildungskonzept BNE fortzuführen und zu erhöhen und im Rahmen eines Weltaktionsprogramms BNE weiter umzusetzen.
Das Weltaktionsprogramm BNE gibt den Rahmen für die Folgeaktivitäten zur UN-Dekade in den Jahren 2015 bis 2019 und besonders eine Fokussierung auf fünf wichtige Aktionsfelder vor:
- Schaffung eines förderlichen Umfeldes zur festen Integration von BNE in die nationale und internationale Bildung- und Entwicklungspolitik.
- Förderung ganzheitlich-institutioneller BNE-Ansätze in Bildungseinrichtungen.
- Fähigkeiten zur BNE-Vermittlung von Lehrerinnen und Lehrern, Ausbilderinnen und Ausbildern, Erzieherinnen und Erziehern sowie weiteren „Change Agents“ stärken.
- Die Jugend als wichtigen Akteur des Wandels besonders unterstützen.
- BNE-Aktivitäten in lokalen Bildungslandschaften verstärken.
Am 29. September 2015 wurde mit der Gründung der Nationalen Plattform „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Startschuss zur Umsetzung des Weltaktionsprogramm BNE (BNE-WAP) in Deutschland gegeben.
Ziel ist, in den kommenden Jahren „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ strukturell zu verankern und in die Breite zu tragen. Vorsitze der Plattform ist Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im BMBF.
Weitere Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verstärken das oberste Lenkungsgremium des Weltaktionsprogramms BNE in Deutschland. Die Nationale Plattform BNE wird einen Nationalen Aktionsplan erarbeiten und verabschieden.
Fachforen und Partnernetzwerke
Es werden Fachforen gebildet, die sich an den wichtigsten Bildungsbereichen orientieren. Diese Arbeitsgremien bündeln Fachkompetenzen und erarbeiten Handlungsempfehlungen zu ihrem jeweiligen Thema:
- Frühkindliche Bildung
- Schulische Bildung
- Berufliche Bildung
- Hochschulbildung
- Informelles und non-formales Lernen / Jugend
- Kommunen
Die Fachforen sind die Schnittstelle zwischen der Nationalen Plattform und weiteren Partnernetzwerken, die u. a. aus den Arbeitsgruppen der UN-Dekade hervorgehen. Partnernetzwerke bringen die Anliegen und Themen unterschiedlicher Akteure ein und gewinnen weitere Interessierte für die BNE.
Eine besondere Bedeutung wird mit dieser Aufgabenstellung auch den Städten und Gemeinden beigemessen, in denen Bildung und Lernen vor Ort tatsächlich umgesetzt wird.
Vom Projekt zur Struktur
Als Leitgedanke dient dabei weiterhin das Motto „Vom Projekt zur Struktur“. Ziel ist eine vermehrte Zusammenarbeit von Institutionen und Netzwerken, die BNE bereits als Leitbild verankert haben. Ein weiterer Fokus liegt auf der verstärkten Ansprache von Multiplikatoren und „Change Agents“: Mitstreiter, die in ihrer Einrichtung, Institution, ihrem Unternehmen oder Bereich die BNE im Sinne eines gesamtinstitutionellen Ansatzes voran bringen.
Die Nationale Plattform gab daher bei ihrer konstituierenden Sitzung am 29. September in Berlin auch den Startschuss für ein neues Auszeichnungsformat, welches durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen wurde. Damit wird an die erfolgreiche Auszeichnung von Projekten, Maßnahmen und Kommunen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ angeknüpft.
Bildung für nachhaltige Entwicklung bis 2030
Das Weltaktionsprogramm endet im Jahr 2019. Viel wurde in dieser Zeit erreicht. In den jährlichen Agenda-Foren wurden Best-practice-Beispiele aufgezeigt und Akteure ausgezeichnet, in Netzwerktreffen tauchten sich BNE-Initiativen, die Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum ihrer Arbeit stellen, sich vernetzen und austauschen. Dennoch bleibt viel zu tun. BNE ist in der Gesellschaft angekommen und Teil der Politik geworden. Dennoch bleibt viel zu tun. Die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele ist ein permanenter Prozess, der nicht endet. Damit sind auch die Ziele des Weltaktionsprogramms so aktuell wie zuvor.
Wie geht es nach 2019 mit dem Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter. Vor dem Hintergrund der globalen Bedeutung von BNE der Exekutivrat der Unesco in einer Resolution entschieden, die Implementierung von BNE weltweit auch nach Ende des WAP weiter voranzutreiben. Das nun veröffentlichte Unesco-Positionspapier zeigt nicht nur auf, wie es nach 2019 weitergehen könnte, sondern bettet BNE auch in den aktuellen Kontext ein.
Das Nachfolgeprogramm baut nicht nur auf dem Weltaktionsprogramm BNE auf, sondern auch auf die UN-Dekade BNE (2005 – 2014). Die Laufzeit orientiert sich dabei an den Sustainable Development Goals, die auch stärker in den Mittelpunkt rücken sollen. Sie ist bis 2030 angesetzt. Dabei sollen zahlreiche bewährte Instrumente beibehalten werden. vor allem die fünf prioritären Handlungsfelder.
Aber es gibt auch Erweiterungen. Um auch die weltweite Öffentlichkeit in die Entwicklung und Gestaltung der Zukunft von BNE mit einzubeziehen, hat die Unesco nun eine Online-Konsultation gestartet. Alle Akteure – Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft, Bürger – sind eingeladen, ihr Erfahrungswissen zu teilen und bis zu drei Anregungen und Vorschläge zu geben.
Die Konsultation zum Positionspapier, welches von Unesco -Mitgliedsstaaten in Zusammenarbeit mit zahlreichen engagierten BNE-Akteuren erarbeitet wurde, endeten im November 2018.Das endgültige Positionspapier für die Nachfolge des Weltaktionsprogramms soll dem Exekutivrat der Unesco im April 2019 und der Unesco -Generalkonferenz im November 2019 zur Verabschiedung vorgelegt werden.
Zur erfolgreichen Umsetzung einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ hat die kommunale Ebene eine besondere Bedeutung. Auf ihr verwirklichen sich alle anderen Handlungsfelder und Bildungsbereiche.
Im Erfurter Rathaus fand am 22.10.2015 eine Impulsveranstaltung zur Umsetzung des UN-Weltaktionsprogramms statt, auf der Mitglieder der Thüringer Landesregierung, Bildungsexpertinnen, Vertreter/-innen von außerschulischen Bildungseinrichtungen und Schulen, aus der Zivilgesellschaft, sowie aus Kommunen darüber berieten, wie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Thüringen weiter umgesetzt werden kann.
Der Bildungsexperte Prof. Dr. Gerhard de Haan, während der UN-Dekade Vorsitzender des Nationalkomitees Bildung für nachhaltige Entwicklung und heute wissenschaftlicher Berater der nationalen Plattform BNE, stellte in seinem Impulsreferat dar, welche Bedeutung „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und das Weltaktionsprogramm auf nationaler und internationaler Ebene haben und welche Perspektiven und Erfordernisse für deren Umsetzung auf Landesebene gesehen werden.
Die 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im September 2015 die Weichen für die kommenden 15 Jahre gestellt.
Der Sustainable Development Summit – eine hochrangige Plenartagung zur Annahme der Post-2015 Entwicklungsagenda – hat Sustainable Development Goals (SDGs), eine Nachfolgeagenda der zum Jahresende 2015 auslaufenden Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs), beschlossen.
Der UN-Gipfel hat in New York die „2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung“ verabschiedet. In 17 Entwicklungszielen dieser Agenda wird das Prinzip der Nachhaltigkeit mit der ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklung verknüpft.
Die Zielvorgaben richten sich an alle Staaten der Weltgemeinschaft. Sie sind gleichermaßen aufgefordert, sich für die 2030-Agenda einzusetzen und aktiv daran zu arbeiten, dass die Situation der Menschen und der Umwelt sich bis 2030 in vielen wichtigen Bereichen verbessert.
In den SDGs spielt Bildung eine deutlich größere Rolle. Während bislang der Zugang zu Grundbildung im Vordergrund stand, lautet das Ziel für die kommenden 15 Jahre definitiv, eine inklusive, gleichberechtigte, und hochwertige Bildung sicherzustellen und lebenslanges Lernen zu fördern.
Mit dem Unterziel 4.7 zum Hauptziel „Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern“ verpflichtet sich die Weltgemeinschaft, Lernenden weltweit das Wissen und die Kompetenzen an die Hand zu geben, Menschenrechte, Frieden, Geschlechtergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt zu befördern. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist dort ausdrücklich als Instrument genannt, mit dem dieses Ziel erreicht werden soll.
Unterziel 4.7
Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, welche notwendig sind, um Nachhaltige Entwicklung zu fördern. Hierzu zählen unter anderen Bildung für Nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensstile, die Förderung der Menschenrechte, der Geschlechtergerechtigkeit, einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, der Globalen Bürgerschaft, der Anerkennung kultureller Diversität und den Beiträgen von Kultur zu Nachhaltiger Entwicklung.“
Das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE-WAP) versteht sich somit als integraler Beitrag zur Umsetzung der neuen Agenda.