100.000 Besucher im Erinnerungsort Topf & Söhne seit dessen Eröffnung
„Das ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte für einen problematischen Ort, gegen dessen dauerhafte Markierung in der Stadt sich einst auch Widerstand regte“, so Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich. „Die Eröffnung des Erinnerungsortes war meine erste Pressekonferenz als Kulturdirektor, und ich hatte damals die klare Empfindung, dass die Stadt einen richtigen und mutigen Schritt geht, wenn sie die Verstrickung der hiesigen Bürger in den Holocaust thematisiert. Ich bin dem Team um Annegret Schüle dankbar für seine profunde, unermüdliche und ansteckend engagierte Arbeit, ohne die dieser Lernort nicht hätte wirken können. Ein Höhepunkt der internationalen Vermittlung des Themas Topf & Söhne war für mich die Herstellung der Wanderausstellung und deren erste Station in der Gedenkstätte Auschwitz im vergangenen Jahr. Erfurt hat sich damit als geschichtsbewusste, an Aufarbeitung und Versöhnung interessierte Stadt exponiert.“
Lange galt das ehemalige Firmengelände von J. A. Topf & Söhne als ein „Unort“, dessen Geschichte verdrängt zu werden drohte. Heute befindet sich in jenem Verwaltungsgebäude, in dem die Brüder Topf einst die Geschäfte mit der SS abwickelten, ein lebendiger Geschichts- und Lernort mit Dauer- und wechselnden Sonderausstellungen, dutzenden Veranstaltungen pro Jahr und einem umfangreichen Bildungs- und Vermittlungsangebot.
Die Verweildauer der Besucher im Haus ist hoch, ihre Auseinandersetzung mit der Mittäterschaft des Erfurter Unternehmens am Holocaust und weiteren Aspekten der nationalsozialistischen Verbrechensgeschichte intensiv. Die Hälfte der 100.000 Besucherinnen und Besucher wurden in Führungen oder in mehrstündigen Projekten pädagogisch betreut.
Bürgerschaftlich erstritten und von einem Förderkreis engagiert begleitet, wurde der Erinnerungsort Topf & Söhne als Geschichtsmuseum der Landeshauptstadt zu einem wesentlichen Bestandteil der Erfurter Geschichtskultur. Er trägt dazu bei, dass sich die Menschen in dieser Stadt und ihre Gäste auch den negativen Seiten der Stadtgeschichte stellen können und in dieser Begegnung mit der Vergangenheit in ihrer Haltung für Mitmenschlichkeit, Demokratie und Menschenrechte ermutigt werden.