Familienschicksal zwischen Stalins Terror und Hitlers Krieg: Buchvorstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne
Die dicht am Lebensalltag erzählte Kollektivbiografie ihrer Familie spielt in einer kaukasischen Kommune, im terrorisierten Leningrad, im Gulag und schließlich in der kasachischen Verbannung. Dort wurde die Historikerin 1949 in Karaganda als Enkeltochter und Tochter von Gulag-Häftlingen geboren. Ihre Eltern waren "auf ewig verbannt". Ihre Mutter war als Tochter deutscher Antifaschisten in die Sowjetunion gekommen und wurde mit der Verhaftung der Eltern und Geschwister zur "Volksfeindin". Ihr Vater war 1940 als Jude in die Sowjetunion geflüchtet und wurde nach sieben Jahren im "Arbeitsbesserungslager" in Workuta ebenfalls nach Karaganda verbannt. 1956 durfte die Familie nach Ostberlin ausreisen. Mit dem Ende der Emigration begann die Zeit des großen Schweigens, die in der DDR bis zu deren Ende andauern sollte.
Die Autorin war nach dem Studium der Germanistik und Geschichte als Redakteurin tätig und hat zahlreiche Publikationen und Ausstellungen zu deutschen Emigrantenschicksalen in der Sowjetunion erarbeitet. Auch für dieses Buch hat sie intensive Archivrecherchen betrieben und so die Hintergründe des Geschehens erhellt. Anja Schindler ist im Arbeitskreis Sowjetexil aktiv, der sich mit zahlreichen Projekten dem Gedenken an die in der sowjetischen Emigration verfolgten, deportierten und ermordeten deutschen Antifaschisten widmet. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt. Der Eintritt ist frei.