Verschwunden für immer! Erinnerung an den 100. Todestag der letzten Wandertaube – dem ehemals häufigsten Vogel unseres Planeten
Am 1. September 1914, vor genau 100 Jahren, zwischen Mittag und 13:00 Uhr starb die letzte Wandertaube. Wahrscheinlich ist es die einzige Tierart, bei der das Datum ihres Aussterbens so exakt bekannt ist.
Bis 1870 noch in gewaltigen Schwärmen auftretend, schafften exzessive und hemmungslose Bejagung in Verbindung mit der Zerstörung der Wald-gebiete, die als Brutplätze und Nahrungsreviere dienten, die Bestände in gerade mal einem Vierteljahrhundert faktisch auszulöschen. Nach Augen-zeugenberichten glichen die Jagden wahren Orgien, an denen Jung und Alt teilnahm und bei denen zuletzt herangetriebene Schwein mit Tauben-fleisch gemästet wurden.
Die Haltung in zoologischen Gärten als letztes Mittel der Rettung der Wandertaube, erwies sich bei dieser sozialen und gewöhnlich in großen Brutkolonien brütenden Vogelart als schwierig und schlug fehl. Die beiden letzten Individuen im Zoo von Cincinnati erhielten die Namen des ersten amerikanischen Präsidenten George Washington und seiner Frau Martha. George starb 1910 und so blieb Martha, selbst schon 1885 im Zoo geboren, die letzte ihrer Art. Sie starb am Mittag des 1. September 1914. Ihr Schicksal, von einem großen Publikum verfolgt, endete auf dem Präparationstisch des Nationalmuseums in Washington. Heute gehört sie zu den weltweit 1548 Präparaten dieser ausgestorbenen Tierart, von denen sich die meisten in Nordamerika, der Heimat der Wandertaube, befinden. In Deutschland gib es 73 Präparate, eines davon im Naturkundemuseum Erfurt.
In Amerika ist dieses traurige Jubiläum bereits seit Wochen in der Presse präsent. Im Naturkundemuseum Erfurt gibt es anlässlich des 100-jährigen Aussterbens der Wandertaube ab dem 31.08.2014 eine gesonderte Vitrine mit dem Erfurter Exemplar. Darüber hinaus werden vielfältige Informationen zur Wandertaube und ihrer Art ausgelegt.
Ein Vortrag am Mittwoch, dem 3. September um 19:30 Uhr unter dem Titel: „Goodby forever – oder wie man Milliarden verspielt“ stellt die Umstände des Aussterbens und die Schlussfolgerungen für uns heute ausführlicher vor. Referent ist der Kurator der Vogelsammlung Herbert Grimm. Der Eintritt ist frei.