Fritz Müller: Von Windischholzhausen in die Welt
Zum 200. Geburtstag von Fritz Müller – Einem der bedeutendsten Biologen des 19. Jahrhunderts
Geboren wurde er am 31. März 1822 als Johann Friedrich Theodor Müller. Mit seinem Vater, dem ortsansässigen Pfarrer, durchstreifte er den nahegelegenen Willrodaer Forst und erinnerte sich noch viele Jahre später an die botanischen Kostbarkeiten. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Mühlberg. Fritz – wie alle ihn nannten – besuchte die Dorfschule und erhielt zudem Unterricht von seinem Vater. So konnte er 1835 auf das Königliche Gymnasium in Erfurt wechseln und legte dort sein Abitur ab. Gewohnt hat er in dieser Zeit bei seinem Großvater, dem berühmten Apotheker Johann Bartholomäus Trommsdorff. Danach studierte er in Berlin und Greifswald Mathematik und Naturwissenschaften, später auch Medizin.
Persönliche Gründe wie auch Enttäuschungen über die gesellschaftliche Entwicklung in den deutschen Landen führten dazu, dass er 1852 mit Frau und Kind nach Brasilien auswanderte. Die Wahl fiel auf die Kolonie von Dr. Blumenau, den er im Hause seines Großvaters kennengelernt hatte. Alsbald begann er vor Ort mit Forschungsarbeiten und wurde 1856 Professor am Lyceo Provinciale der damaligen Provinzhauptstadt Desterro (1894 in Florianópolis umbenannt). Er blieb in ständigem brieflichen Kontakt mit Freunden und Fachkollegen in Deutschland. Noch gab es in Brasilien keine Fachzeitschriften, also publizierte er die Ergebnisse in seiner alten Heimat. Von dort erhielt er auch Fachliteratur, darunter 1861 das Buch „Über die Entstehung der Arten“ von Charles Darwin. Dieses Werk ermöglichte ihm einen neuen Blick auf seine Forschungen.
1864 veröffentlichte er seine sorgfältigen Studien zur Entwicklungsgeschichte der Crustaceen (Krebstiere) als Buch unter dem schlichten Titel „Für Darwin“, das ihn weithin bekannt machte. Regelmäßig tauschte er sich in Briefen nun mit Darwin auf, der ebenso wie beispielsweise Ernst Haeckel in der tobenden Auseinandersetzung um die Anerkennung der Evolutionstheorie sich auf die Beobachtungen von Fritz Müller berief.
Über 250 Arbeiten erschienen aus seiner Feder. Darwin nannte ihn den „Fürst der Beobachter“, mehrere deutsche Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde und zahlreiche Gesellschaften die Ehrenmitgliedschaft. Nach seinem Tode 1897 gestaltete man sein Wohnhaus zu einem Museu de Ecologia Fritz Müller um. Sein Erbe ist so lebendig, dass man dieses Jahr in Blumenau – die Stadt hat inzwischen fast doppelt so hohe Einwohnerzahl wie Erfurt – und in Florianópolis, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Santa Catarina, seines 200. Geburtstages in Ausstellungen und Festveranstaltungen gedenkt.
Auch im Naturkundemuseum Erfurt wird Fritz Müller mit einer Ausstellung geehrt. Diese ist vom 31.03. bis zum 28.05. zu sehen.
Autor: Ulrich Scheidt, Biologe und langjähriger Kurator des Naturkundemuseums Erfurt