Ein Mann und sein Carillon - In Trauer um Franz Ludwig
Über 60 Glocken bewegte er mit dem sogenannten Stockenklavier
Im Bartholomäusturm befindet sich seit 1979 ein großes Carillon. Seit Anfang der 1980er Jahre spielte Franz Ludwig selbst konzertant. Über 60 Glocken bewegte er mit dem sogenannten Stockenklavier - eine anstrengende Schlagarbeit, weder mit Klavier noch Orgel zu vergleichen.
1991 schied Franz Ludwig aus der Stadtverwaltung Erfurt aus. Doch auch im Ruhestand blieb er dem Carillon ehrenamtlich treu und spielte immer wieder zu besonderen Anlässen. Und er übernahm weit mehr als diese künstlerische Aufgabe.
Er initiierte und überwachte die dringend notwendige Glockensanierung, für die die Chance gegeben war, als 1992 die bauliche Sanierung des Turmes und der Haubenaufsatz anstand. So setzte er sich gleichzeitig für den Einbau einer Spielautomatik ein. Seitdem können die Erfurter und ihre Gäste dem Glockenspiel dreimal täglich lauschen.
Seine fast tägliche Arbeit im Turm über Jahre hinweg, der stetige Kontakt zu Künstlern der Internationalen Glockenspielvereinigung und seine Arbeit mit Jugendlichen verliehen ihm stets Kraft bei der auch körperlich aufwändigen Tätigkeit.
Deshalb sorgte er sich früh um einen Nachfolger, denn seine Gesundheit erlaubte ihm immer seltener zu spielen. 2010 erfüllte sich sein Wunsch. Der Erfurter Schriftsteller Ulrich Seidel fand Interesse an dem ungewöhnlichen Instrument und lies sich von der Begeisterung Franz Ludwigs inspirieren.
Die Stadtverwaltung und vor allem seine ehemaligen Kollegen in Angermuseum und Stadtmuseum halten Franz Ludwig in besonders liebenswerter Erinnerung und werden sein Vermächtnis - das Erfurter Glockenspiel - erhalten und bespielen.