"Ist das Kind von mir allein, so will ich gern Vatter sein"
"130 alte Schachteln" sind ab Sonntag, dem 30. November 2008 im Schlossmuseum Molsdorf zu betrachten. Die Gemeinschaftsausstellung des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt, des Thüringer Freilichtmuseums Hohenfelden und des Hinterlandmuseums Schloss Biedenkopf läuft bis zum 15. Februar 2009.
Die Herstellung der Schachteln war früher Handarbeit, benötigt wurde dazu vor allem Fichten- oder Tannenholz, das sich durch gute Spalt- und Formbarkeit auszeichnet. Für die Anfertigung der Seitenwände, der "Zargen" wurden große, gut gewachsene Bäume benötigt, die damals im Thüringer Wald reichlich vorhanden waren. In Thüringen konnte sich daher mit der Region zwischen Schleusingen und Sonneberg ein Herstellungszentrum herausbilden, das neben dem um Berchtesgaden zum bedeutendsten in Deutschland wurde. Aus Thüringen sind Spanschachteln nach Hessen, in alle Teile Nord- und Westdeutschlands und in das angrenzende Ausland geliefert worden. Den Schachtelmachern selbst gelang es jedoch in den seltensten Fällen, trotz großer Arbeitsbelastung, die im Thüringer Wald vorherrschende Armut zu überwinden.
Spanschachteln wurden oft mit religiösen Themen oder mit Blumen geschmückt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts gewannen die "Schachtelsprüche" auf den Schachteldeckeln an Bedeutung. Beliebte Themen waren Liebe, Verlöbnis, Hochzeit, Erotik, Tugend, Moral, Berufs- und Alltagsleben und vieles mehr. In einem Bauernschrank in Heyda allerdings wurde eine mit dem Spruch "Alle Jungfern an dieser Erten, wollen gerne Weiber werden" versehene Spanschachtel gefunden, die aus dem Jahre 1780 datiert.
Abb. rechts: "Ist das Kind von mir allein, so will ich gern Vatter sein". Spanschachtel aus dem Hinterlandmuseum Biedenkopf aus dem Jahre 1743