Wanderungsmotivbefragung 2020
In einer ersten Untersuchung werden die Ergebnisse zu vergleichbaren Fragestellungen der drei Erhebungen (Zu-, Weg-, Umzug) dargestellt. Von großem Interesse waren dabei relevante Gründe sowie der entscheidende Anlass für den Wohnortwechsel. Weiterhin waren Merkmale des bisherigen und des neuen Wohnortes sowie Wohnraumes relevant. Auch die Probleme bei der Wohnraumsuche wurden erfragt. Schließlich war auch die Zufriedenheit der Befragten mit dem alten und dem neuen Wohnort bzw. Wohnraum und die Änderung von Verhaltensweisen in Zusammenhang mit dem Umzug von Interesse.
In der Zuzugsbefragung wurden insgesamt 2.013, in der Wegzugsbefragung 3.374 und in der Umzugsbefragung 3.388 (ehemalige) Bürgerinnen und Bürger anhand einer Zufallsstichprobe im Altersbereich von 18 bis unter 59 Jahre befragt. Personen über 60 Jahren wurden in die Befragung nicht einbezogen, da die Umzugsbereitschaft ab diesem Lebensalter deutlich abnimmt. Die Grundgesamtheit, aus der die Zufallsstichprobe gewonnen wurde, beträgt für die Zuzugsbefragung 5.835 und die Wegzugsbefragung 5.781 Personen, wobei die Wanderungsbewegung in den letzten 12 Monaten erfolgen musste (März 2019 bis Februar 2020). Die Grundgesamtheit für die Umzugsbefragung liegt bei 11.235 Personen, wobei der Umzug in einem Zeitraum von 24 Monaten (ab März 2018 bis Februar 2020) stattfand.
Der Rücklauf für die Zuzugsbefragung liegt bei 28,6 Prozent (575 Personen), für die Wegzugsbefragung bei 25,7 Prozent (867 Personen) und die Umzugsbefragung bei 22,6 Prozent (767 Personen).
Im Rahmen der Zuzugsbefragung wurde zunächst untersucht, ob die Befragten zuvor bereits in Erfurt wohnhaft waren und ob es Vorbehalte gegenüber einem Umzug nach Erfurt gab. Anschließend wurde die voraussichtliche Wohndauer und die Abhängigkeit der Entscheidung erfragt.
In der Wegzugsbefragung wurde zunächst eruiert, ob sich die befragten Personen einen erneuten Umzug in die Landeshauptstadt vorstellen können. Von Interesse war weiterhin, wie lange die Befragten in Erfurt gelebt hatten und ob weiterhin Berührungspunkte mit der Landeshauptstadt Thüringens bestehen.
Die Umzugsbefragung beschäftigt sich mit den Befragten, die innerhalb Erfurts umgezogen sind. Themenblöcke betrafen in diesem Rahmen beispielsweise die Gründe für einen Wohnortwechsel in einen anderen Stadt- bzw. Ortsteil, die mit dem Umzug veränderten Wegezeiten zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte sowie die Präferenz für alternative Wohnformen.
Ein besonderer Dank gilt allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich an der Wanderungsmotivbefragung 2020 beteiligt haben.
Altersstruktur der Wanderungsmotivbefragung
Die Befragten der Zuzugsbefragung sind durchschnittlich 28,7 Jahre alt. In der Wegzugsbefragung sind sie im Mittel 30,4 Jahre. Das Durchschnittsalter der Probanden, die sich an der Umzugsbefragung beteiligten, beträgt 33,1 Jahre. Der Anteil der Zugezogenen ist dabei in der Altersgruppe der unter 25-Jährigen am größten. Vom Umzug in Erfurt ist am häufigsten die Altersgruppe der 30- bis unter 45‑Jährigen betroffen. Beim Wegzug aus Erfurt sind die Gruppen der unter 25-Jährigen und der 30- bis unter 45-Jährigen am deutlichsten in Bewegung – und das in fast gleichem Umfang.
Planungsraum der Wanderungsmotivbefragung
Anhand der Analyse nach Planungsräumen lassen sich Unterschiede hinsichtlich der Wanderungshäufigkeit feststellen. Im Zuzug sind insbesondere die Planungsräume City (34 Prozent) und Gründerzeit Oststadt (30 Prozent) bei den Befragten beliebt. Hingegen ist der Wegzug aus den Planungsräumen City (26 Prozent) und Gründerzeit Oststadt (31 Prozent) relativ hoch. Als Umzugsziel waren besonders die dörflichen Ortsteile (32 Prozent) interessant.
Entscheidende Gründe für den Umzug
In der Zuzugsbefragung gaben 58 Prozent der Befragten berufliche Gründe als ausschlaggebend für den Zuzug an. 22 Prozent begründeten ihren Zuzug mit äußeren Aspekten und bei einem Fünftel der Befragten waren Haushaltsveränderungen hierfür verantwortlich. Ein Prozent gab den Erwerb von Eigentum und neun Prozent die Wohnortnähe zu Angehörigen bzw. Freunden an.
Auch im Rahmen der Wegzugsbefragung waren berufliche Gründe bei 50 Prozent vornehmlich ausschlaggebend für einen Fortzug. 29 Prozent gaben äußere Aspekte, 18 Prozent Haushaltsveränderungen, neun Prozent die Wohnortnähe zu Freunden oder Angehörigen und acht Prozent den Erwerb von Eigentum als entscheidenden Wegzugsgrund an.
47 Prozent der Umziehenden gaben als Grund äußere Aspekte und 46 Prozent Haushaltsveränderungen an. 16 Prozent der Probanden sahen den Erwerb von Eigentum als maßgeblichen Grund für die Veränderung ihrer Wohnsituation. Weitere fünf Prozent gaben die Wohnortnähe zu Angehörigen und Freunden als entscheidendes Motiv an. Nur vier Prozent der Befragten äußerten berufliche Gründe als Anlass für den Umzug.
Interesse nach Wohnart
Fast 90 Prozent der zugezogenen Befragungsteilnehmer suchten ein Mietobjekt in Erfurt. Eigentum wurde von lediglich vier Prozent ins Auge gefasst.
Im direkten Vergleich suchten hingegen 63 Prozent der Teilnehmer der Wegzugsbefragung eine Mietwohnung und 23 Prozent nach einem Eigentum. 13 Prozent hielten nach beidem Ausschau.
Im Umzug suchten etwa zwei Drittel innerhalb Erfurts nach einer Mietwohnung, ungefähr 20 Prozent nach Eigentum und elf Prozent beides.
Wohnform vor und nach dem Umzug
Ein Vergleich der Wohnsituation der Befragungsteilnehmer der drei Erhebungen vor und nach ihrem Umzug zeigt, dass sich die Ergebnisse der Weg- und Umzugsbefragung annähernd ähneln. 81 Prozent der Fortziehenden und 82 Prozent der Umziehenden wohnen zuvor in einer Mietwohnung. Nach dem Umzug bzw. Fortzug wohnen hingegen nur noch 67 Prozent in einer Mietwohnung. In einem eigenen Ein-/Zweifamilienhaus wohnen nach dem Wegzug 22 Prozent und 18 Prozent nach dem Umzug.
Bei den Zuziehenden wohnen 94 Prozent in einer Mietwohnung nach der Ankunft in Erfurt, am alten Wohnort war es nur knapp die Hälfte der Befragten. In einem eigenen Ein-/Zweifamilienhaus wohnten vor dem Zuzug nach Erfurt 35 Prozent. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um die Eigentümer, sondern vielmehr um die erwachsen gewordenen Kinder (zur Aufnahme einer Ausbildung/eines Studiums).
An dieser Stelle sei auch auf die Ergebnisse der Wohnungs- und Haushaltserhebung 2020 verwiesen, welche gesondert betrachtet, wie viele Erfurterinnen und Erfurter überhaupt eine Veränderung der Wohnsituation anstreben und welche Wünsche sie diesbezüglich haben.
Interesse nach Gebäudetyp
Fast 80 Prozent interessieren sich bei ihrem Zuzug nach Erfurt für ein Mehrfamilienhaus. 21 Prozent gaben an, sich für ein Mehrfamilienhaus in Plattenbauweise zu interessieren. Beim Wegzug gaben 52 Prozent ein Interesse an einem Mehrfamilienhaus an, 15 Prozent an Wohnraum in einem Hochhaus, 13 Prozent an einem Reihen-/Doppelhaus und sieben Prozent an einem freistehenden Einfamilienhaus. Weiter betrachtend wurde gefragt, für welchen Gebäudetyp man sich in Erfurt interessiert habe. Es zeigte sich, dass das Interesse für den Gebäudetyp des Mehrfamilienhauses mit 69 Prozent am größten ist. Hierauf folgten 30 Prozent, die ein Interesse für ein Mehrfamilienhaus in Plattenbauweise angegeben haben.
Quellen zur Wohnraumsuche
Ein Vergleich der drei Wanderungserhebungen hinsichtlich der Nutzung verschiedener Anbieter zur Wohnraumsuche zeigt keine wesentlichen Unterschiede. Der Großteil verwendet hierzu Internetplattformen wie immowelt.de oder informiert sich mithilfe privater Kontakte oder Wohnungsunternehmen bzw. -genossenschaften. Lediglich Teilnehmer der Wegzugsbefragung nutzten häufiger auch mal einen Makler oder die Internetseite der Stadt Erfurt.
80 Prozent der Befragungsteilnehmer der Zuzugsbefragung suchten ihre neue Wohnung/ihr neues Haus/ihr neues Grundstück über eine Internetplattform. Knapp ein Viertel nutzte hierzu private Kontakte. Bei weiteren 19 Prozent erfolgte die Suche über Wohnungsunternehmen und –genossenschaften.
Auch der Großteil der Befragungsteilnehmer (83 Prozent) der Wegzugsbefragung nutzten Internetplattformen zur Wohnraumsuche. Ein weiteres Drittel informierte sich über private Kontakte und knapp ein Fünftel über Wohnungsunternehmen oder –genossenschaften. Zudem gaben Befragte der Wegzugsbefragung mit 16 und elf Prozent im Vergleich der drei Erhebungen am häufigsten an, für die Wohnraumsuche einen Makler oder die Internetseite der Stadt Erfurt genutzt zu haben.
Über zwei Drittel der Befragten der Umzugsbefragung nutzten Internetplattformen für die Wohnungs-/Haus- oder Grundstückssuche. Ein weiteres Drittel griff ebenso auf private Kontakte zurück und 28 Prozent informierten sich bei Wohnungsunternehmen und –genossenschaften.
Suchdauer
Beim Zuzug wurde die Suchzeit von 78 Prozent mit bis zu drei Monaten angegeben, 18 Prozent suchten vier bis sechs Monate und fünf Prozent noch länger.
Im Rahmen der Wegzugsbefragung sind 42 Prozent bis zu drei Monate mit einer Objektsuche beschäftigt, bei 20 Prozent dauerte diese vier bis sechs Monate. 38 Prozent suchten länger als sieben Monate, bevor sie Erfurt verließen.
Knapp die Hälfte der Teilnehmer der Umzugsbefragung gab an, bis zu drei Monate gesucht zu haben, 21 Prozent bis zu sechs Monate. Die übrigen Personen gaben zu 28 Prozent an, über diese Zeit hinaus gesucht zu haben.
Herkunft - alter Wohnort
Knapp die Hälfte der frisch in die Landeshauptstadt gezogenen Bürgerinnen und Bürger stammt aus Thüringen. Der Großteil hiervon aus Mittelthüringen (43 Prozent). Weitere 23 Prozent kommen aus Ostdeutschland sowie insgesamt knapp ein Drittel (30 Prozent) aus West- und Süddeutschland.
Vorbehalte beim Umzug nach Erfurt
Vorbehalte gegenüber einem Umzug nach Erfurt gab es für zwei Drittel der Befragten der Zuzugsbefragung nicht. 13 Prozent gaben als Vorbehalt die Mietpreise an und 20 Prozent hatten Vorbehalte aufgrund der sozialen Bindungen am alten Wohnort. Je ein Prozent hatten Bedenken bezüglich der Immobilienpreise oder der notwendigen Schulwechsel der Kinder.
Voraussichtliche Wohndauer in Erfurt
Über die Hälfte der Zugezogenen (56 Prozent) planen längerfristig, sprich mehr als drei Jahre, in Erfurt zu leben. 28 Prozent möchten lediglich zwei bis drei Jahre in Erfurt verweilen, zwölf Prozent voraussichtlich nur ein bis zwei Jahre. Drei Prozent der Befragten planen innerhalb eines Jahres Erfurt wieder zu verlassen.
Anlass für den Wohnortwechsel
Insofern der Wohnortwechsel beruflich begründet war, sollten die Befragten der Zuzugsbefragung daraufhin dies genauer differenzieren. 49 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in Erfurt ihren Studienplatz gefunden haben. Zwölf Prozent der Befragten kamen aufgrund ihrer Ausbildungsstelle nach Erfurt. Für 15 Prozent der Befragten ermöglichte sich aufgrund einer ans Studium bzw. an die Ausbildung anschließenden Arbeitsstelle die Möglichkeit, in der Landeshauptstadt zu bleiben. Bessere berufliche Zukunftsaussichten (neun Prozent) sowie eine finanzielle Verbesserung (sieben Prozent) stellten ebenso Gründe für den Wohnortwechsel dar wie die Verlegung der Arbeitsstelle oder die Versetzung (sechs Prozent).
Ankunft - neuer Wohnort
39 Prozent der Befragungsteilnehmer verbleiben nach dem Wegzug aus der Landeshauptstadt dennoch in Thüringen, der Großteil sogar in Mittelthüringen (56 Prozent). Weitere 22 Prozent in Ostdeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg), 14 Prozent ziehen nach Süd- (Bayern, Baden-Württemberg) und 13 Prozent nach Westdeutschland (Hessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen). Bei dem geringsten Anteil der Befragten (zehn Prozent) hatte der Umzug Norddeutschland (Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein) oder das Ausland (ein Prozent) zum Ziel.
Rückzug nach Erfurt in der Zukunft
Insgesamt 22 Prozent der Befragten der Wegzugsbefragung können sich vorstellen, wieder nach Erfurt zu ziehen. 37 Prozent beziehen dieses Szenario wenigstens in ihre Überlegungen mit ein. Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) kann sich tendenziell nicht vorstellen, nach Erfurt zurück zu ziehen und acht Prozent sind sich sicher, zukünftig nicht mehr in Erfurt wohnen zu wollen. Unentschlossen waren sieben Prozent.
Differenziert nach Regionen in Deutschland sowie Thüringen zeigt sich, dass insbesondere Befragungsteilnehmer, welche in den Osten von Deutschland (37 Prozent) bzw. nach Mittelthüringen (53 Prozent) verzogen sind, sich vorstellen können, erneut die Landeshauptstadt als Wohnsitz zu haben.
Wohndauer in Erfurt
Die Hälfte der Befragten der Wegzugsbefragung gab an, dass sie weniger als sechs Jahre in Erfurt gelebt hat. Hierunter befinden sich möglicherweise Befragte, welche zuvor für ein Studium in die Landeshauptstadt gezogen sind. Die andere Hälfte der Befragten lebten zwischen sechs und 45 Jahren in Erfurt. Dreiviertel der Befragungsteilnehmer wohnten weniger als 18 Jahre in Erfurt und nur fünf Prozent länger als 37 Jahre.
Gründe für die erfolglose Suche in Erfurt
Der Anteil der Befragten, welcher angab, vor ihrem Wegzug gezielt in Erfurt bzw. sowohl in Erfurt als auch außerhalb nach Wohnraum gesucht zu haben (n=320), wurde gebeten, anzugeben, warum die Wohnraum- oder Grundstückssuche in Erfurt erfolglos blieb. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) kritisierten das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis des zur Verfügung stehenden Angebots. 26 Prozent konnten keine Angebote in ihrer bevorzugter Wohnlage finden. Für 16 Prozent war die Qualität des Angebots sowie für 14 Prozent die unzureichende Ausstattung der Wohnung bzw. des Hauses, Grund außerhalb von Erfurt zu suchen. Weitere acht Prozent bemängeln zu lange Wartezeiten bei der Wohnraumsuche.
Erfolglose Suche beim Erwerb von Wohneigentum
Insofern der Erwerb von Wohneigentum der Grund für den Wegzug war, gab der Großteil dieser Personen (86 Prozent, n=53) an, dass ihnen die Bodenpreise in Erfurt zu hoch waren. 42 bzw. 26 Prozent der Eigentumsnachfrager haben kein passendes Grundstück bzw. ein zu kleines Grundstück in Erfurt gefunden. 41 Prozent gaben an, außerhalb der Landeshauptstadt Erfurt ein preiswertes Kaufangebot für ein Haus oder eine Eigentumswohnung erhalten zu haben. Der Erhalt eines Grundstücks aus familiärer Hand wurde von 23 Prozent der Befragten benannt.
Gründe für den Umzug in anderen Stadtteil
Ausschlaggebend für den Umzug in den gewählten Stadt- bzw. Ortsteil war am häufigsten das Finden einer geeigneten Wohnung/eines Hauses (36 Prozent). Fast genauso häufig wurde eine gute Verkehrsanbindung als Grund für die Wahl des Stadt-/Ortsteils genannt (35 Prozent). Darüber hinaus scheint auch der Ruf des Stadt-/Ortsteil von Bedeutung zu sein (26 Prozent). Lediglich acht Prozent waren bei ihrer Suche bezüglich des Stadt-/Ortsteils nicht wählerisch.