Studierendenbefragung 2022
Was bewegt die Erfurter Studierenden? Wie sind sie auf ein Studium in Erfurt aufmerksam geworden? Wie zufrieden sind sie mit den Gegebenheiten und Möglichkeiten an den Erfurter Hochschulen? Und was erhoffen sie sich vom Studieren und Leben in der Landeshauptstadt Thüringens? Diesen und weiteren Fragen wurde im Rahmen der ersten Studierendenbefragung der Stadtverwaltung in Kooperation mit dem Erfurter Hochschul- und Studierendenbeirat im Jahr 2022 auf den Grund gegangen. Hierzu wurden die Studierenden über die Mailverteiler der vier Erfurter Hochschulen mit der Bitte angeschrieben, sich anonym an der Erhebung zu beteiligen.
Das Erhebungskonzept umfasst unter anderem Fragen zum Image der Landeshauptstadt, zum Leben und Wohnen in Erfurt und zu den Zukunftsplänen der Studierenden. Mit den vorliegenden Ergebnissen der Befragung erhalten sowohl Verantwortliche aus Politik und Verwaltung als auch Akteure der beteiligten Erfurter Hochschulen vielfältige Hinweise für künftige Entscheidungen sowie die Weiterentwicklung von Werbemaßnahmen und Angeboten.
An der Online-Befragung nahmen 2.626 Studierende teil. Im Hinblick auf die zum Befragungszeitpunkt 10.521 Studierenden in Erfurt entspricht dies einer Rücklaufquote von ca. 25 Prozent.
Die individuelle Wahl des Studienorts Erfurt kann durch unterschiedliche Motive begründet sein. Welche Aspekte waren hierfür relevant und welche entscheidend?
Hierzu wurden den Befragten darauf abzielende Fragen gestellt und in der Auswertung nach erkennbaren Mustern geschaut.
Die Auswahl der Fragen im ersten Handlungsfeld "Erfurt als Studienort" war geeignet, zahlreiche Faktoren zu erfassen, welche die Wahl des Studienorts Erfurt hauptsächlich bestimmen. Zudem kann mithilfe der soziodemographischen Betrachtung (Betrachtung nach Alter, Geschlecht, Herkunft, Haushaltsstruktur, etc.) abgebildet werden, wo innerhalb der Stadt noch Unterschiede zwischen verschiedenen Personengruppen vorliegen.
Zufriedenheit mit der Nutzung von Informationsquellen zum Studienangebot
In der Bewertung der Informationsquellen zu Studienangeboten wurde der Besuch der Hochschule und bereits an der Hochschule Studierende am hilfreichsten bewertet (79 bzw. 78 Prozent sehr hilfreich und hilfreich). Vergleichbar positiv wurde die Studienberatung (77 Prozent) und die Homepage der Hochschule (74 Prozent) beurteilt. Auch ein Besuch der Stadt Erfurt wurde vielfach als hilfreich bewertet (69 Prozent).
Mittlere Bewertung durch die Befragten erfuhren Social Media (48 Prozent), Hochschul-Rankings (47 Prozent) oder Zeitschriften, Zeitungen, Bücher (42 Prozent).
Am wenigsten hilfreich bewerteten die Befragten u.a. die Homepage der Stadt Erfurt (26 Prozent), die Studienberatung an der Schule (30 Prozent) als auch die Agentur für Arbeit/BIZ (36 Prozent).
Entscheidende Aspekte für die Wahl von Erfurt als Studienort nach Herkunft
Die Nähe zu Freunden ist vor allem für Studierende aus Thüringen (22 Prozent) relevant. Die Nähe zur/m Partner oder Partnerin wird auch von den Thüringer Studierenden (19 Prozent) am häufigsten angegeben, wenngleich der Unterschied zu den anderen Studierenden weniger deutlich ausfällt.
Günstige Lebenshaltungskosten spielen bei der Wahl des Studienorts Erfurt für alle Studierenden eine große Rolle, wobei dies am stärksten für Studierende aus Süddeutschland (42 Prozent), Norddeutschland (35 Prozent) und Westdeutschland (31 Prozent) zutrifft. Die Bedeutung des Numerus Clausus (Zugangsvoraussetzung) unterscheidet sich nur sehr geringfügig im Hinblick auf die Herkunft.
Der Wunsch das Studium in Ostdeutschland zu absolvieren, spielt teilweise für Befragte aus Ostdeutschland eine Rolle (18 Prozent). Der Faktor (nahe) am Heimatort zu wohnen wird von Befragten aus Thüringen (47 Prozent) am häufigsten genannt, geringer auch von Befragten aus Ostdeutschland (16 Prozent). Der Grund keine anderen Studienzusagen erhalten zu haben, spielt eine grundsätzlich geringe Rolle, am höchsten jedoch für Befragte aus Westdeutschland (15 Prozent).
Entscheidende Aspekte für die Wahl von Erfurt als Studienort nach Alter
Bei Betrachtung der verschiedenen Altersgruppen ist erkennbar, dass alle Altersgruppen unter 31 Jahren hohen Wert auf die Attraktivität der Stadt legen. Auch die fachliche Ausrichtung des Studiengangs/-bereichs wird grundsätzlich sehr hoch bewertet (33 bis 46 Prozent), wobei sich die Tendenz zu einem Treppeneffekt zeigt: Je älter die Befragten sind desto wichtiger scheint die fachliche Ausrichtung des Studiengangs zu sein.
Günstige Lebenshaltungskosten werden primär von den Altersgruppen 21 bis 30 Jahre als besonders wichtig erachtet (27 bis 31 Prozent). Ein niedriger/kein Numerus Clausus spielt für Befragte unter 31 Jahren eine mittelwichtige Rolle (20 bis 23 Prozent), für die ältesten Befragten dagegen kaum eine Rolle (sechs Prozent).
Die Bedeutung der Nähe zum Partner/zur Partnerin fällt eher moderat aus und zeigt einen deutlichen Treppeneffekt, wobei die angegebene Wichtigkeit mit dem Alter der Befragten steigt (neun bis 20 Prozent).
Wichtige Aspekte für das Studieren und Leben in Erfurt
Die Befragten wurden auch dahingehend befragt, wie wichtig ihnen ausgewählte Aspekte für das Studieren und Leben in Erfurt sind. Als am wichtigsten wurden hierbei die gute überregionale Verkehrsanbindung der Stadt bewertet (86 Prozent der Befragten empfanden diesen Punkt als sehr wichtig oder wichtig). Ähnlich wichtig wurden die gute Erreichbarkeit des Campus mit Bus und Bahn, eine grüne Stadt, relativ günstige Lebenshaltungskosten sowie ein breites und preiswertes Wohnungsangebot bewertet (83 bis 86 Prozent).
Knapp dahinter folgen verschiedene Aspekte der Freizeitgestaltung wie vielfältige Freizeitmöglichkeiten (75 Prozent) und ein lebendiges Studentenleben (67 Prozent). Weitere Aspekte spielen für mehr als die Hälfte der Befragten eine sehr wichtige oder wichtige Rolle, wie u.a. gute Bibliotheken, ein positives Image der Stadt, ein gut ausgebautes Radwegenetz, gute Nebenverdienst-/Praktikumsmöglichkeiten oder vielfältige Kulturangebote (53 bis 58 Prozent).
Etwas geringer fällt die Bewertung für die Bedeutsamkeit der hohen Attraktivität des Umlands und der vielfältigen alternativen Kultur (jeweils 43 Prozent) aus.
Die Vereinbarkeit von Familie und Studium (26 Prozent) als auch Barrierefreiheit/gute Zugänglichkeit (25 Prozent) fallen deutlich geringer bei der Bewertung der Wichtigkeit für das Leben und Studieren in Erfurt aus. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch jeweils 50 Prozent der Befragten angeben von diesen Aspekten nicht betroffen zu sein.
Dieser Abschnitt widmet sich insbesondere dem Image der Landeshauptstadt aus Perspektive der Studierenden. Im Fokus stehen prägende Aspekte und prototypische Merkmale für die Stadt Erfurt, das Erstellen einer Profilgrafik sowie das Finden einer übergeordneten Bezeichnung. Die Beleuchtung dieser Ergebnisse im Hinblick auf ausgewählte soziodemografische Variablen wie dem Alter oder der Herkunftsregion der Befragten bietet zusätzliche Erkenntnisse über die Wahrnehmung der Landeshauptstadt aus Studierendensicht sowie Ansatzpunkte für deren Vermarktung als Hochschulstadt nach außen.
Beurteilung von Ausprägungen bestimmter Merkmale der Stadt Erfurt
Als herausstechende Merkmale für die Stadt Erfurt ergeben sich die Adjektive überschaubar und schön. Etwas weniger stark ausgeprägt folgen die Merkmale studentenfreundlich, kleinstädtisch, idyllisch, abwechslungsreich, ruhig, historisch, lebendig, politisch lebendig, preiswert, sicher, traditionsverbunden, freundlich und vernetzt.
Weitere zehn Merkmale wurden im Mittel mit vier bewertet und erlauben keine klare Zuordnung.
Insgesamt zeichnen die Befragten ein positives Bild der Stadt Erfurt, welches in wenigen Teilbereichen noch ausbaufähig ist. Hierunter fallen u.a. die Einschätzungen der Begriffe aufstrebend, umweltfreundlich, fortschrittlich und naturverbunden/grün.
Zutreffende Bezeichnungen für die Stadt Erfurt
Mit 96 Prozent Zustimmung wurde die Bezeichnung Historische Stadt am häufigsten für die Stadt Erfurt gewählt. Ein Großteil sprach sich zudem für die Bezeichnung Kulturstadt (88 Prozent) aus. Auch Universitäts- und Hochschulstadt sowie Grüne Stadt erhielten mit jeweils 71 Prozent mehrheitliche Zustimmung.
Als kaum zutreffend empfanden die Studierenden die Bezeichnungen Industriestadt (78 Prozent Ablehnung) sowie Kongressstadt (66 Prozent Ablehnung). Die übrigen Bezeichnungen Einkaufs-, Klein-, Verwaltungs- und Arbeiterstadt erhielten eine moderate, aber dennoch überwiegende Zustimmung mit mehr als 50 Prozent.
In diesem Abschnitt werden verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dem Wohnen in der Landeshauptstadt beleuchtet, worunter auch die Wohnraumsuche fällt. Im Mittelpunkt steht jedoch die gegenwärtige Wohnsituation der Studierenden. Wie zufrieden sind die Studierenden hiermit? Wie viel Quadratmeter stehen den Studierenden zur Verfügung und wie hoch ist die Miete? Hierbei wurden auch die besonderen Umstände des Wohnens in einer Wohngemeinschaft oder im Studentenwohnheim berücksichtigt.
Wohnart der Studierenden
Mit 41 Prozent lebt beinahe die Hälfte der Studierenden in einer Wohngemeinschaft, je ein weiteres Fünftel in einer Mietwohnung mit der Partnerin/dem Partner oder in einer Mietwohnung (allein). Weitere Befragte gaben an im Studentenwohnheim (elf Prozent) oder bei den Eltern (sieben Prozent) zu wohnen.
Wohnart der Studierenden abhängig von der Herkunft
In der sozioökonomischen Betrachtung nach Herkunft zeigt sich, dass am häufigsten Studierende aus Norddeutschland (59 Prozent) und Süddeutschland (57 Prozent) in einer Wohngemeinschaft leben, während dieser Wert bei den Studierenden aus West- und Ostdeutschland etwas geringer ausfällt (50 bzw. 44 Prozent). Im Unterschied dazu trifft dies nur auf 22 Prozent der Thüringer zu.
Im Antwortverhalten zeigt sich, dass die Befragten aus Thüringen dagegen sehr viel häufiger bei den Eltern leben (18 Prozent), aber auch etwas häufiger mit dem Partner/der Partnerin gemeinsam in einer Mietwohnung (28 Prozent).
Beim Bewohnen einer Mietwohnung liegen keine besonders großen Unterschiede in der Herkunftsbetrachtung vor. Norddeutsche (15 Prozent) geben am seltensten an in einer Mietwohnung zu leben, während Thüringer (23 Prozent) dies am vergleichsweise häufigsten angeben.
Die Unterschiede beim Bewohnen von den Studentenwohnheimen fallen insgesamt sehr gering aus.
Wohnfläche
Befragte mit den kleinsten Wohnräumen geben an auf 17,5 bis 29 Quadratmetern zu leben (25 Prozent). Der mittleren Hälfte der Studierenden stehen zwischen 30 und 60 Quadratmeter zur Verfügung, welche sich auf durchschnittlich zwei bis drei Wohnräume verteilen. Ein weiteres Viertel bewohnt mit 61 bis 90 Quadratmetern die größte Fläche unter den Befragten.
Zudem wohnt die Hälfte der Befragten auf weniger als 40 Quadratmetern und die andere Hälfte auf mehr als 40 Quadratmetern (Median = 40 Quadratmeter).
Höhe der gegenwärtigen Miete
Es zeigt sich, dass ein Viertel der Befragten die günstigste Warmmiete zwischen 190 und 266 Euro angibt. Die mittlere Hälfte der Befragten zahlt eine Miete zwischen 267 und 500 Euro im Monat. Das Viertel mit den höchsten gezahlten Mieten, wird mit 501 bis 888 Euro im Monat belastet.
Im Hinblick auf die Extremwerte liegt der Median (rote Linie) vergleichsweise niedrig und verdeutlicht, dass die Hälfte der Studierenden weniger als 340 Euro Miete im Monat zahlen muss.
Zustimmung zu verschiedenen Aussagen zum Wohnungsmarkt in Erfurt
Mit 80 Prozent ist der Großteil der Befragten mit seiner derzeitigen Wohnsituation zufrieden. 62 Prozent der Befragten gaben an, nach der Entscheidung für Erfurt als Studienort, schnell einen passenden Wohnraum gefunden zu haben. Des Weiteren stimmten knapp zwei Drittel der Befragten der Aussage zu, dass die Mietpreise in Erfurt für Studierende erschwinglich seien (66 Prozent).
Die Wohnungssuche wird gemischt bewertet. 43 Prozent schätzen die Suche als schwierig ein, während 45 Prozent die Suche positiver bewerten. Zudem ist die Intention eines Umzugs innerhalb Erfurts in den kommenden 6 Monaten nur bei 16 Prozent der Befragten vorhanden.
Personen, die in Wohngemeinschaften leben, bewerten dies zu 91 Prozent positiv. Lediglich 20 Prozent der Befragten geben an nur aus finanziellen Gründen in einer WG zu wohnen.
Während etwa 71 Prozent der Studierenden mit der Ausstattung in Wohnheimen zufrieden sind, gibt dagegen lediglich die Hälfte der Studierenden an, dass die Anzahl an Wohnheimplätzen in Erfurt ausreiche.
Erschwingliche Mietpreise in Erfurt abhängig von der Herkunft
Die Wahrnehmung der Mietpreise in der Landeshauptstadt variiert in Abhängigkeit von der Herkunft der Studierenden. Befragte aus Süddeutschland nehmen mit 86 Prozent am häufigsten die Mietpreise für Wohnraum in Erfurt als erschwinglich wahr. Auch Studierende aus Nord- und Westdeutschland stimmen dieser Ansicht sehr häufig zu (83 bzw. 82 Prozent). Bei Befragten aus Ostdeutschland fällt dieser Anteil mit etwa zwei Dritteln (68 Prozent) geringer aus.
Noch stärker zeigt sich dieser Unterschied bei Befragten aus Thüringen, welche nur zu 45 Prozent angeben, dass sie die Mietpreise in Erfurt für erschwinglich halten. Anzumerken ist an dieser Stelle jedoch, dass 21 Prozent der befragten Thüringerinnen und Thüringer auch angeben, nicht von Mietpreisen betroffen zu sein.
Der letzte Abschnitt der Studierendenbefragung beschäftigt sich nicht nur mit den Zukunftsplänen der Erfurter Studierenden, sondern ebenso mit denen der Landeshauptstadt und ihrer ansässigen Hochschulen. Was können diese im Verbund und individuell tun, um die Absolventinnen und Absolventen über das Studium hinaus in Erfurt zu binden? Und wie zufrieden waren die Studierenden insgesamt mit der Landeshauptstadt als Studienort?
Auf individueller Ebene steht insbesondere die Absicht, das Studium in Erfurt abzuschließen im Vordergrund. In diesem Zusammenhang werden auch Gedanken zu einem vorzeitigen Studienabbruch und die Gründe hierfür thematisiert.
Gedanken über einen Studienabbruch
Knapp ein Drittel aller Befragten gibt an, schon einmal darüber nachgedacht zu haben, ihr Studium vorzeitig zu beenden. Unzufriedenheit mit den Inhalten/Lehrkräften des Studiengangs war dafür der häufigste Grund (52 Prozent). Über ein Drittel der Befragten, die schon einmal über einen Studienabbruch nachgedacht haben, gab wiederum an mit der Hochschule im Allgemeinen unzufrieden zu sein. Ein großer Teil dieser Studierenden gab genereller Studienabbruch (31 Prozent) oder Wechsel des Studiengangs (28 Prozent) an. Etwa ein Viertel der über einen Abbruch nachdenkenden Befragten war Unzufrieden mit den Menschen vor Ort (25 Prozent) oder unzufrieden mit Erfurt als Studienort (23 Prozent).
Die Entfernung zu Partner/in, Freunden, Familie (zwölf Prozent) und die Rückkehr an den Heimatort (elf Prozent) waren unter den Befragten kein ausschlaggebender Grund für einen Studienabbruch. Der Wechsel des Studiensystems wurde mit nur acht Prozent am seltensten genannt.