Grünes Erfurt 2017
Anlassbezogene Erhebung
Fokusthema war entsprechend die Erfassung der innerstädtischen Hitzebelastung und hiermit zusammenhängender gesundheitlicher Auswirkungen auf die Erfurter Bürgerinnen und Bürger.
Weitere befragte Themen waren die Zufriedenheit mit und Wichtigkeit von Grünflächen, die Nutzung von Park- und Grünanlagen sowie Wäldern in der Landeshauptstadt Erfurt. Dabei wurde auch das Naherholungsgebiet Steigerwald (inklusive Fuchsfarm) untersucht und der wahrgenommene Zustand der dortigen Lehrpfade sowie Wanderstrecken erfragt.
Darüber hinaus wurden zusätzlich Fragen zum Kleingartenwesen in Erfurt gestellt. Es wurde die derzeitige Häufigkeit des Besitzes erfasst (mit eventueller Vereinsmitgliedschaft) und das Interesse an der Pachtung eines entsprechenden Angebotes in Abhängigkeit von verschiedenen Kriterien (z. B. Lage, Größe, Kosten) untersucht.
Insgesamt wurden 2.596 Bürgerinnen und Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in Erfurt haben und volljährig sind, per Post angeschrieben und gebeten, an der Befragung Grünes Erfurt teilzunehmen. Die Auswahl der Bürgerinnen und Bürger erfolgte per Zufallsprinzip. Insgesamt haben sich 788 Befragte beteiligt (30,4 Prozent) und den Fragebogen ausgefüllt zurückgesandt.
Nähere Informationen zu den Befragungsergebnissen können der folgenden ausgewählten Ergebnisübersicht oder dem nachfolgend zum Download bereitgestellten Ergebnisbericht zur Bürgerbefragung Grünes Erfurt 2017 entnommen werden.
An dieser Stelle gilt allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich an der Bürgerbefragung Grünes Erfurt beteiligt haben, ein besonderer Dank.
In der Einstiegsfrage der vorliegenden Erhebung wurde die allgemeine Zufriedenheit der Erfurter Bürger und Bürgerinnen hinsichtlich verschiedener Aspekte des Wohnens und Lebens in der Landeshauptstadt erfasst.
Zufriedenheit mit allgemeinen Aspekten
Die Zufriedenheit der Erfurter Bürgerinnen und Bürger mit verschiedenen grünen Aspekten der Landeshauptstadt liegt insgesamt auf einem mittleren bis hohem Niveau. Besonders die Gestaltung und Attraktivität der Innenstadt sowie der Steigerwald und der Schutz der Bäume wird von über 50 Prozent der Befragten als sehr positiv wahrgenommen. Als zumindest teilweise verbesserungswürdig schätzen die Erfurter die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und die Sauberkeit der Stadt ein. Mit den Spielmöglichkeiten für Kinder sind knapp die Hälfte der Haushalte mit Kindern zufrieden.
Zufriedenheitswerte zu verschiedenen anderen Aspekten
Der Vergleich der Zufriedenheitsmittelwerte veranschaulicht diese Ergebnisse mithilfe des Schulnotenprinzips. Der Gesamtnotendurchschnitt liegt mit 2,5 in einem guten Bereich. Die geringe Streuung verdeutlicht zudem eine hohe Stabilität dieses Ergebnisses.
Die Befragung befasste sich unter anderem mit der Nutzung und der Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit städtischen Grünanlagen und Wäldern. Besondere Aufmerksamkeit wurde in diesem Kontext auch der Erreichbarkeit von solchen im Stadtgebiet sowie deren Verwendung für verschiedene Aktivitäten gewidmet, um spezifischen Bedürfnissen der Erfurter und Erfurterinnen Rechnung zu tragen.
Zufriedenheit mit Grünanlagen in Erfurt und in den Wohnvierteln
Mit dem Angebot, der Gestaltung und dem Zustand der Grünanlagen in der Stadt Erfurt sowie im eigenen Wohngebiet ist der Großteil der Befragungsteilnehmer zufrieden. Hierbei existiert eine leichte Rangfolge vom Angebot hin zum Zustand. Besonders im eigenen Wohnviertel nimmt die Zufriedenheit leicht ab. Im Vergleich der Planungsräume wird deutlich, dass hierfür insbesondere die Oststadt verantwortlich ist, welche deutlich geringere Zufriedenheitswerte aufweist. Am positivsten bewerteten Befragungsteilnehmer aus der Südstadt und dem Plattenbaugebiet Nord ihre Grünanlagen.
Unterwegs in der Natur
Zwei Drittel der Erfurter sind mindestens einmal wöchentlich in der Natur unterwegs. Weitere 15 Prozent immerhin noch einmal pro Monat. Lediglich 5 Prozent suchen selten bis gar nicht eine Grünanlage, einen Wald oder Ähnliches auf. Hinsichtlich der Siedlungsstruktur gaben dies vor allem Befragungsteilnehmer aus Plattenbaugebieten an, wohingegen sich Personen aus städtischen Siedlungsstrukturen besonders häufig in der Natur aufhalten.
Nähe zu Grünanlagen
Etwa 80 Prozent der Erfurter Bürgerinnen und Bürger erreichen fußläufig binnen 10 Minuten eine Grünanlage. Der Anteil, denen dies nicht möglich ist, besteht vor allem aus Befragungsteilnehmer der Oststadt und der dörflichen Ortsteile. Den besten Zugang zu diesen besitzen Befragte aus dem Plattenbaugebiet Nord.
Aktivitäten in Grünanlagen
Grünanlagen werden von über zwei Dritteln der Erfurter und Erfurterinnen mindestens einmal wöchentlich durchquert. Weiterhin werden sie von einem Großteil zum Spazieren, Gassi gehen, Verweilen und Ausruhen oder um Natur zu erleben, genutzt. Haushalte mit Kindern halten sich zudem häufig zum Spielen in Grünanlagen auf. Die Ausübung von Sport findet in Parks vergleichsweise wenig statt, hier liegt der Anteil der nie-Angaben durchschnittlich bei knapp 50 Prozent. Ebenso wenig werden sie als Treffpunkt verwandt. Es liegt jedoch nahe, dass diese Ergebnisse durch das Wirken der Variablen Alter und Haushaltsstruktur beeinflusst werden.
Weiterhin hat sich die Befragung mit der Bedeutung und der Gestaltung von Grünanlagen im städtischen Bereich auseinandergesetzt. Hierüber sollen Merkmale und Problembereiche identifiziert werden, welche aus Bürgersicht als besonders relevant bzw. verbesserungswürdig wahrgenommen werden. Zusätzlich erfolgt in Teilen eine Analyse der Ergebnisse in Abhängigkeit von verschiedenen demografischen Merkmalen.
Wichtigkeit von Grünanlagen in der Stadt
Knapp 90 Prozent der Befragten gaben an, großflächige naturnahe Grünanlagen im Stadtbereich als sehr oder eher wichtig zu empfinden. Lediglich eine Minderheit von 3 Prozent sah dies als unwichtig bzw. eher unwichtig an.
Wichtigste Eigenschaften von Grünflächen
Die Erfurter und Erfurterinnen legen besonders auf einen gepflegten Zustand und freien Zugang sowie die Natürlichkeit und Benutzbarkeit von Grünflächen Wert. An einer Einbeziehung der Bevölkerung in die Gestaltung von Grünanlagen bekundet hauptsächlich die Altersgruppe der über 65-Jährigen Interesse, wohingegen in jüngeren Altersgruppen eine durchgehende Grünanlage ohne Unterbrechung von Straßen von Bedeutung ist. Weniger relevant scheint hingegen die Existenz von Wasseranlagen zu sein. Das Vorhandensein von Spielplätzen belegt ebenfalls einen der hinteren Rangplätze. Betrachtet man allerdings ausschließlich die Haushalte mit Kindern, so gaben hiervon knapp zwei Drittel an, dass ihnen die Existenz von Spielplätzen wichtig sei.
Ein Inhalt der Befragung beschäftigt sich mit der Wahrnehmung des Steigerwaldes als Naherholungsgebiet aus Bürgersicht. Dabei wird gesondert auf den NaturErlebnisGarten Fuchsfarm eingegangen, indem dessen Bekanntheitsgrad sowie die Zufriedenheit mit dem bestehenden Angebot für Änderungs- und Neuerungsvorhaben ermittelt wird. Auch den Lehrpfaden im Steiger wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Häufigkeit von Besuchen im Steigerwald
Der Großteil der Erfurter und Erfurterinnen ist eher selten bis nie im Steigerwald unterwegs. Nur 6 Prozent geben an, täglich oder zumindest mehrmals die Woche den Steiger aufzusuchen. Darunter machen den größten Anteil die Haushalte mit Kindern aus. Bezugnehmend auf die Häufigkeit von Besuchen von Grünanlagen im Allgemeinen, lässt sich hieraus schlussfolgern, dass die meisten Bürger und Bürgerinnen es bevorzugen, einen Park bzw. eine Grünanlage aufzusuchen. Ein möglicher Grund hierfür könnte die größere räumliche Nähe sein.
Zustand der Lehrpfade im Steiger
Bürger und Bürgerinnen, welche den Steigerwald häufiger besuchen, bewerten den Zustand der Lehrpfade größtenteils als gut oder zumindest teilweise gut. Ein Fünftel scheint die Lehrpfade trotz regelmäßiger Besuche hingegen nicht zu kennen. Bezieht man alle Personen in die Analyse ein, das heißt auch solche, welche den Steigerwald nie oder fast nie besuchen, fällt der Anteil der guten Bewertungen geringer aus. Hierfür steigt die Quote der weiß nicht-Angaben.
Bekanntheit der Fuchsfarm nach Haushaltsstruktur
Die Fuchsfarm ist knapp zwei Dritteln der Befragungsteilnehmer bekannt. Hierunter befinden sich vor allem Haushalte mit Kindern, bei welchen die Bekanntheit der Fuchsfarm bei 80 Prozent liegt. Aber auch den Haushalten ohne Kinder und den Senioren ist diese geläufig.
Angebotseinschätzung der Fuchsfarm
Insgesamt nahmen über 50 Prozent der Befragungsteilnehmer das Angebot der Fuchsfarm als sehr gut oder gut wahr. Hierunter befanden sich erneut vor allem Haushalte mit Kindern. Etwa ein Fünftel von diesen gab an, dass es teilweise verbesserungswürdig ist. Der Anteil an Personen, welche mit dem Angebot unzufrieden sind, ist sehr gering und entfällt auf die Haushalte ohne Kinder sowie die Senioren. Unter diesen kannten zudem 40 Prozent das Angebot nicht oder besaßen daran kein Interesse.
In diesem Themenblock der Befragung wurden die Hintergründe und Kriterien für den Kauf eines Kleingartens zur Unterstützung der bedarfsgerechten integrierten Fachplanung im Kleingartenwesen sowie der Feststellung des zukünftigen Bedarfs an Kleingärten ermittelt. Im Fokus stand hierbei auch die bevorzugte Lage des Kleingartens sowie der Unterschied in der Präferenzhaltung zwischen einem gepachteten Garten und einem Garten in einem Kleingartenverein. Auch der Einfluss verschiedener soziodemografischer Merkmale wurde in Bezug auf die unterschiedlichen Fragestellungen untersucht.
Besitz eines Gartens
Etwa die Hälfte der Befragungsteilnehmer verfügt über einen Garten. Hiervon gab knapp 80 Prozent der in den dörflichen Stadtteilen lebenden Befragten an, einen Eigentumsgarten zu besitzen, in der Stadt lag dieser Anteil hingegen nur bei 26 Prozent. Den geringsten Anteil an Hausgärten mit 17 Prozent weisen Befragungsteilnehmer aus Plattenbauten auf. Diese verfügen jedoch zu etwa einem Fünftel über einen Garten in einem Kleingartenverein.
Interesse an einem Garten
Etwa 40 Prozent der Befragungsteilnehmer haben Interesse an dem Besitz eines Gartens, wobei der Erwerb eines Gartens außerhalb eines Kleingartenvereins die beliebteste Option darstellte. Die Nachfrage nach einem Garten in einem Kleingartenverein liegt mit 7 Prozent eher auf einem niedrigen Niveau, ebenso wie die nach einem Garten im Erfurter Umland.
Die Hauptaufgabenstellung der Befragung lag in der Auseinandersetzung mit der innerstädtischen Hitzebelastung sowie den dadurch verursachten körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen sowie den eigenständig vorgenommenen Maßnahmen. Die Daten wurden in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt Heat Resilient City erhoben, welches sich für die Anpassung städtischer Infrastruktur an künftig häufiger auftretende Hitzeperioden einsetzt.
Belastungsempfinden durch Hitze
Der Großteil der Befragungsteilnehmer erlebt anhaltend hohe Hitze an nahezu allen Orten als mindestens teilweise belastend. Besonders stark scheinen öffentliche Verkehrsmittel sowie der Innenstadtbereich insgesamt und der Arbeitsplatz betroffen zu sein. Für die Beurteilung der Hitze am Arbeitsplatz wurden lediglich berufstätige Personen in die Auswertung einbezogen. Bei diesen ergeben sich für Büroarbeitsplätze höhere Werte in der Hitzebelastung als für Freilufttätigkeiten. Allerdings liegt der prozentuale Anteil an Personen, welche nicht zutreffend angaben, in der Kategorie der Freiluftarbeitsplätze höher.
Reaktionen auf sommerliche Hitze
Der Großteil der Befragungsteilnehmer gab an, sich bei Hitze nach draußen in die Natur zu begeben und die bekannte Fenstertechnik anzuwenden. Zudem schlossen sie Rollläden und Gardinen und verwendeten Sonnensegel bzw. Markisen. Tagsüber mehr zu trinken, gab überraschenderweise nur ein geringerer Anteil der Teilnehmer an. Ebenso meiden eher weniger Personen längere Fußwege oder halten sich überwiegend im Schatten auf. Die geringen prozentualen Werte in den Kategorien Klimaanlage und Kleingarten lassen sich womöglich mit einem Nicht-Vorhandensein dieser Objekte erklären
Reaktionen auf sommerliche Hitze nach Altersgruppen
Bei einigen Vermeidungsstrategien ist es naheliegend, dass diese altersabhängig variieren. Entsprechend halten sich jüngere Menschen bei anhaltender Hitze eher in Parks bzw. Grünanlagen auf, wohingegen ältere häufiger ein Sonnensegel oder eine Markise nutzen. Ebenso verhält es sich hinsichtlich der Strategie Ich meide längere Fußwege. Dies trifft zu über 50 Prozent auf Befragungsteilnehmer über 65 Jahren zu. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen beträgt dieser Anteil lediglich 27 Prozent.
Ausmaß der Beeinträchtigung durch Hitze
Knapp die Hälfte der Befragten fühlen sich durch die Hitze beeinträchtigt, ein Viertel sogar in erheblichem Ausmaß. Lediglich 5 Prozent sind hierdurch überhaupt nicht belastet. Dabei leiden Frauen etwas stärker unter anhaltender Hitze als Männer.
Ausmaß der Beeinträchtigung durch Hitze nach Altersgruppen
Mit zunehmenden Lebensalter gaben die Befragungsteilnehmer eine stärkere Hitzebelastung an. Ab 65 Jahren scheint diese leicht abzuflachen, wohingegen der Anteil der Personen, welche sich teilweise durch die Hitze beeinträchtigt fühlen, zunimmt. Ebenso nimmt in dieser Altersklasse der prozentuale Anteil an Befragten ab, welche sich hierdurch kaum oder überhaupt nicht beeinträchtigt fühlen. Insgesamt die geringste Belastung weist die Kohorte der 18- bis 34-Jährigen auf.
Körperliche Beeinträchtigungen durch Hitze
Der Großteil der Erfurter Bürger und Bürgerinnen hat nicht mit täglichen körperlichen Beeinträchtigungen während Hitzeperioden zu kämpfen. Am häufigsten kommt es zu Schlafstörungen, Flüssigkeitsverlust und Erschöpfungs- bzw. Schwächegefühl. Wöchentlich treten am meisten Schlafstörungen sowie Kopfschmerzen auf. Weniger indiziert sind hingegen Unruhe oder trockene Haut. Kreislaufprobleme sind zudem häufiger bei Frauen als bei Männern anzutreffen.
Kreislaufprobleme nach Altersgruppen
Von Kreislaufproblemen sind häufiger ältere Menschen betroffen. In den Altersklassen ab 55 Jahre geben bereits 50 Prozent der Teilnehmer an, mindestens einmal im Monat unter solchen Beschwerden zu leiden. Jedoch scheinen diese auch bei jüngeren Befragten bereits ab und zu aufzutreten.
Erschöpfungs- und Schwächegefühl
In der Frequenz des Auftretens eines Erschöpfungs- und Schwächegefühls während längerer Hitzeperioden ergeben sich zwischen den Berufsklassen der Selbstständigen, Beamten und Angestellten kaum Unterschiede. Die Gruppe der Arbeiter sticht hierbei heraus. Diese gaben am häufigsten an, regelmäßig davon eingeschränkt zu sein. Dieses Leiden tritt zudem bei knapp einem Viertel täglich auf, wohingegen die restlichen Berufsgruppen eher wöchentlich hiervon betroffen sind. Insgesamt ist diese Beschwerde bei etwa der Hälfte der Erwerbstätigen bereits in Erscheinung getreten.
Der Unterbereich Wohnen beschäftigt sich eingehend mit der Wohnsituation der Befragten zur Erhebung demografischer Aspekte. Ein großer Unterabschnitt widmet sich dabei der speziellen Hitzebelastung im eigenen Zuhause und den Möglichkeiten, diese zu reduzieren. Zusätzlich werden in diesem Teil auch die Motivation zur Anpassung und aktiven Mitarbeit in Bezug auf das sich verändernde Klima erfasst.
Unterkunftsart
Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer bewohnen eine Mietwohnung und knapp ein Viertel ein eigenes Ein-/Zwei- oder Mehrfamilienhaus. Insgesamt wohnen mehr als doppelt so viele Personen zur Miete als im Eigentum. Befragte mit einem eigenen Haus stammen zu 80 Prozent aus den dörflichen Stadtteilen. Innerstädtisch dreht sich dieses Verhältnis um. Die geringste Eigentumsquote mit 8 Prozent weisen Teilnehmer aus der plattenbaulichen Siedlungsstruktur auf. Unter den Befragten, welche angaben, zur Miete zu wohnen, lebt der Großteil in einer Unterkunft, welche durch eine Wohnungsgenossenschaft oder einen privaten Besitzer vermietet wird. Eine Vermietung durch Bund, Land oder eine Firma tritt anteilig eher selten auf.
Gebäudestruktur
Der Großteil der Befragungsteilnehmer lebt in Mehrfamilienhäusern der inneren Stadt, welche hauptsächlich zwischen 1945 und 1990 gebaut wurden. Den zweitgrößten Anteil nehmen die Mehrfamilienhäuser in Plattenbaustruktur sowie nachfolgend die Ein- und Zweifamilienhäuser ein, insbesondere in den dörflichen Ortsteilen. Die Mehrheit dieser wurde dabei nach 1990 errichtet. Mit 3 und 5 Prozent belegen die Mehrfamilienhäuser der Innenstadt in Plattenbaustruktur sowie solche in dörflichen Siedlungsstrukturen den letzten Platz bezüglich der Unterkunftsart der Befragungsteilnehmer.
Ausstattungsmerkmale der Wohnung
Nahezu jeder Befragungsteilnehmer hat Zugang zu einem Außenbereich. Besonders häufig ist ein Balkon oder ein nutzbarer Innenhof vorhanden. Die wenigstens Befragten besaßen hingegen eine Klimaanlage oder eine Wärmeschutzverglasung. Einen eigenen Garten sowie Sonnenschutzvorrichtungen wie Rollläden gab je rund ein Drittel der Teilnehmer an.
Ausstattungsmerkmale der Wohnung abhängig vom Gebäudetyp
Ein- und Zweifamilienhäuser verfügen in Erfurt zu etwa zwei Dritteln über einen eigenen oder einen Gemeinschaftsgarten sowie Sonnenschutzvorrichtungen. Hierbei ist es nicht relevant, ob sich diese im inneren Stadtgebiet oder im dörflichen Raum befinden. Mehrfamilienhäuser, insbesondere Plattenbauten, besitzen hingegen nahezu ausnahmslos einen Balkon, einen Wintergarten oder eine Loggia. Ein nutzbarer Innen-/Hinterhof ist vor allem an Mehrfamilienhäusern in der Kernstadt vorhanden.
Sinnhaftigkeit von Maßnahmen gegen Hitzebelastung
Am sinnvollsten beurteilten die Erfurter Bürger und Bürgerinnen die Einrichtung von schattigen Sitzmöglichkeiten sowie die Baumbepflanzung öffentlicher Plätze oder des eigenen Gartens und das Anbringen von Sonnenschutzvorrichtungen. Auch die Dämmung der Fassade oder des Daches erhielt großen Zuspruch. Als weniger sinnvoll oder umsetzbar wurde die Dach- und Fassadenbegrünung oder das Einbauen einer Klimaanlage eingeschätzt. Insgesamt lag die Zustimmung zu den verschiedenen Maßnahmen bei dem größten Teil über 50 Prozent.
Wohnungswechsel aufgrund von Hitzebeeinträchtigungen
Für drei Viertel der Befragungsteilnehmer stellte eine hohe Hitzebelastung in der Wohnung kein Auszugskriterium dar. Lediglich 14 Prozent gaben an, in diesem Fall einen Wohnungswechsel zu erwägen. 11 Prozent wollten sich zudem in dieser Frage nicht festlegen.
Erforderlichkeit von Gegenmaßnahmen
Mehr als die Hälfte der Befragten halten Maßnahmen zur Abmilderung der Hitzebelastung in ihrem Wohngebiet für nicht erforderlich. Nur ein sehr geringer Anteil empfindet diese als zwingend oder eher notwendig. Ein vergleichsweise großer Prozentsatz legte sich außerdem auf keine der Abstufungen fest.
Erforderlichkeit von Gegenmaßnahmen nach Altersgruppen
Die empfundene Erforderlichkeit von Gegenmaßnahmen verringert sich mit zunehmenden Alter der Befragten stufenweise. Dies zeigt sich in einem tendenziellen Treppeneffekt, welcher lediglich durch die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen leicht unterbrochen wird. Insgesamt bestehen allerdings nur milde Unterschiede zwischen den verschiedenen Alterskohorten.
Erforderlichkeit von Gegenmaßnahmen nach Planungsraum
Den höchsten prozentualen Anteil mit etwa einem Drittel in den Kategorien zwingend und eher erforderlich besitzt die Innenstadt sowie das Plattenbaugebiet Nord. Die dörflichen Ortsteile, das Plattenbaugebiet Südost und die Südstadt beurteilen die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die Hitzebelastung eher als gering bis mäßig. Die Oststadt liegt auf einem mittleren Niveau.
Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit bei der Klimaanpassung
Zwei Drittel der Befragten gaben an, eher in einem privaten Umfeld aktiv bei der Klimaanpassung mitwirken zu wollen, da hier vermutlich die Eintrittsschwelle nicht so hoch liegt wie bei den anderen Optionen. Der geringste Anteil wäre bereit, sich in politischen Kontexten zu engagieren. Dabei scheint die Mitwirkung an der Klimaanpassung altersabhängig zu sein. Dementsprechend können sich jüngere Menschen häufiger vorstellen, sich hieran zu beteiligen als ältere.
Zustimmung zu verschiedenen Aussagen zum Klimawandel
Die hohe Zustimmungsrate zu verschiedenen klimabezogenen Aussagen verdeutlicht, dass ein Großteil der Erfurter Bürger und Bürgerinnen durch den Klimawandel beunruhigt und überzeugt ist, dass dieser Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben wird. Hierbei liegt jedoch die Zustimmungsquote der Frauen über der der Männer. Die höchste Zustimmung erhielt zudem die Aussage zur Bereitschaft seinen eigenen Lebensstandard zugunsten der Umwelt zu verändern. Ebenfalls erlangten die selbstkritischen Thesen zum Verhalten der Menschen in diesem Zusammenhang großen Zuspruch.
Verhaltensänderung aufgrund des Klimawandels
Die Zustimmung der Befragten zur Integration verschiedener Maßnahmen für ein umweltbewussteres Verhalten liegt bei allen ausgewählten Verhaltensänderungen sehr hoch. Besonders regionale Produkte zu kaufen sowie Strom zu sparen, scheint den meisten Befragungsteilnehmern nicht schwer zu fallen. Am problematischsten ist es offensichtlich, auf das Fliegen zu verzichten bzw. weniger zu heizen oder den Fleischkonsum zu reduzieren. In Bezug auf soziodemografische Merkmale zeigen sich bei einigen Aussagen erhebliche Unterschiede. Insbesondere hinsichtlich des Fleischkonsums ergeben sich Differenzen zwischen den Geschlechtern. Frauen scheint es dabei deutlich leichter zu fallen, auf Fleisch zu verzichten bzw. den Konsum einzuschränken. Hinsichtlich der Bereitschaft, weniger mit dem Auto zu fahren, in Abhängigkeit der Siedlungsstruktur wird deutlich, dass hier vor allem Befragte aus zentralen Stadtteilen zustimmten. Die Initiative, weniger zu heizen, geht zudem eher von jüngeren Menschen aus und nimmt mit dem Alter ab.
Zum Abschluss der Befragung konnten Teilnehmer und Teilnehmerinnen noch Anmerkungen tätigen, was gewünschte Veränderungen und Verbesserungen betrifft, die Erfurt attraktiver und lebenswerter machen würden.
Lebenswertes Erfurt
Für die Erfurter Bürger und Bürgerinnen stehen vor allem die Bereiche Radwege, Grünanlagen und ÖPNV, Sauberkeit und Pflege sowie Freizeit und Kultur im Fokus. Einige Befragte wünschten sich zudem mehr Präsenz und Durchgriff in Ordnungs- und Sicherheitsbelangen sowie eine Verbesserung der Infrastruktur und der Bebauungskonzepte. Insgesamt gaben über 50 Prozent der Befragungsteilnehmer einen oder mehrere Änderungswünsche für die Stadt Erfurt an.