Neugestaltung Marktstraße

Neben Schlösserstraße und Fischmarkt ist die Marktstraße als Bindeglied zwischen Anger und Domplatz eine der wichtigsten fußläufigen Wegeachsen der Landeshauptstadt.

visualisiertes Darstellung der neuen Marktstraße
Bild: Visualisierung der Marktstraße Bild: © ITS Ingenieurgesellschaft, Gotha

Das Zentrum einer jeden Stadt bestimmt deren Identität, Image und wirtschaftlichen Erfolg. Die Altstadt als "Stadtzentrum ersten Ranges" mit überregionaler Bedeutung, kurzen Wegen, hoher Nutzungsdichte und urbanen Vielfalt muss deshalb mit zentralen Funktionen gestärkt und aufgrund ihrer hochwertigen Baustrukturen und Stadträume konsolidiert werden. Einen wesentlichen Schwerpunkt dabei bildet die Aufwertung des öffentlichen Raums.

Neben Schlösserstraße und Fischmarkt ist die Marktstraße als Bindeglied zwischen Anger und Domplatz eine der wichtigsten fußläufigen Wegeachsen der Landeshauptstadt. Sie weist erhebliche bauliche Mängel auf, wobei hier aufgrund bereits neu gestalteter angrenzender Bereiche der Handlungsdruck besonders groß ist. Dieser städtebauliche Missstand soll durch Einsatz von Mitteln der EU aus dem "Europäischen Fonds für regionale Entwicklung" behoben werden.

Video: Eindruck der Baustelle © Stadtverwaltung Erfurt

Die Förderung von strukturwirksamen städtebaulichen Maßnahmen zur Schaffung attraktiver Wohn-, Mobilitäts- und Wirtschaftsbedingungen, insbesondere in öffentlichen Räumen bildet einen Schwerpunkt der nachhaltigen Stadtentwicklung. Dazu gehört auch die Neugestaltung der Marktstraße. Hierbei werden Lage- und Standortvorteil in Vorbereitung privater sowie öffentlicher Investitionen genutzt, um zur Stärkung der Erfurter Innenstadt beizutragen.

Baubeschreibung Komplexobjekt Marktstraße TVA-Objekt: 66-4088

Allgemeine Beschreibung

Die Stadt Erfurt will in diesem Jahr die Marktstraße umfassend erneuern. Die Oberflächengestaltung des im Zentrum der Erfurter Altstadt liegenden Marktstraße befindet sich gegenwärtig in einem auffällig unattraktiven, sanierungsbedürftigen Zustand. Bordanlagen sind nur teilweise, mit variierenden Stichhöhen von 0 cm bis 12 cm, vorhanden. Die neue Bordanlage soll als durchgängig wahrnehmbare Begrenzung zwischen Gehweg und Fahrbahnbereichen dienen. Die Gestaltungsmerkmale vom Bahnhof über den Anger bis zum Fischmarkt  sollen in Belag und Ausstattungsgegenständen auch in der Marktstraße fortgesetzt werden. Diese bilden das Leitmotiv der Fußgängerzone. Auch die Erneuerung der Straßenbeleuchtung einschließlich der Weihnachtsbeleuchtung orientiert sich an der bisherigen Gestaltung.

Die EVAG plant den Rückbau des vorhandenen Doppelgleises einschließlich Gleiseindeckung sowie den Wiedereinbau neuer Gleise und neuer Eindeckung. Ebenso haben weitere Versorgungsunternehmen Handlungsbedarf angemeldet.

Die vorliegende Planung stellt die Vorzugsvariante aus einer Reihe unterschiedlicher Gestaltungsideen unter Berücksichtigung vielfältiger technischer Rahmenbedingungen dar.

Für das Komplexobjekt ist ein Leistungstitel 14 Allgemeine Leistungen erstellt worden, der für alle Lose gilt. In diesem Leistungstitel 14 sind z. B. die Umleitungsstrecken/Baustellenzufahrten, Bauschild und Koordinierung der Gesamtbaumaßnahme enthalten. Der Auftragnehmer (AN) hat die Aufgabe der Gesamtkoordinierung und des Gesamtablaufplanes zu übernehmen. Weitere Einzelheiten sind dem Leistungstitel 14 zu entnehmen.

Im gesamten Planungsabschnitt der Marktstraße befinden sich eine Vielzahl von Ver- und Entsorgungsleitungen der Stadtwerke Erfurt (Gas, Elektroleitungen, Trinkwasser), von Telekommunikationsunternehmen, der Stadtbeleuchtung und des Entwässerungsbetriebes. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Vergangenheit außer Betrieb genommene Leitungen teilweise im unterirdischen Bauraum belassen wurden. Werden außer Betrieb genommene Leitungen bei Schachtarbeiten angetroffen, sind diese nach Freigabe durch den Rechtsträger in deren Auftrag zurückzubauen, um die Situation im unterirdischen Bauraum zu entspannen.

Der Auftragnehmer hat mit dem zuständigen Entsorgungsunternehmen und den Eigentümern die Müllbeseitigung abzustimmen und einen Sammelplatz einzurichten, Mülltonnen zu transportieren und an den Bautenstand anzupassen. Im Bereich der Marktstraße richtet der AN eine Ladezone für die temporär nicht anfahrbaren Geschäfte/Einrichtungen ein. Die Ladezone ist dem Bauverlauf mehrfach anzupassen und während der gesamten Bauzeit zu unterhalten.

Die  Ausschreibung beinhaltet nachfolgende Bauleistungen:

  • LT 02 Abwasserentsorgung
  • LT 04 Elektroversorgung / Tiefbau
  • LT 05 Gasversorgung / Tiefbau
  • LT 07 Straßenbeleuchtung / Ausrüstung
  • LT 81 Tief- und Straßenbau
  • LT 82 Pflaster, Rinnen, Borde, Ausstattung
  • LT 10 Gleisanlagen EVAG
  • LT 11 Freiflächengestaltung
  • LT 14 Allgemeine Leistungen
  • LT 23 Tiefbauleistungen Versorger (Elektro, Gas, Straßenbeleuchtung, Telekommunikation)

Die Stadtverwaltung Erfurt, Tiefbau- und Verkehrsamt, ist der koordinierende Auftraggeber.

Bauablauf/Termine/Fristen

Auf Grund der Berücksichtigung der Komplexmaßnahme und der Vollsperrung für den Stadtbahnverkehr wird folgender Grobablauf für die Komplexmaßnahme vorgegeben.
Es ist geplant, die Marktstraße in 4 Teilabschnitten davon jeweils 2 parallel im Zweischichtsystem auszuführen. Die Baustelle ist zügig unter Ausnutzung der Tageshelligkeit abzuarbeiten. Die Ausführung hat grundsätzlich während der gesamten Ausführungsfrist entsprechend folgender Bedingungen zur Arbeitszeit zu erfolgen: Es ist generell im Zweischichtsystem von Montag bis Freitag von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr und samstags von 7:00 Uhr bis 16.00 Uhr zu arbeiten.

Die Marktstraße wird für die Dauer der Bauarbeiten vollgesperrt, der Stadtbahnverkehr wird für maximal 5 Monate unterbrochen. Die Freischaltung, Verschiebung (auf die nördliche Seite) und Kennzeichnung des Fahrdrahtes über den Zeitraum der 5 Monate ist in den entsprechenden Positionen des Leistungstitels 14 zu verpreisen und auszuführen.
Die besonderen Belange bedingen, dass im Interesse der Allgemeinheit bei der der Planung des Bauablaufes, die nachstehenden Forderungen des AG's berücksichtigen werden.

Eine Verkehrsfreigabe und Zwischenabnahme für diese Bereiche ist nicht vorgesehen. Es ist vorgesehen, dass der Lieferverkehr auch auf bereits fertiggestellten Flächen fährt und parkt.

Verkehrsführung/Verkehrssicherung

Die Durchführung der Bauarbeiten in den einzelnen Abschnitten erfolgt unter Vollsperrung, wobei die Zufahrt für Rettungsdienste und Feuerwehr zu gewährleisten ist. Die Zugänglichkeit der Geschäfte, Gastronomie- und Gewerbeeinrichtungen, Grundstückszufahrten und Hauseingänge sowie der Durchgangsverkehr für Fußgänger sind stets zu gewährleisten.

Die Verkehrssicherung der Baustelle und des Straßenverkehrs obliegt dem AN in allen Bauphasen. Sie umfasst die Herstellung und den Rückbau von Umfahrungen, Überfahrten, Absperrungen durch Bauzaun, Anordnung von Verkehrszeichen zur Sperrung oder zeitlichen Einschränkung der Befahrbarkeit. Die Sicherung der Baustelle gilt für die Dauer der gesamten Baumaßnahme, auch in den Phasen, in denen die Baustelle technologisch bedingt ruht.

Zur Eingrenzung des Verkehrs auf das notwendige Maß ist über Hinweisschilder an den wichtigen Kreuzungen auf die Baumaßnahme hinzuweisen. Die Einrichtung der Umleitungsstrecken mit der entsprechenden Verkehrsbeschilderung und ggf. erforderlichen Signalisierung erfolgt durch den Auftragnehmer.

Zur Verkehrsführung während der Baudurchführung wurden folgende Grundsätze in Abstimmung mit dem Tiefbau- und Verkehrsamt und der EVAG festgelegt: Die Baustellen- und Lieferverkehrzufahrt sowie die Radwegführung während der Baudurchführung Marktstraße erfolgt wie in LT 14 dargestellt. Im Baufeld ist eine Ladezone auszuweisen. Die Ladezone ist dem Bauverlauf mehrfach anzupassen und während der gesamten Bauzeit zu unterhalten.

Die Fußgängerlängsführung soll sich vorzugsweise auf die jeweils bauabgewandten Seite konzentrieren. Zu berücksichtigen ist der Durchgangsverkehr für Fußgänger mit einer Breite von ≥ 3,00m (in Engstellen 1,50m) und der Anlieferverkehr. Querungsmöglichkeiten sind, soweit erforderlich, an geeigneten Stellen, auch mehrfach täglich wechselnd, einzurichten.

Am 21.04.2018 bis 22.04.2018 findet der Töpfermarkt und vom 15.06.2018 bis 17.06.2018 das Krämerbrückenfest statt. In der Zeit der Feste muss die verbleibende Restbreite (=Breite des Gleisbereiches) der Marktstraße zwischen Domplatz und Fischmarkt als Gehbahn begehbar sein. Durch den AN werden min 5.0m begehbare Breite hergestellt. Die Baustelle muss ordnungsgemäß mit einem Bauzaun abgesperrt und gesichert sein.

Die Übergabe/Abnahme an die Abt. Märkte/Stadtfeste erfolgt am 20.04.2018 18.00 Uhr. bzw. am 15.06.2018 13.00 Uhr.

Ab 23.04.2018 bzw. 18.06.2018 7.00Uhr ist die Baustelle wieder durch den AN befahrbar. Während der Veranstaltungen ist der Bauzaun durch die Abt. Märkte/Stadtfeste zu kontrollieren und gegebenenfalls wieder herzurichten. Die daraus entstehenden technologischen Pausen sind einzukalkulieren.

Im Grobablaufplan sind Zwischentermine vorgegeben, die eingehalten werden müssen. Der Stadtbahnbetrieb der EVAG ist in der Zeit vom 09.04.2018 bis spätestens 09.09.2018 vollgesperrt. Vom 10.09.2018 bis zum 06.10.2018 ist die Stadtbahntrasse wieder durchgängig in Betrieb. Entsprechende Sicherungsposten im Baustellenbereich in der Zeit des Stadtbahnbetriebes sind im Leistungstitel 14 enthalten.

(Auszug aus der Baubeschreibung)

Kurzübersicht zur Baumaßnahme TVA-Objekt: 66-4088

Umfang

  • Tiefbau: Erneuerung von Elektro-, Gas-, Abwasser- und Telekommunikationsleitungen
  • Gleisbau: Erneuerung der Stadtbahngleisanlagen
  • Straßenbau: grundhafte Erneuerung der gesamten Fläche (ca. 2.000 m²)mit Natursteinmaterial und neuer Ausstattung (Radbügel, Bänke, Papierkörbe, Beschilderung, …)
  • Beleuchtung: komplette Erneuerung der gesamten Anlage, inkl. neuer Weihnachtsbeleuchtung

Bauzeit

  •  03.04.2018 bis Oktober/November 2018

Kosten / Fördermittel

  • Gesamtkosten:
    • ca. 4,5 Mio. EUR (Planung, Bau, Nebenkosten, Versorger, EVAG)
      • ca. 3,3 Mio. EUR städtischer Anteil (Planung, Bau, Nebenkosten)
      • ca. 1,2 Mio. EUR Versorger, EVAG, Telekommunikation
    • davon ca. 1,0 Mio. EUR EFRE-Fördermittel für den städtischen Anteil

(gerundet, Stand Vergabeverfahren 01/2018)

Details (stark gekürzt)

Abwasser (Entwässerungsbetrieb)

  • Reparatur von ca. 50 Schäden an Hausanschlussleitungen Abwasser in offener Bauweise
  • ca.102 m Kanalrenovierung DN 500, Schlauchlining mit Warmhärtung (Wasser)
  • 28 Stück Anschlussleitungen mit Robotertechnik öffnen, 7 Stück Anschlussleitungen mit Robotertechnik sanieren

Elektro (SWE Netz)

  • Neuverlegung von Mittelspannungs-, Niederspannungs-und Fernmeldeleitungen

Gas (SWE Netz)

  • ca. 245 m Austausch der vorhandenen DN 300 Stahlleitung
  • Rückbau von außer Betrieb befindlicher Anlagen

Straßenbeleuchtung

  • 2.500 m Kabel verschiedenen Querschnitte und Typen
  • 16 Seilüberspannungleuchten
  • 4 modulare Säulenleuchten mit Anstrahlelementen
  • 5 Wandanbauleuchten
  • 5 Strahler RGBW
  • 30 Schmuckelemente LED-Weihnachtsbeleuchtung

Straßenbau

  • ca. 1.846 m² Asphaltabbruch
  • ca. 2.300 m² Schottertragschicht
  • ca. 1.800 m² Drainbetontragschicht
  • ca. 1.724 m² Großpflaster Granit
  • ca. 180 m² Kleinpflaster Granit
  • ca. 525 m Schlitzrinnensystem mit Basaltpflaster
  • ca. 525 m Bordsteine Granit
  • diverse Ausstattung (z.B. 23 Stück Radbügel)

Gleisbau (EVAG)

  • 322 m Rückbau Bestandsgleis
  • 850 m² Rückbau Gleiseindeckung Betonsteinpflaster
  • 322 m Neubau Spurstangenuntergussgleis
  • 850 m² Neubau Gleiseindeckung Gussasphaltdeckschicht
  • 650 m Anpassung Fahrleitung

Freiflächengestaltung

  • 1 St. Baumpflanzung inkl. Fertigstellungs- und Entwicklungspflege
  • Möblierung

Tiefbauleistungen Versorger

  • Tiefbau für Tieferlegung, Um- und Neuverlegung aller Medien (Strom, Telekommunikation, Gas- und Entwässerungsleitungen)
  • ca. 1.755 m³ Erdarbeiten
  • ca. 950 m³ Kabelsand
  • ca. 1.840 m² Schottertragschicht