Landkartenherstellung im Verlag Justus Perthes Gotha: Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt
Perthes verfolgte zunächst ein typisch aufklärerisches Verlagsprogramm, aber mit dem seit 1816 herausgegebenen „Hand-Atlas“ von Adolf Stieler begann ein grundlegender Wandel des Verlagsprofils. Die Neuorientierung auf die Herausgabe moderner wissenschaftlicher Karten und Atlanten, ab 1838 auch Schulwandkarten, machte den Justus Perthes Verlag zu einem der weltweit bedeutenden Kartenverlage des 19. und 20. Jahrhunderts. 1855 erschien mit „Dr. Petermanns Mittheilungen aus Justus Perthes geografischer Anstalt“ die erste deutschsprachige Fachzeitschrift der Geowissenschaften, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts das bedeutendste Publikationsorgan der modernen Geografie und Kartografie blieb.
1953 wurde der Familienbetrieb entschädigungslos enteignet und zu einem Volkseigenen Betrieb (VEB) verstaatlicht. Die Verlegerfamilie, Joachim und Wolf-Jürgen Perthes, gründete 1953 in Rechtsnachfolge von „Justus Perthes Gotha“ den Verlag „Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt“. 1955 erfolgte die Umbenennung des Gothaer Stammhauses in „VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha“. 1992 wurde der Gothaer Verlag reprivatisiert und seinem rechtmäßigen Erben Stephan Justus Perthes zurückübertragen. Er verkaufte das Darmstädter und Gothaer Verlagshaus an den Ernst Klett Schulbuchverlag.
Die Zeugnisse der über 200-jährigen Verlagsgeschichte haben sich in Gestalt einer Kartensammlung, einer Fachbibliothek und eines Archivs erhalten, die der Freistaat Thüringen mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder zum 1. Januar 2003 erwarb und als „Sammlung Perthes“ in die zur Universität Erfurt gehörende Forschungsbibliothek Gotha integrierte. Die Sammlung ist heute wieder am Ort ihrer Entstehung in Gotha untergebracht, den von 2011 bis 2014 sanierten historischen Verlagsgebäuden im Perthes Forum.
Die Ausstellung „Landkartenherstellung im Verlag Justus Perthes Gotha“, die in Zusammenarbeit mit der Forschungsbibliothek Gotha entstanden ist, gibt einen Einblick in die wechselvolle Verlagsgeschichte und in die Sammlung Perthes.
13.04.2016
18:30 Uhr, Eröffnung der Ausstellung
27.04.2016
16:30 Uhr, Führung in der Ausstellung mit Karin Kosicki, Zentrale Restaurierungswerkstätten
11.05.2016
16:30 Uhr, Führung in der Ausstellung mit Karin Kosicki, Zentrale Restaurierungswerkstätten
18.05.2016
17:30 Uhr, Führung in der Ausstellung
18:30 Uhr, "Kartenherstellung im Justus Perthes Verlag:Textdokumente und Filmzeugnisse". Veranstaltung mit Dr. Petra Weigel, Forschungsbibliothek Gotha
01.06.2016
17:00 Uhr, Führung in der Ausstellung
18:00 Uhr, "Kartenherstellung im Justus Perthes Verlag: Zur Praxis des Kartokupferstichs und Kupferandrucks". Veranstaltung mit Dr. Petra Weigel, Forschungsbibliothek Gotha, und Ernst August Zimmermann, Grafikdrucker
10.06.2016
18:00 Uhr bis 0:30 Uhr, Lange Nacht der Museen
15.06.2016
16:30 Uhr, Führung in der Ausstellung mit Karin Kosicki, Zentrale Restaurierungswerkstätten
17:30 Uhr, Vorführung und Erläuterungen zum Druck von Kartokupferstichen mit dem Grafikdrucker Ernst August Zimmermann
22.06.2016
17:00 Uhr, Führung in der Ausstellung
18:00 Uhr
Vortrag "Technologieentwicklung zur Massenrestaurierung am Beispiel der verstärkten Kupferdruckplatten aus der Sammlung Perthes". Es spricht Prof. Bernhard Mai
Vortrag „Die Kartensammlung Perthes - Konservierung und Ordnung eines großen historischen Kartenarchivs“. Es spricht Dipl. Rest. Christian Kreienbrink
29.06.2016
17:00 Uhr, Letzte Führung in der Ausstellung mit Karin Kosicki, Zentrale Restaurierungswerkstätten
18:30 Uhr, Finissage zur Ausstellung
Ausgewählte Veranstaltungen
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Die Ausstellung im Benary-Speicher hat, abgestimmt auf die Sammlungen im Haus, zwei Schwerpunkte: Im Druckereimuseum wird in guter Tradition wieder eine besondere Facette der Druckereikunst gezeigt – diesmal der seit dem 19. Jahrhundert im Perthes Verlag Gotha praktizierte Druck von Landkarten. Schautafeln, historische Fotos, originale Druckplatten, Werkzeuge und gedruckte Karten vermitteln einen Einblick in den Landkartendruck und dessen Herstellungstechniken, wie dem Kupferstich, der Lithografie, dem Kupfer- und Steindruck sowie dem Umdruckverfahren. Die Exponate aus der Sammlung Perthes ermöglichen es zusammen mit den Druckmaschinen des Museums, den gesamten Druckvorgang nachzuvollziehen.
Im Schaudepot beschäftigt sich ein zweiter Teil der Ausstellung mit der vom Justus Perthes Verlag initiierten Erforschung und Kartografierung des Inneren der nichteuropäischen Kontinente und Polgebiete im 19. Jahrhundert. In ihrer Folge verschwanden die vielen weißen Flecken auf den Landkarten und entstanden im Perthes Verlag neue, bis heute nachwirkende kartografische Bilder der Erde. Verlagsprodukte des Justus Perthes Verlages werden am Beispiel der Kartografie Australiens und der Inselwelt des Pazifik vorgestellt. Die gemeinsame Präsentation der Zeugnisse der Erforschung dieser Regionen und der im Schaudepot aufbewahrten, ebenfalls im 19. Jahrhundert entstandenen Südseesammlung ergibt somit interessante Synergien.