Kriegsgräber auf Erfurter Friedhöfen
Auf den Erfurter Friedhöfen finden sich verschiedene Kriegsgräberanlagen. Insgesamt haben hier 3.771 Kriegstote ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Nach dem Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz) wird ihnen ein besonderer Status eingeräumt um ein bleibendes Mahnmal für die nachfolgenden Generationen zu setzen.
Auf dem Hauptfriedhof befinden sich 6 Anlagen mit insgesamt 3.099 Gräbern.
Bereits 1914 wurde der Ehrenhain 1 nach Entwürfen des Prof. Robert Salzer, Lehrer an der Erfurter Kunstgewerbeschule angelegt. Hier musste bereits kurz nach Beginn der Ersten Weltkrieges und noch vor der offiziellen Eröffnung des Friedhofes der erste Soldat beigesetzt werden.
In den Jahren 1975/76 wurde der Ehrenhain umgestaltet und 2009 wurden alle Grabsteine neu beschriftet.
Verstorbene, die nicht auf einem Kreuz namentlich genannt werden, sind auf 3 Bronzetafeln aufgelistet, die 1994 am Denkmal angebracht wurden.
Das Denkmal wurde vom Architekten Brockert entworfen und 1946 errichtet und eingeweiht.
Der Ehrenhain 2 ist in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 belegt worden. Insgesamt 784 Opfer des Zweiten Weltkrieges fanden hier ihre letzte Ruhe. Anfänglich aufgestellte Holztafeln, sowie ein 1948 errichtetes 10 m hohes Holzkreuz hielten nicht stand.
1958 erfolgte die Einweihung des heutigen Denkmals. Im Jahr 1994 konnten wieder alle Namen auf Andillykreuzen aus Neuhauser Granit angebracht und aufgestellt werden.
Der Ehrenhain 3 - Memento wurde für Bombenopfer des Zweiten Weltkrieges und Kriegsheimkehrer, die an den Folgen ihrer Verletzungen verstarben, eingerichtet.
Nach mehreren Umgestaltungen hat die Anlage 1996 ihr endgültiges Aussehen erhalten. 137 Grabkreuze mit 748 Namen erinnern an die Opfer.
Der Schriftzug „MEMENTO“ wurde vom Bildhauer Helmut Braun aus Niederorschel 1952 gestaltet. Seine Rückseite stellt einen durch Bomben zerstörten Gebäudekomplex dar.
Die kleinste Anlage auf dem Hauptfriedhof stellt der Französische Ehrenhain dar. Zunächst waren hier 103 französische Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges starben, beigesetzt. Am 20.02.1944 wurden 13 Gräber bei einem Bombenangriff völlig zerstört. Die verbliebenen 90 Toten wurden 1948 exhumiert und nach Frankreich in ihre Heimat überführt.
Weiterhin sind hier 13 Tote unterschiedlicher Nationalitäten bestattet:
- 3 Polen
- 1 Ungar
- 1 Jugoslawe
- 2 Italiener
- 3 ausländische Kriegstote unbekannter Nationalität – namentlich aufgeführt
- 3 ausländische Kriegstote unbekannter Nationalität – namentlich unbekannt
Auf Wunsch einer französischen Delegation zum Buchenwaldtreffen 1954 gestaltete Steinmetzmeister Schubert aus Erfurt ein Grabmal für diese Anlage.
Am 16. Juni 2004 wurden hier die Überreste von ca.120 französischen Soldaten der Napoleonischen Armee mit militärischen Ehren beigesetzt. Die Soldaten starben wahrscheinlich kurz vor Ende der französischen Besatzung Erfurts von 1806 bis 1813 an der Ruhr. Sie wurden dann von den Bestattern eilig im Keller eines später zerstörten Hauses abgelegt und im April 2004 bei Bauarbeiten im Erfurter Brühl wiederentdeckt.
Der Hamburger Block verdankt seinen Namen einer Besonderheit. Bei den Bombenangriffen auf Hamburg und Berlin gab es so viele Verletzte, dass sie nicht alle in örtlichen Einrichtungen untergebracht werden konnten. So erfolgte die Verlegung von Verletzten auch nach Erfurt.
Die dann an ihren Verletzungen Verstorbenen wurden in Erfurt bestattet. Die meisten der 154 Opfer in dieser Anlage sind jedoch Heimkehrer.
Eine weitere große Kriegsgräberanlage ist der Sowjetische Ehrenhain. Hier liegen 604, vorwiegend zivile, Opfer des 2. Weltkrieges begraben. Meist Zwangsarbeiter aus der damaligen Sowjetunion.
Die Opfer wurden 1947 vom Nord- und Südfriedhof und vom Jüdischen Friedhof auf den Hauptfriedhof umgebettet. Am 1. Mai 1954 wurde die Anlage eingeweiht.
1994 haben die russischen Streitkräfte vor ihrem Abzug die Grabanlage zur weiteren Unterhaltung an die Stadt Erfurt übergeben. Im Jahr 1996 konnten auf Bronzetafeln und Pultsteinen alle Namen aufgeführt werden.
Hier findet jährlich am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, eine Kranzniederlegung statt.
Weitere Kriegsgräberanlagen befinden sich im Südpark (dem ehemaligen Südfriedhof) für Bombenopfer und polnische Bürger.
In den Ortschaften Dittelstedt und Bindersleben wurden Anlagen für 79 bzw. 38 Kriegsopfer angelegt und 1994 neu mit Grabkreuzen gestaltet.
Auf den Friedhöfen in Alach, Egstedt, Frienstedt, Gispersleben (im Park) und Marbach befinden sich weitere Kriegsgräber.
In Mittelhausen, Schmira, Stotternheim, Linderbach, Tiefthal, Wallichen, Gottstedt, Kühnhausen und Rohda haben ebenfalls Kriegstote ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Nähere Informationen zu den Kriegsgräbern der Ortsteilfriedhöfe finden Sie auf den entsprechenden Internetseiten der Ortsteilfriedhöfe.