Geschichte des Erfurter Hauptfriedhofs
Der erste Friedhof außerhalb der Stadtmauern entsteht unter französischer Administration im Jahre 1813 auf dem Kardinalstück im Johannesfeld. Dieser wird aufgrund seiner Abgeschiedenheit und der ungeschützten Lage von der Bevölkerung nicht angenommen.
Somit wird nur fünf Jahre später unter preußischer Herrschaft ein Friedhof im Brühler Zwinger, innerhalb der beiden Festungsmauern, angelegt. Diesem Brühler Friedhof folgen vier weitere Zwingerfriedhöfe in den darauf folgenden Jahren bis 1830.
Entstehung eines Zentralfriedhofes
Nachdem der Beschluss gefasst wurde, nicht mehr verschiedene Friedhöfe nahe der Stadt, sondern einen einzigen "Zentralfriedhof" im Westen der Stadt zu errichten, wurde am 8. Juli 1912 Wettbewerb ausgeschrieben. Aus diesem deutschlandweiten Ideenwettbewerb für Architekten und Gartenkünstler gingen 1913 der Gartenarchitekt Hennigs aus Hannover und der Architekt Prof. Meißner aus Darmstadt als Sieger hervor.
Nach einigen Überarbeitungen des Entwurfs von Hennigs nahm der Stadtgartendirektor Hermann Braband ab Mitte 1913 den Aufbau des zukünftigen Erfurter Hauptfriedhofs auf baumlosem und zum Teil abschüssigen Gelände in Angriff. Die ersten 18 ha mit den Grabfeldern 1 - 18 wurden realisiert. Heute hat der Hauptfriedhof eine Flächenausdehnung von 57 ha erreicht und gliedert sich in 53 Grabfelder und Sonderanlagen.
Das Gelände wurde 1914 als Friedhof durch den Domprobst Feldkamm und Senior Fischer zum Friedhof geweiht. Die erste Beisetzung erfolgte bereits 1914, vor der offiziellen Eröffnung im Jahre 1916.
Erst ein Jahr später als vorgesehen ist die Gestaltung des gesamten Friedhofsgeländes im Kern realisiert. Und so erklärt der Magistrat den Südfriedhof ab 8. Juli 1916 für geschlossen und den "Neuen Friedhof", wie er zuerst heißt, für eröffnet. Todesanzeigen in den Zeitungen registrieren die ersten zivilen Beisetzungen für diesen Tag.
Die ersten Gebäude, das Gärtnerhaus und die Empfangs- und Trauerhalle wurden nach Plänen der Stadtbauräte Peters und Klaß 1921 errichtet. In den vergangenen Jahren konnten die Feierhallen entsprechend veränderter Trauerriten und unterschiedlicher Ansprüche Hinterbliebener umgestaltet werden.
So steht unter anderem nach seinem Umbau der ehemalige Abschiedsraum seit 2003 als Urnenfeierhalle mit anspruchsvoller Innenausstattung und architektonisch sehr ansprechender Raumgestaltung den Hinterbliebenen als Trauerort zur Verfügung. 2007 erfolgte die Sanierung bzw. der Umbau der Treppenanlagen zu den Feierhallen im oberen Gebäudezugang. Die alten Treppen wurden gänzlich entfernt und ein neuer mittiger Aufgang errichtet. Eine neue Fassade und ein erweiterter Eingangsbereich runden das Bild seit 2009 ab. Zusätzlich ist in diesem Bereich auch eine behindertengerechte Toilette entstanden.
Bau der Straßenbahn
Erst im Jahr 1934 erfolgte der Bau der Straßenbahn und die Inbetriebnahme bis zum Hauptfriedhof. Fast 70 Jahre später wird an der Verlängerung der Trasse bis nach Bindersleben gearbeitet.
Die Strecke führt direkt nördlich des Friedhofsgeländes entlang und durch die Einrichtung einer weiteren Haltestelle im Bereich "Am Kreuzchen", wird die Erreichbarkeit der im Westen des Geländes liegenden Grabfelder erheblich verbessert.
Bau des Krematoriums
Auf dem damaligen Südfriedhof wird 1922/23 das erste Krematorium der Stadt errichtet, welches nach der Schließung des dortigen Friedhofes noch bis 1977 in Betrieb war.
In den Jahren 1975 - 1977 wurde ein neues Krematorium und zwei moderne Trauerhallen errichtet. Der Krematoriumsbetrieb auf dem Südfriedhof wurde eingestellt. Die ehemalige Empfangs- und Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof wurde umgebaut und beherbergt seit dem ein Blumengeschäft.
Die Friedhofsverwaltung konnte 1991 aus dem ehemaligen Gärtnerhaus in ein neues Verwaltungs- und Sozialgebäude umziehen.
(Auszug: DFK1/96 "Erfurt:Dokumente kommunaler Begräbniskultur" von Eberhard Menzel)