Petersberg: Geschichte
Geschichte (Auszug) des Petersberges
Kein zweites Fleckchen Erde in Erfurt hat sich vermutlich so mit Geschichte aufgeladen wie der Petersberg. 231 m hoch, dominiert er zusammen mit dem benachbarten Domberg nicht nur die Topografie der Stadt. Seine erste "Eroberung" allerdings reicht schon bis in die Steinzeit zurück, als Menschen hier ihr Lager aufschlugen.
Später waren es dann Kelten und Germanen, die hier wahrscheinlich ihre Kultstätten und vermutlich auch eine Wall Burg errichtet hatten. Die siegreichen Franken gegen das Thüringer Königtum errichteten Mitte des ersten Jahrhunderts hier oben auf der Anhöhe eine Königspfalz und eine Siedlung mit geistlicher Ausrichtung. Das mag das Fundament für das spätere Kollegiatstift gewesen sein.
Die zwischen Dom- und Petersberg in die Stadt führende Via Regia – die bedeutende Königsstraße – benötigte Schutz und war die "Autobahn" jener Zeit und so bestimmte Karl der Große den Petersberg zum Sitz für einen Königsboten.
Im Jahr 742 hatte der Missionar Bonifatius das Bistum Erfurt gegründet welches er im Jahr 755 mit dem Bistum Mainz vereinigte. 1060 dann begann eine neue Epoche für den Petersberg: der Erzbischof von Mainz wandelte das hiesige Kollegiatstift in ein Kloster für die Benediktinermönche. Auf dem Petersberg entstanden das Kloster St. Peter und Paul und mit den Klosterbauten wuchsen auch das Ansehen und der Einfluss. Doch schon 1080 vernichtete ein Stadtbrand auch die Klosteranlage, die vorwiegend aus Holz bestand. 1103 begann der Neubau in Stein und im Stil des Hirsauer Schule. Im Zentrum wuchs die Peterskirche zu einem alles überragenden Monumentalbau über der Stadt. Am 16. Juni 1147 fand die Weihe der Peterskirche statt.
Die Entwicklung zur geistlichen Hochburg des Klosters wurde zusätzlich genährt durch die Kaiserpfalz, die sich in direkter Nachbarschaft auch auf dem Berg befand. Kaiser Barbarossa weilte deshalb auf seinen Reichstagen öfters in den Klostermauern. Die Pflicht, auch deutsche Kaiser und Könige aufzunehmen führte auch zu einem der bedeutenden Ereignisse des Petersbergs, welches auch auf einem Gemälde im Erfurter Rathaus festgehalten ist: 1181 unterwarf sich Heinrich der Löwe hier im Peterskloster dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa.
Einen fast einjährigen Reichstag hielt 1289 auch König Rudolf I. im Peterskloster ab.
Der Dreißigjährige Krieg und die zeitweilige Besetzung durch die Schweden mit König Gustav II. Adolf von Schweden legte für den Petersberg eine neue Entwicklung an. Diese erkannten die strategische Lage dieser Anhöhe und begannen mit Bauten für ein Kastell.
Nach dem Westfälischen Frieden und den Weigerungen der Stadt, ihre kommunale Selbständigkeit aufzugeben, beschloss Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Johann Philipp von Schönborn, eine Festungsanlage zu errichten, die sich zuerst gegen die aufständischen Bürger in Erfurt richtete. Am 1. Juni 1665 begann deren Bau und erst 1831 wurde der 3. Bauabschnitt der Barocken Festungsanlage abgeschlossen – wie sie uns heute so imposant präsentiert.
Besetzungen der Preußen und der französischen Truppen unter Napoleon Bonaparte wechselten. 1808 war auch der Petersberg Schauplatz des Erfurter Fürstenkongresses mit seinem Treffen zwischen Napoleon und dem russischem Zaren Alexander I.
Am 6. November 1813 beschossen Preußische Truppen nach der Völkerschlacht bei Leipzig den Petersberg. Zahlreiche Gebäude auf dem heutigen Domplatz und Teile der Peterskirche fielen dem Beschuss und den Flammen zum Opfer.
Erst am 20. Juni 1873 gab Kaiser Wilhelm I. auch für Erfurt den Befehl zu Entfestigung. Einige Anlagen wurden abgetragen und einige Festungsgräben wurden verfüllt.
Eine militärische Nutzung des Berges hatte damit aber kein Ende. Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde im Kommandantenhaus das Kriegsgericht 409. ID und im Polizeigefängnis die U-Haft für politische Gefangene errichtet. Für die Flugabwehr wurde die Defensionskaserne genutzt.
Amerikanische Truppen nahmen am 12. April 1945 die Stadt und auch den Petersberg ein, welche aber schon am 2. Juli durch sowjetische Besatzungstruppen abgelöst wurden.
Und auch nach der Gründung der DDR hatte die militärische Nutzung des Petersberges kein Ende – Staatssicherheit, Kasernierte Volkspolizei und Nationale Volksarmee nutzten die Liegenschaft und hinterließen ihre Spuren.
Erst mit der politischen Wende 1990 und der demokratischen Wahl des Erfurter Oberbürgermeisters Manfred Ruge vollzog sich auch auf und mit dem Petersberg eine grundlegende Wende. Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten konnten die Erfurter Bürger diesen Berg wieder ungehindert besteigen und besuchen. Das was dort an Bauten der unterschiedlichen Epochen vorzufinden war, wurde als herausragende Denkmale und wichtige Zeugnisse der Erfurter Geschichte und darüber hinaus erkannt. Umgehend wurde die Bauhütte Petersberg gegründet. Unter Leitung von Karl Heinz Walter vollzog sich eine rasante aber auch sensible denkmalpflegerische Gesundung der Bauten auf dem Petersberg, wie sie sich heute den Bürgern der Stadt und aber auch den vielen Touristen aus aller Welt präsentiert. Dabei ist dieser Prozess – und auch das Finden der richtigen Nutzung des Petersberges als Geschichtsort herausragender Bedeutung noch lange nicht abgeschlossen.