Haus Dacheröden: Architektonische Besonderheiten

Sicht auf Nordfassade, vom Anger aus

Ein altes Bügerhaus im Sonnenschein.
Foto: © Christian Sabel

Als besonders markant fällt das aufwändig ausgearbeitete Renaissanceportal in den Blick . Das auffällig geschmückte Hochportal, mit Pflanzenornamentik, Löwenköpfen und Maskarons oben und an den Seiten, ermöglichte auch hoch beladenen Fuhrwerken die Durchfahrt. Die zwei Rokokofenster über dem Portal treten im Gegensatz zu den Übrigen in ihrer Gestaltung ausnehmend hervor.

Ebenso auffällig zeigt sich der dreistöckige Erker im Renaissancestil, der die beiden Hausteile "Zum Schiffchen" (links) und "Zum güldenen Hecht" (rechts) optisch miteinander verbindet.

Über dem weitaus schlichteren Eingangsportal auf der rechten Seite erinnert die Inschrift "Gegr. 1763 Joh. Anton Lucius" an die Firmengründung der Familie Lucius. Sie wurde 1928 durch die damaligen Besitzer Nathusius über dem Portal eingelassen.

Den Blick gen Himmel gerichtet, tritt das hohe Dach mit zwölf, in drei Etagen gestaffelten und symmetrisch angelegten Gaubenfenstern in Erscheinung. Auf Grund des spitzen Giebels und den zahlreichen Dachgauben war eine ausreichende Durchlüftung des Dachgeschosses, in dem Waid-Ballen zur Trocknung gelagert wurden, möglich.

Renaissanceportal

verziertes Bogentor um Eingang
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Das Portal ist an den Seiten mit Ranken verzierten Säulen begrenzt. In den Friespfeilerungen darüber befinden sich sitzende Putten, rechts und links neben der Schrifttafel sind die Abbildungen zweier Steinmetzgestalten mit Maß und Zirkel angebracht. Neben der Schmuckornamentik rund um das Portal dominiert ein weiteres Element die äußere Erscheinung des Eingangsbereiches: Die Medaillons von Jesus und Paulus. Sie wurden nach Münzvorlagen wahrscheinlich von Valentin Wildt und Gesellen nach Bauabschluss (1557) geschaffen. Die Münzen der "Wahren Bildnisse von Christus und Paulus" kursierten in dieser Zeit europaweit.

Die lateinische Tafelinschrift nach Versen aus dem 112. Psalm bekundet in der Übersetzung folgenden Inhalt:

  • "Glücklich ist immer dar, wer Gott fürchtet im innersten Herzen.
  • Der dem Freund nur macht Gottes getreulich Gebot.
  • Solchen Mannes Geschlecht, den Kindern und blühenden Enkeln wird,
  • Das glaube du nur, himmlische Hilfe zuteil."

Unten an den Seiten des Portals befinden sich Sandstein-Nischensitzbänke, wie sie unter anderem auch am Eingangsportal des Hauses "Zum güldenen Krönbacken" zu finden sind.

Foyer

Halle mit Kronleuchter und Treppenaufgang
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Im großzügig angelegten Eingangsbereich des Hauses Dacheröden herrscht barockes Flair. Die beiden venezianischen Reliefsandstein-Säulen mit ihren individuellen barocken Gestaltungselementen (Maskarons und spirale Blumengebinde auf den Säulenschäften; Reliefpostamente mit Bandelwerk und Löwenköpfen) strahlen schon beim Betreten des Hauses die besondere Atmosphäre des Barock aus.

Von den eingetieften Putzspiegeln und den Stuckleistenrahmungen an der Decke weiter zu der handgearbeiteten Balustrade im gesamten Treppenhaus bis hin zu den Arkadenbögen im Foyer setzt sich die bauliche Einheit des Barock fort.

Kelleranlage

Unter den Häusern "Zum Schiffchen" und "Zum güldenen Hecht" befinden sich Kellertonnen verschiedener Größe und nicht einheitlichen Entstehungszeitraums. Die Entstehungszeit der großen Kellertonne unter dem Hofflügel (Festsaal) fällt vermutlich nicht, wie zunächst angenommen, in die Zeit um 1557, sondern liegt wahrscheinlich weit länger zurück.

Eine genaue Datierung der Tonne unter der Durchfahrt und der Tonne unter dem Vorderhaus "Zum Schiffchen", ist nicht ohne weiteres möglich. Der westliche Hausteil "Zum güldenen Hecht" war ursprünglich auch unterkellert, ist heute jedoch verfüllt, wobei Ursache und Zeitpunkt unbekannt sind.