Domplatz: Architektur und Geschichte
Der Domlatz und seine sprechenden Steine
Das monumentale Kirchenensembles von Mariendom und Severikirche bestimmt nicht allein den architektonischen Schwerpunkt des Platzes.
Die Kirchen überragen majestätisch das Bild der Stadt weithin sichtbar. Kaum eine Werbung für Thüringen und Erfurt verzichtet auf eine Abbildung von diesem gewaltigen Bauensembles. In die verschiedensten Lichtstimmungen getaucht, finden sich diese Kirchen auf Postkarten, Plakaten und Prospekten. Dabei ist das architektonische Meisterwerk der deutschen Gotik mehr als nur einzigartiges Wahrzeichen der Landeshauptstadt Thüringens und mehr als lediglich der Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Dom und Severikirche bestimmen durch kirchliche Veranstaltungen auf den 70 Stufen der breiten und gewaltigen Freitreppe und allein durch ihre Anwesenheit als sakrales Gebäude den bewussten und sensiblen Umgang mit dem Platz.
Der Dom beherbergt herausragende Kunstschätze und sakrale Gegenstände. Im Mittelturm des Domes befindet sich die Gloriosa – mit 11,45 Tonnen bei 2,62 Meter Höhe und einem Durchmesser von 2,56 Metern ist sie die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Sie wurde in der Nacht vom 7. zum 8. Dezember 1497 von Gerhard von Wou gegossen und es heißt, sie hätte den schönsten Klang von allen Glocken der Welt. Die Erfurter lieben "ihre" große Glocke und lauschen ihr andächtig im Dom, auf dem Domplatz und in der Stadt, wenn sie ihren tiefen und vollen Ton in e0 über der Stadt erklingen lässt.
Schweift der Blick vom Domhügel im Uhrzeigersinn, offenbaren sich auf dem gegenüber gelegen Petersberg weitere gewaltige Bauwerke. Der Petersberg war ursprünglich Standort des berühmten königlichen romanischen Klosters St. Peter (1103-1147). Die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche zählte zu den ersten Monumentalbauten der Hirsauer Schule in Thüringen. Die zwei Türme die gemeinsam mit Dom und St. Severi die Stadtkrone bildeten, sind durch Beschuss durch die Preußen gefallen und das Dach wurde auf die Höhe der Seitenschiffe reduziert. Auf dem Petersberg und auch vom Domplatz aus zu sehen sind die mächtigen Mauern der kurmainzische Citadelle von 1664/1707. Sie war Zwingburg gegen die Bürgerschaft und ist heute einzigartiges Denkmal der Festungsbaukunst.
Unterhalb des Petersberges befindet sich das im neugotischen Stil erbaute repräsentative Gerichtsgebäude. Es wurde von 1874 – 1879 errichtet.
Daran anschließend wird der Domplatz durch eine Vielzahl von Bürgerhäusern – vorrangig im Fachwerkbau mit meist sehr schmalen und tiefen Grundrissen – begrenzt.
Bauhistorisch besonders herauszuheben sind die "Grüne Apotheke" aus dem 18. Jahrhundert und das "Haus zur Hohen Lilie" (1538), eines der besten Beispiele Erfurter Renaissancemeister. An der Ostseite des heute von Marktgewimmel erfüllten Platzes findet sich die Einmündung der Marktstraße, einstmals Teil der Via regia und bevorzugter Sitz der Händler und Kaufleute. Diese verkehrsberuhigte Straße ist die Lebensader zwischen dem Domplatz und der übrigen Altstadt. Rechterhand führt der Weg zu sorgsam restaurierten Baulichkeiten der Großen und Kleinen Arche.
Die Architektur am Domplatz erhält seine wirkliche Farbigkeit aber erst durch die verschiedenen Nutzungen. Die Urbanität entsteht durch das intensive Wechselspiel zwischen Architektur und die Belebung des Platzes durch alltägliche und außergewöhnliche Veranstaltungen und Aktionen. Die Kulturdirektion der Stadtverwaltung koordiniert alle Vorhaben auf dem Platz. Durch die Produktion eigenständiger Veranstaltungen und die Entscheidung zur Vergabe an weitere Veranstalter sichert sie das Couleur der Aktivitäten und den trotz hoher Veranstaltungsdichte vorherrschenden gesunden Rhythmus zwischen Aktivität und Ruhe auf dem Platz. Erholung und Beschaulichkeit ist neben der Aktion und Betriebsamkeit Bestandteil der Konzeption für den Domplatz.