Zweite Station in der Sonderausstellung „Mit diesem Ring …“ – Jüdische Hochzeit im Mittelalter
Die wichtigsten Exponate in der aktuellen Sonderausstellung in der Alten Synagoge sind die drei Hochzeitsringe aus den Schatzfunden von Colmar, Weißenfels und Erfurt. Diese drei Ringe sind die einzigen erhaltenen ihrer Art aus dem Mittelalter. Nachdem sie 2007 und 2009 bereits gemeinsam in Paris und London zu sehen waren, sind sie jetzt erstmalig zusammen in Deutschland ausgestellt.
Der Colmarer Ring kann um 1300 datiert werden, die Ringe aus Erfurt und Weißenfeld entstanden im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts. Diese ältesten überlieferten Hochzeitsringe haben alle eine ganz besondere Form: Der Ringkopf ist in Form eines Miniaturgebäudes gestaltet – ein Motiv, das bis heute genutzt wird. Dieses kleine Gebäude wird zumeist als Darstellung des im Jahre 70 n. Chr. durch Titus zerstörten Zweiten Tempel in Jerusalem interpretiert. Seit dem Mittelalter war durch das jüdische Religionsgesetz (Halakhah) festgelegt, dass dieser Ring aus reinem Gold ohne Edelsteinbesatz bestehen durfte – die Form dieser Ringe ist dagegen nicht festgelegt.
Die Hochzeitsringe wurden als symbolischer Brautpreis im Rahmen der Hochzeitszeremonie übergeben, die wie folgt ablief: Nachdem der Rabbiner einen Segen über einem Becher Wein gesprochen hatte, gab er Braut und Bräutigam daraus zu trinken. Danach wurden zwei Zeugen gerufen, die den Wert des Vermählungsrings bestätigten. Anschließend forderte der Rabbiner die Zeugen auf, genau zuzusehen, wie der Bräutigam die Vermählung mit den Worten ‚Durch diesen Ring seiest Du mir angetraut nach dem Gesetz Moses‘ und Israels‘ vollzog und der Braut den Ring an den Finger neben dem Daumen aufsteckte. Mit dem Verlesen des Ehevertrags (Ketubba) war die Trauung dann rechtsgültig.