2. Etappe Tour de Bildung: Kulturetage

13.04.2011 18:20

Der Journalist und Radiomacher Andreas Kubitza besucht die Kulturetage in der alten Oper, eine private Schule für Tanz, Gesang, Schauspiel, Artistik und Malerei.

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Textreportage

Die Kulturetage in der alten Oper, eine private Schule für Tanz, Gesang, Schauspiel, Artistik und Malerei. Bei einer Internetrecherche war mir die Kulturetage vor allem aufgefallen, weil mir der Name bis dahin komplett unbekannt war. Die Homepage wirkt elegant, ja modern, und will nicht recht zu meiner Vorstellung von typischen Bildungseinrichtungen passen. Schnell war die Nummer gewählt und ein Termin vereinbart.

Doch bereits diese erste Etappe hat es in sich, irgendwer muss mir die Luft aus dem Reifen gelassen haben. Mit über einer halben Stunde Verspätung erreiche ich tags darauf den ehemaligen Hintereingang der alten Oper. Boris ist schon da und fotografiert, Inhaber Patrik Pavlik, mit dem ich zum Interview verabredet war, hat keine Zeit mehr für mich, sein Kurs beginnt. Wir machen einen neuen Termin aus und er verweist auf den Artistik-Kurs, den ich mir noch für ein paar Minuten anschauen könne. Im Ballettsaal springt eine Mädchengruppe wild durcheinander und wirft bunte Plastikreifen durch die Luft. Die junge Dozentin Bogdana Koshtelyanchuk aus Kiew beendet die Stunde für heute und erklärt: "Wir beginnen das Training mit Erwärmung, dann tanzen wir, danach machen wir Übungen aus dem Bereich Jonglage, Pantomime und Akrobatik." Kaum habe ich mein Aufnahmegerät ausgepackt, werde ich von den Mädels umringt. Auf die Frage, was sie denn alles lernen, meint die elfjährige Paula: "Die Handstandbrücke ist am schwierigsten. Erst macht man einen Handstand und dann geht man zur Brücke über. Zur Zeit bereiten wir uns auf den Kinderkult im April in der Messehalle vor."

Einen Tag später führt mich Patrik Pavlik durch die Räumlichkeiten: ehemalige Hinterräume des Opernhauses - Schneiderei, Maske, Garderobe. Pavlik stammt aus Bratislava, ist Tänzer, Choreograph und diplomierter Tanzpädagoge und war seit 1994 Mitglied im Ensemble der alten Oper. "Das Haus hat eine 125-jährige Tradition und mir war es wichtig, diese weiterzuführen", sagt er als wir auf dem alten Dachboden stehen, den er zu einem Atelier ausbauen will. Aber das sei alles noch Zukunftsmusik. "Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, als Verein zu arbeiten. Manche Entscheidungen gehen dann einfach schneller. Das bedeutet aber auch, dass wir keine öffentlichen Förderungen bekommen und unser Geld selbst verdienen müssen. Reich werden kann man mit Kunst natürlich nicht."

Seit knapp drei Jahren bietet die Kulturetage Kurse für jung und alt aus den verschiedensten künstlerischen Bereichen an. Nicht ohne Stolz verweist Pavlik auf die gute Ausbildung seiner Mitarbeiter: "Fast alle Dozenten haben ein Hochschulstudium und lange Berufserfahrung hinter sich, das ist nicht der Normalfall." Die meisten Kurse seien gut besucht, sogar Wartelisten gäbe es. Andere wiederum liefen nicht so gut. Welche das sind, müsse allerdings ein Betriebsgeheimnis bleiben. "Erfurt ist eben nicht Leipzig oder Berlin, wo es ein reges Studentenleben und eine große Kulturszene gibt. Aber das ist vielleicht auch ein Vorteil, denn in solchen Städten wären wir nur ein Angebot unter vielen."