9. Etappe Tour de Bildung: Forscher-Ferien
Textreportage
Die Sommerferien sind bald zu Ende, Boris und ich gehen in die Schule – in die Barfüßerschule. Durch das leere Schulhaus hallt von Ferne Kinderlärm und Wasserplätschern. Die Geräusche kommen aus einem Klassenraum im zweiten Stock. Auf einigen Tischen stehen große Wasserbottiche, daneben rote Knetmasse, Plastikbecher, Gummibälle, kleine Würfel aus verschiedenen Materialien und ein Schiffchen aus Metall. „Der Würfel aus Wachs und der aus Buchenholz, die schwimmen und der Metallwürfel geht unter.“ Marlene ist sieben Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Sie nimmt ein paar Würfel und lässt sie ins Wasser plumpsen. Gut, dass Handtücher auf den Tischen liegen. Marlene hat die Würfel vorher gewogen und auch das Schiff. „Das Schiff - das genauso viel wiegt wie der Metallwürfel - das schwimmt“, erklärt sie stolz. Marlene und ihre Freunde Florian und Lätitia schauen mit großen Augen dem Schiff und den Würfeln nach, die auf dem Wasser treiben.
„Heute gehen wir der Frage nach, welche Gegenstände sinken und welche schwimmen. Dazu haben wir eine ganze Reihe von Experimenten mitgebracht“, erklärt Karsten Langer vom Modellvorhaben Bildungsstadt Erfurt - Lernen vor Ort. „Ziel dabei ist bei den Kindern Begeisterung für naturwissenschaftliche Fragestellungen zu wecken. Die meisten Themen werden später im Sachkundeunterricht noch mal ausführlich behandelt, so dass man an die Experimente gut anschließen kann.“ Die Experimente rund um das Thema Wasser regen zum Selbermachen und Weiterdenken an. Warum geht ein Schiff nicht unter? Warum lässt sich ein kleiner Ball leichter unter Wasser drücken als ein großer? Warum schwimmt der Würfel aus Buchenholz, der aus Tropenholz aber nicht? „Ab 66 Gramm gehen alle Würfel unter. Das ist wegen der Schwerigkeit“, fasst Marlene ihre Forschungsergebnisse zusammen. „Das Konzept Forscher Ferien und die Klasse(n)kisten mit Experimenten zu verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen wurden von der Deutsche Telekom Stiftung mit Partnern entwickelt. Zurzeit erproben wir, unter welchen Rahmenbedingungen wir das Angebot in Erfurt einsetzen können“, sagt Karsten Langer. Neben den Experimenten zum Thema Wasser stehen für die kleinen Forscher Exkursionen zum Thema Nachhaltigkeit sowie Solarenergie auf dem Programm. Aber nicht nur für Marlene, Lätitia, Florian und die anderen Kinder zwischen der zweiten und vierten Klasse sind die Forscher Ferien eine Herausforderung: „Da ich ja keine Wissenschaftlerin bin, hab ich mich anfangs etwas unsicher gefühlt, aber mittlerweile macht es mir sehr viel Spaß“, sagt Horterzieherin Marina Stopfel, die die Kinder während der Woche in der Barfüßerschule betreut.
Bereits in den kommenden Herbst- und Sommerferien gehen die Forscher Ferien in die nächste Runde. Mittel- und langfristig sollen weitere Erfurter Schulen von dem Angebot profitieren. „Je mehr Schulen mitmachen, umso mehr Kinder können erreicht werden. Als Betreuer kämen hier auch Studierende der Erfurter Hochschulen sowie ehrenamtlich tätige Senioren, die vorher ein Training über die Volkshochschule absolviert haben, in Frage. Daneben soll der Freizeittreff Petersberg zu einem MINT-Zentrum ausgebaut werden. Hier soll es schwerpunktmäßig Angebote im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik für Kinder geben“, erläutert Karsten Langer die Pläne für die Zukunft.