Glücksgeschichten: Einleitung und Moostroll

01.07.2024 11:01

Was braucht man, um glücklich zu sein? Damit haben sich die Kinder der Stammgruppe Donner aus der Grundschule am Steigerwald beschäftigt. Die Geschichten wurden für die Wochen der Seelischen Gesundheit für Schulen vom Amt für Bildung geschrieben. Sie sollen dazu beitragen, mit Kindern zum Thema Glück oder Unglück, Traurigkeit, Umgang mit Enttäuschungen und Herausforderungen ins Gespräch zu kommen.
Diese Geschichte sprechen Antonia und Julius.

Audio: Glücksgeschichten: Einleitung und Moostroll © Stadtverwaltung Erfurt / Radio Frei

Der Podcast zum Nachlesen

Einleitung und Moostroll

00:00:00:00 – 00:00:28:11

Hallo, wir sind die Donnergruppe aus der Grundschule 30 und haben euch eine Radiosendung zum Thema Glück vorbereitet. Es gibt Geschichten, Lieder, Elfchen und zehn Glücksblätter. Wir wünschen euch viel Spaß beim Zuhören. „Glück ist für mich, wenn ich alleine bin.“ „Glück ist für mich, wenn ich mit Melina spiele.“ Schattenspiele im Wissenswald: Wie der Moostroll seine Furcht überwand.

00:00:28:11 – 00:00:58:11

Zwischen den großen Kastanienbäumen im Wissenswald wohnte ein junger Moostroll. Auch im Sommer ist es im Wissenswald schön kühl, denn die Blätter der Kastanien halten die Sonnenstrahlen vom Waldboden fern. Weil dies so ist, ist es im Wissenswald sehr oft sehr dunkel, und die langen Schatten bestimmen den Tag. Der kleine Moostroll lebt seit vielen Jahren im Wissenswald zwischen den Bäumen. Dabei bewegt er sich stets in dem Bereich des Wissenswaldes, der zwischen den dunklen Schatten lag, denn diese machten ihm Angst.

00:00:58:12 – 00:01:22:24

Er traute sich nicht, durch sie hindurch zu laufen. Als er an diesem Tag aus seiner Höhle kam, war das einzige, was er mit seinen scharfen Augen wahrnahm, ein besonders dunkler Schatten. Den Himmel und die Sonne sah er nicht. Er ließ sich auf dem Boden auf einen großen Stein plumpsen, beobachtete voller Sorgen die Bewegung auf dem Waldboden.

00:01:23:01 – 00:01:49:05

„Was mache ich hier nur?“, fragte er sich und schaute ängstlich erst nach links und dann nach rechts, ob die Schatten näher kamen. „Gehöre ich hierher? Warum bin ich hier und nicht an einem anderen Ort, wo mich die Schatten gefangen halten?“ Er versuchte sich abzulenken und sammelte ein paar Beeren und Kräuter. Der Moostroll konnte überhaupt jedoch nicht aufhören zu überlegen, was seine Aufgabe im Wissenswald war und ob er überhaupt an diesen Ort gehörte.

00:01:49:08 – 00:02:13:21

Da sah er plötzlich ein Funkeln in den Schatten. War das die Sonne? Nein, das Funkeln war viel näher und sah aus wie ein glitzernder Nebel, der zwischen den Bäumen schwebte. „Was mache ich hier?“, sagte der Moostroll erneut, als er vor dem glitzernden Nebel stand. „Ich will wissen, was hinter diesen Nebel ist.“ Er nahm all seinen Mut zusammen und lief in schnellen Schritten durch die Schatten.

00:02:13:23 – 00:02:40:17

Aber eben auch hin zu dem Glitzernebel. Kaum war der hindurchgelaufen, da sah er die Sonne, die roten Vogelscheuchen und ihre gefiederten Bewohner, spielende Kinder und eine wilde Blumenwiese. All das hatte er in seinem Leben noch nie gesehen, obwohl er gar nicht so weit entfernt gelebt hatte. Bald fand er auch andere Moostrolle, die seine Freunde wurden. Er freute sich, mit ihnen zu kochen, zu reden und zu spielen.

00:02:40:17 – 00:03:09:21

Die dunklen Schatten waren zwar nicht verschwunden, aber an diesem Ort machten sie ihm keine Angst mehr. „Hier bleibe ich. Hier gehöre ich hin!“ Der kleine Moostroll aus dem Wissenswald wollte nie wieder zurück zu den dunklen Schatten. In diesem Teil des Wissenswaldes gehörte er jetzt dazu. Es gefiel ihm immer neue Dinge zu entdecken. Er fühlte sich wohl. Wenn es ihm einmal nicht gut ging, dann hatte er jemanden zum Reden oder konnte nach Hilfe fragen.
 

00:03:09:23 – 00:03:39:17

Er war sehr stolz, dass er all seinen Mut zusammengenommen hatte und durch den Schatten, durch den glitzernden Nebel gelaufen war. Daher genoss er die Schatten, die neuen Erlebnisse und Begegnungen ausgiebig. Außerdem hatte er, der kleine Moostroll gelernt, dass er zu jederzeit durch andere glitzernde Nebel laufen konnte und dort vielleicht unbekannte neue Dinge warteten, die er entdecken konnte, wenn die Schatten ihm einmal wieder Angst machen würden.

00:03:39:19 – 00:04:08:19

„Es ist nicht immer einfach, einen glitzernden Nebel zu finden. Irgendwo gibt es zwischen den Schatten aber immer einen.“ Er lächelte glücklich und lief in der Sonne auf einer Hängematte ein. Die Geschichte des Moostrolls hat gezeigt, dass es immer einen Ausweg gibt, wenn dunkle Schatten einem Angst machen oder es einer Person nicht gut geht. Es gibt einen Glitzernnebel, auch wenn dieser manchmal nur sehr klein ist oder man ihn nicht sofort sieht.

00:04:08:20 – 00:04:31:14

Man muss sich jedoch trauen, durch diesen Nebel zu laufen und die Schatten zu verlassen. Es ist wichtig, daran zu glauben, dass sich etwas verändert, wenn man durch die Schatten läuft. Oder man kann Hilfe finden oder Freunde, die einen begleiten. Manchmal findet man auch Antworten auf Fragen zum Sinn des Lebens. Die Antworten, die man finden kann, unterscheiden sich für jeden von uns.