Glücksgeschichten: Die Baumriesen beweisen innere Stärke

01.07.2024 11:00

Was braucht man, um glücklich zu sein? Damit haben sich die Kinder der Stammgruppe Donner aus der Grundschule am Steigerwald beschäftigt. Die Geschichten wurden für die Wochen der Seelischen Gesundheit für Schulen vom Amt für Bildung geschrieben. Sie sollen dazu beitragen, mit Kindern zum Thema Glück oder Unglück, Traurigkeit, Umgang mit Enttäuschungen und Herausforderungen ins Gespräch zu kommen. Diese Glücksgeschichte spricht Julia Lieder.

Audio: Glücksgeschichten: Die Baumriesen beweisen innere Stärke © Stadtverwaltung Erfurt / Radio Frei

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Die Baumriesen beweisen innere Stärke

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Die Baumriesen beweisen Stärke in schweren Zeiten. Die kleine Ulme am Skulpturengarten schüttelte sich mit großen Schmerzen, als die Sonne an diesem Morgen die ersten warmen Sonnenstrahlen schickte. Sie hatte einen furchtbaren Abend und eine noch viel schlimmere Nacht hinter sich. Von einer Minute auf die andere tobte plötzlich der Windgeist mit einer noch nie dagewesenen Stärke durch den Egapark.

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Die Bäume versuchten sich mit ihren langen Wurzeln im Boden festzuhalten, doch der Wind bog ihre Blätterkronen und überall brachen kleine und große Zweige, ja sogar dicke Äste ab. Sie fielen mit einem lauten Knall zu Boden. Ganze Bäume riss es aus der Erde, sodass sie auf die Blumenbeete und Wege stürzten. Auch große alte Bäume waren in dem schweren Gewitter sehr stark verletzt.

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Die kleine Ulme hatte den Sturm des Windgeistes ebenfalls nicht unbeschadet überstanden. Ihre schönsten Äste waren gebrochen und viele Blätter vom Baum geweht worden. Sie weinte bitterlich, als sie an diesem Morgen sah, was von ihr übrig geblieben war: „Es ist so furchtbar. Meine Äste sind gebrochen, sie wurden abgerissen und durch den Park geweht. Ich bestehe fast nur noch aus meinem Stamm.

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Es ist eine Katastrophe. Was mache ich jetzt bloß?“ Sie wünschte sich, dass der Wind sie einfach umgeweht hätte, mit all ihren Wurzeln. Dann würde sie nicht so kaputt in diesem Miniaturbild stehen und die Menschen würden eine neue Ulme pflanzen. Auch die alten Eschen und Kastanien waren schwer getroffen. Ein Großteil ihrer Äste hingen herunter und waren gebrochen. Dennoch lehnte sich ein alter Kastanienbaum zu der kleinen Ulme hinüber.

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„Hör zu, kleine Ulme. Ja, wir sind alle verletzt. Es ist ein furchtbares Gefühl, aber du stehst noch in deinem Beet. Deine Wurzeln waren stark genug, sodass du nicht weggeweht wurdest. Vertraue darauf, dass es dir bald wieder besser gehen wird.“ Ungläubig schaute die kleine Ulme zu dem Baumriesen mit der tiefen Stimme. "Wie kannst du so etwas sagen? Schau uns doch an!

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Wir haben kaum noch Äste. Deine halbe Baumkrone ist abgebrochen und auch die anderen Kastanien, Eschen und Buchen sind verletzt", jammerte sie und begann erneut zu weinen. „Ja, du hast recht. Einige von uns sind sogar sehr schwer verletzt. Es wird eine lange Zeit dauern, bis wir uns erholen werden, aber ich stehe hier seit mehr als 100 Jahren. Ich habe einige Stürme erlebt und viele Verletzungen und Krankheiten gehabt, von denen ich dachte, dass ich sie nicht überstehen könnte.

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Es gehört zum Leben dazu, dass wir manchmal Dinge verlieren, die uns wichtig sind, dass uns Äste abbrechen, es uns auch einmal schlechter geht oder wir sogar zu Boden geworfen werden und glauben, dass wir nie wieder aufstehen können. Ich weiß, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden. Wir müssen stark sein und daran glauben. Wir alle hier“. „Aber wie soll das gehen?“,

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weinte die kleine Ulme. "Die Menschen werden unsere gebrochenen Äste abschneiden, sodass neue Äste und Zweige wachsen können. Sie werden uns stützen, wo wir für eine Zeit Hilfe brauchen, weil wir unsere Balance im Sturm verloren haben. Wir sind nicht allein mit unseren Verletzungen und unserer Angst. Wir helfen uns gegenseitig und bauen uns Schritt für Schritt wieder auf. Es braucht großen Mut dafür, aber wir werden all unsere Stärke und unsere Kraft sammeln, damit wir bald wieder aufrecht stehen und in den Himmel wachsen,

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auch wenn es dir in diesem Moment noch unvorstellbar scheint.“ Die kleine Ulme bewunderte den alten Kastanienbaum für seine Zuversicht. Sie beobachtete, wie die Menschen in den folgenden Tagen mit ihren Maschinen kamen und die dicken Äste zersägten, die auf dem Boden lagen. Sie banden Seile zur Unterstützung zwischen die Baumkronen und räumten die Blätter von den Wegen und Beeten. Ein paar Wochen später entdeckte sie einen kleinen Zweig, der aus einem ihrer verletzten Äste wuchs.

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Er war noch schwach, aber er war da. Die kleine Ulme lächelte. Sie würde hier einmal ein großer Baum werden und den Menschen Schatten spenden. Da war sie sich sicher. Das Glücksblatt zur Geschichte heißt: Lerne wieder auf die Beine zu kommen. Jeder Mensch erlebt einmal schwere Zeiten oder hat auch manchmal Angst zu versagen, etwas nicht zu schaffen. Oft kann man selbst nicht beeinflussen, was einem passiert.

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Aber wir können lernen, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen. Es ist wichtig, dass wir diese schwierigen Erlebnisse aushalten und überwinden, auch wenn es sehr schwer ist und nur Schritt für Schritt gelingt. Man braucht Mut und Stärke, um daran zu glauben, dass auch wieder schöne Zeiten kommen werden. Die Baumriesen stärken sich gegenseitig und helfen sich durch schwere Zeiten. Es lohnt sich, zu kämpfen und schwere Situationen gegen alle Widerstände durchzustehen, auch wenn Aufgeben manchmal viel einfacher erscheint.

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Das macht uns stärker. Das macht uns glücklich.