Podcast Radio Frei: Der Markt der guten Möglichkeiten zur Bistumswallfahrt am 18.09.2016
Podcast vom 08.09.2016
Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten sind die sieben klassischen Werke der Barmherzigkeit. Bischof Ulrich Neymeyr sah als Christ hier noch zusätzlich anderen zu vergeben als auch persönliches wichtiges Werk. Die sieben Werke sind in den verschiedensten Lebensbereichen für alle bedeutsam und sollen durch Infos, Präsentationen und Aktionen an 40 Ständen dargestellt werden, so Thomas Kappe. Zusätzlich wird es ein Bühnen-Begleitprogramm zum Thema geben.
Im fairen Handel und Beschaffung sieht Beigeordnete Kathrin Hoyer ganz direkte Bezüge zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zur Fairtrade Town Kampagne der Stadt. Auch wirke Erfurt in der Thüringer Beschaffungsallianz mit und versuche hier die dicken Bretter zu bohren und schrittweise immer mehr Produkte fair zu beschaffen. Für Bischof Neymeyr waren nachhaltige und faire Beschaffung ebenfalls wichtige Punkte, zu denen es auch noch weiterer Anstrengungen im Bistum bedürfe. Zugleich denke er aber auch stark über Energieeffizienz, einsparen und wiederverwenden nach.
Was solche grundsätzlichen und strategischen Positionen dann in der Umsetzung bzw. der Information bedeuten, konnten Aylin Plachta und Philipp Weiß am Beispiel der von Missio und Oxfam auf dem Markt geplanten Beiträge den Hörern sehr konkret und eindrücklich nahe bringen.
Das katholische Hilfswerk missio Aachen ist mit fünf Angeboten zum Thema „Flucht und Barmherzigkeit“ auf der Bistumswallfahrt 2016 vertreten. Frau Plachta stellte das Lampedusakreuz vor. Dies ist aus Wrackteilen der vor der Insel Lampedusa gekenterten Flüchtlingsboote gebaut. Am Kreuz werden Gedanken und Fürbitten gesammelt. Das bringe uns die allabendlichen Fernsehbilder auf ein ganz ungewohnte Art wirklich nahe.
Mit der Aktion alte Handys abzugeben, um die wertvollen Rohstoffe wie z. B. Coltan zu recyclen, wird zugleich auf die Problematik hingewiesen, dass viele der seltenen Erden in Krisengebieten wie dem Kongo gefördert werden, ja der Rohstoffreichtum eine der zentralen Ursachen dafür ist, dass einige Regionen auch zu Krisengebieten werden.
Die Hörer wurden aufgerufen, beim Besuch des Marktes ihre alten Handys nicht zu vergessen und am Stand abzugeben. Philipp Weiß stellte den seit einem Jahr in Erfurt ansässigen Oxfam Shop vor. Er wird z. B. auf dem Markt seine Aktion „Oxfam unverpackt“ weiter fortsetzten. Die Gäste erwerben mit dem Kauf einer Postkarte neben der Postkarte z. B. eine Ziege, ein Huhn, junge Bäume oder die Betreuung für eine sichere Geburt nicht für sich sondern als Geschenk vor Ort, da wo es auf der Welt gebraucht wird. Oxfam verfolgt in seiner Arbeit drei Säulen: Eine konkrete Notfallhilfe bei Katastrophen, die konkrete Aufbau- und Entwicklungshilfe sowie Lobbyarbeit in der Politik.
Was kann der Einzelne mit seinem Verhalten, Konsum oder Engagement zu den sieben Werken beitragen? In welcher Rolle sehen sich Kirche und Stadt, Initiativen und Vereine? Erreichen sie zusammen mehr(?), waren einige der Fragen an die Gäste. Die vorgestellten Strategien und konkreten Aktionen haben hier Richtung und Möglichkeiten des eigenen Handelns aufgezeigt.
Mit dem Markt der guten Möglichkeiten und den 7 Werken der Barmherzigkeit werden so im Fazit viele der 17 weltweit gültigen Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig angesprochen.
Im Gespräch mit Richard Schaefer und Josef Ahlke waren die Gäste gespannt, wie dies neue Format des Marktes der guten Möglichkeiten, die Öffnung über Kirche hinaus zur Zusammenarbeit mit der Stadt Erfurt und zu nichtkirchlichen Initiativen und Vereinen bei den Wallfahrern aber auch den Bürgerinnen und Bürgern in Erfurt ankommt. Alle Gäste können sich eine Fortsetzung dieses Experimentes, dieser Öffnung in die Stadt hinein gut vorstellen.