Stadtgoldschmiedin Alexandra Bahlmann: Vermischtes
Ich muss zwei Dinge bekannt machen: Am Donnerstag, dem 6. August ab 14:00 Uhr findet in den Künstlerwerkstätten, Lowetscher Straße 42c der Tag der Offenen Tür statt. Alle Erfurter sind herzlich eingeladen, uns zu besuchen und sich anzuschauen, was wir dort so treiben. Ab Dienstag, dem 14. Juli sind im Schaufenster der Galerie des Verband Bildender Künstler Thüringen e. V. (VBKTH), Krämerbrücke 4 Schmuckstücke von mir zu sehen.
Im großen Bild oben sieht man Email, das nach dem Brennen abgesprungen ist, weil es Spannungen im Verhältnis zum Metall gab, das Metall nicht gut genug entfettet oder ausreichend aufgeraut war. Oder man hat das Email durch etwas Anderes verärgert, was einem selbst leider nicht ganz klar ist. Vielleicht war der Ofen zu heiß, nicht heiß genug, vielleicht war es zu lang oder zu kurz im Ofen… Man hört die Widerspenstigkeit außerdem. Es macht dann plötzlich „Pling“. Das kann auch Stunden oder sogar Tage später passieren, so dass man sich des Erfolgs nie ganz sicher sein darf. Ich versuche Empathie für das Email aufzubringen: Warum sollte Glas so harmoniesüchtig sein, dass es sich so ohne weiteres mit Metall verheiratet. Dann denke ich wieder: Liebes Email, sei doch mal so nett und komme meinen Wünschen und Vorstellungen der seriellen Verwertbarkeit entgegen, bitte, bitte. Solange man noch nichts Bestimmtes von ihm will, verführt es einen mit unglaublicher Leichtigkeit im Umgang und mit dem Angebot unendlicher Möglichkeiten. Ja, wir haben keine einfache Beziehung.
In diesem Bild sieht man getrocknete pastellfarbige Emailtropfen, die beim Tauchen neben die Gläser fielen. Die Papierfussel entstehen beim Entfetten mit Spiritus…
… hier sieht man die Kupfer- und Edelstahlfeilung…
… und hier die Silberfeilung.
Am Dienstag hatte ich das Privileg einer Stadtführung durch Herrn Eidam, dem Oberkurator des Stadtmuseums Erfurt. Es war so spannend, unterhaltsam und informativ, dass ich an Fotografieren nicht mehr dachte. Sein Enthusiasmus für die Geschichte Erfurts ist so ansteckend, dass ich wesentlich länger als zwei Stunden, die im Flug vergingen, hätte zuhören können.
Unter anderem haben wir die Mikwe, ein jüdisches Ritualbad in einem Schutzraum in der Nähe der Alten Synagoge, angeschaut. In ihr stand immer „lebendiges“ Wasser, jetzt nur noch ein Pfützchen. Auch das ist eine traurige Erinnerung an den Klimawandel und den gesunkenen Grundwasserspiegel.
Am Sonntagnachmittag war ich zum ersten Mal in Weimar. Sehr kleine, sehr aufgeräumte Stadt mit vielen großen Plätzen. Ich wollte nur hindurch spazieren und den Besuch „bedeutender Museen und Unesco-Welterbestätten rund um die Weimarer Klassik und das Bauhaus“ auf einen zweiten oder dritten, besser vorbereiteten Aufenthalt verschieben.
Als ich ein besonders hübsches Portal mit einem großen Wappen fotografiere sticht mir etwas Blau-Weiß-Kariertes ins Auge. Es war als würde Bavaria mir ins Ohr flüstern: Glaube nicht, dass ich Dich so einfach entkommen lasse, nur weil Du drei Monate in Thüringen bist.
Auf dem Weg zum Bahnhof fiel mir diese extrem international aufgestellte und privilegierte Apotheke auf.