Stadtgoldschmiedin Alexandra Bahlmann: Der Egapark
Der Park wurde schon 1885 öffentliche Grünanlage, 1950 fand dort eine internationale Gartenschau statt, ab 1961 regelmäßig die größten und bedeutendsten Veranstaltungen dieser Art in der DDR und im sozialistischen Lager, erfahre ich von Wikipedia.
Den Charme der 60er Jahre z. B. die kleinen runden Pavillons, oder die Blumenetageren, die fast zwanghafte Zähmung der Flora und eine gewisse überkontrollierende Gestaltungswut z. B. in der Halle der Blumenschau, oder die etwas klischeehafte Anlage des japanischen Gartens, die auf eine gewisse Hermetik verweist, assoziiere ich als Westlerin mit dem sozialistischen Führungsstil der DDR. Die starken Kontraste, der ästhetische Charme der Sechziger, das Aus-der-Zeit-Gefallene und Verfallene – der Aufbruch in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts, sowie der Eigensinn und die Kontrolle der Flora, haben mich sofort fasziniert. Elektrisiert hat mich auch die Vorstellung, dass diese Situation nächstes Jahr so nicht mehr nachvollziehbar sein wird.
Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass die große Blumeneule sich gerade einer kosmetischen Schnabelkorrektur durch Schraubzwingen unterziehen muss.
In der Floralen Hallenschau die alte Erfurter Wüste …
… das Nelkenarrangement …
… die große Blumenetagere
Die Pavillons sind einfach umwerfend. Der erste Pavillon kündet die Buga 2021 in Erfurt an.
Der Ikea-Pavillon kündet den Aufbruch an: „Veränderung beginnt mit Ideen“.
Im MDR-Pavillon laufen hochinteressante Gartensendungen.
In meinem absoluten Lieblingspavillon werden Strickwaren ausgestellt – zum Beispiel dieser lebensgroße kunstvolle Mops und diese wunderbare Katzenfamilie.
Zum Egapark gehört erstaunlicherweise eine Kleingartenanlage und ein Kinderbauernhof u. a. mit Thüringer Barthühnern – keine Brathühner – daneben ein riesiger Blumenhahn, der sein Revier gegen die Eule verteidigt.
Nachdem man die Kleingartenanlage passiert hat gelangt man zu einem überraschend vielfältigem japanischem Garten, also ins Reich der Mitte.
Von diesen zierlichen langen Hallen mit einer optisch starken senkrechten Segmentierung gibt es drei Stück. Sie stehen leer und sind etwas heruntergekommen.
Die neue große Halle greift dieses architektonische Merkmal auf. Das ist mir sehr sympathisch. Sie ist noch nicht fertig, aber man kann hinter ihren Fenstern schon die neue Erfurter Wüste erahnen. Ihre Dimension ist natürlich zeitgemäß bombastisch und eher nicht zierlich. Ich hoffe, dass es gelingen wird, die ambivalente Stimmung – die Erinnerungen an andere Zeiten und den Aufbruch in die Gegenwart – zu erhalten.