Stadtgoldschmiedin Alexandra Bahlmann: Die Schauende und die Zurückschauenden
An den Details der Fassaden, den Stuckaturen, Wappen, Tafeln, Figuren, Köpfen und Gesichtern – ich nenne sie mal die "Broschen" der Häuser – erkenne ich, wie vielschichtig die Geschichte dieser Stadt sein muss. Während ich so durch die Gassen und Straßen laufe und schaue und schaue, schon nervös von dem Übermaß möglicher Inspirationen, wird mir klar wie heftig von den Fassaden zurückgeschaut wird. Die Angespanntheit der leicht zwanghaften Suche nach Inspiration, dem Aufhänger, was mit Erfurt und mir sein könnte, fällt von mir ab, gerate in eine Art Dialog mit diesen versteinerten Blickenden, bin amüsiert, erschrocken, neugierig, fühle mich angekommen.
Von oben – aus der Mitte des Portals der Kunsthalle schaut und lächelt der rote Ochse mich charmant an.
Über dem Ochsen, an der Fassade der Kunsthalle eine Reihe von Herren mit modischen originellen Bärten. Sie schauen in die Ferne, vielleicht Seeleute, vielleicht Kaufmänner. Herr Dr. Schierz sprach von Schweden. Sie wirken tatkräftig. Echte Männer.
Von einer Fassade rechts von der Kunsthalle starren drei grimmige Damen aus der 4. Etage auf den Fischmarkt.
Am Haus zum Stockfisch, dem Stadtmuseum, geht es blickmäßig besonders wild zu. Von den Seiten des Erkers gucken zwei Damen die eine visionär, die andere unzufrieden nach unten.
Links und rechts vom Eingang des Hauses zum Stockfisch – zwei Narren oder Irre.
Über dem Eingang noch ein strenger, starrer Blick; an der Hausecke eine stur und fordernd blickende Barbusige.
An der Wand der Staatskanzlei begegnet man diesem asiatisch anmutenden Herrn mit leerem Blick auf Augenhöhe.
Keine Ahnung, warum sie ihn nicht will. Ich finde ihn gar nicht so schlecht, vielleicht etwas stark behaart.
In der Altstadt eine der wenigen Ruinen. Ein Haus als Gespenst verkleidet, das einen belauert.
Diese Beiden von der Gorkistraße, über dem Eingang eines ehemals attraktiven jetzt leerstehenden Hauses – etwas unglücklich. Vielleicht sehnen sie sich nach mehr Leben in ihrem Haus.
Die Dame mit der angestoßenen Nase sieht ein bisschen unglücklich aus. Vielleicht wegen der kuriosen Geschäftsidee unter ihr.
Zuletzt noch ein skeptischer Eulenspiegel über dem Erfurter Wappen und eine breite bräsig schauende Eule im Egapark. Ein toller Park, dazu später mehr…