International renommierte Ausstellung wird im Erinnerungsort Topf & Söhne gezeigt
Noch während des nationalsozialistischen Mordens, in der Illegalität, selbst verfolgt und vom Tode bedroht und auch nach der Befreiung von ihrer gleichgültigen und ablehnenden Umwelt gemieden, schufen diese Aufklärerinnen und Aufklärer die Grundlagen für die universelle Anerkennung des Holocaust als Menschheitsverbrechen.
Die Ausstellung verändert den Blick auf die Geschichte der Holocaustforschung und der Erinnerungskultur zu den nationalsozialistischen Verbrechen. Sie bricht mit der gängigen Vorstellung, dass die Holocaustforschung erst in den 1970er Jahren entstanden sei. Ganz im Gegenteil: Jüdische Männer und Frauen waren bereits 30 Jahre früher aktiv. Ihr eigener Anspruch an Wissenschaftlichkeit war interdisziplinär, methodisch fundiert und anspruchsvoll – und er wurde auch eingelöst.
Aus Polen und der heutigen westlichen Ukraine stammte nicht nur die Mehrzahl der Opfer, dort hatten die deutschen Täter auch die meisten ihrer Vernichtungslager errichtet. Dort etablierten sich bereits 1944 verschiedene jüdische historische Kommissionen, in denen teilweise mehrere hundert Überlebende tätig wurden. Die erste Generation der Holocaustforschung, die nach dem Krieg grenzüberschreitend in ganz Europa und in Israel aktiv war, verweigerte mit ihrer Arbeit den nationalsozialistischen Tätern den endgültigen Triumph: Mit der Vernichtung der Menschen und ihrer Kultur auch alle Spuren ihrer Verbrechen zu tilgen. Sie erreichten, dass der millionenfache Mord nicht dem Vergessen anheimfiel und nicht ohne Konsequenzen blieb: Bücher, Gedenkstätten, Forschungsinstitute, Gerichtsprozesse und nicht zuletzt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sowie die UN-Genozidkonvention von 1948 waren Resultate ihres Engagements.
„80 Jahre nach der Befreiung erstarken mit dem Rechtsextremismus auch die Tendenzen zur Verklärung und Verdrängung der damaligen Verbrechen. Umso wichtiger ist die Aufklärung darüber, dass das Erinnern historisch gegen die Täter und die Verharmlosung und Leugnung in der Nachkriegsgesellschaft erstritten wurde und heute im Interesse von Demokratie und Rechtsstaat verteidigt werden muss“, so Leiterin Dr. Annegret Schüle über die Bedeutung der Ausstellung für den Erinnerungsort Topf & Söhne. Gedenkstättenpädagogin Rebekka Schubert unterstreicht, dass die Bildungsangebote zur Ausstellung „durch das Gespräch über die Erfahrungen dieser ersten Generation eine Haltung gegen aktuelle ‚Schlussstrich‘-Forderung stärken können“.
Die zweisprachige Ausstellung (deutsch/englisch) der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz und der Touro University Berlin wurde bereits in New York, Wien, Paris und London gezeigt und ist nun bis 1. November 2026 in Erfurt zu sehen. Das umfangreiche Begleitprogramm wird gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen gestaltet.
Zur Eröffnung am 25. Januar um 17 Uhr führt Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt, Touro University Berlin, in die unter seiner wissenschaftlichen Leitung entstandene Ausstellung ein. Öffentliche Führungen werden am zweiten Sonntag im Monat um 15 Uhr, beginnend am 9. Februar, angeboten.