Erfurt in anderem Licht: Stadtverwaltung will Lichtverschmutzung mit „Dunkelstrategie“ begegnen
Eine dunkle Nacht ist für alle Lebewesen notwendig. Für Menschen, Tiere und Pflanzen hängt davon ein guter Tag-Nacht-Rhythmus ab. Der Nachthimmel ist jedoch inzwischen gerade über Städten so hell, dass sich u. a. Zugvögel nur noch schwer an den Sternen orientieren können und auch die Menschen haben oft Schwierigkeiten, die Vielzahl von Sternen zu erkennen. Oftmals liegen die positiven Effekte der Beleuchtung und der Lichtverschmutzung sehr nah beieinander.
„Wir befinden uns im Spannungsfeld der Vermeidung unnötiger Lichtverschmutzung und müssen gleichzeitig dem Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger gerecht werden“, erläutert Jens Düring, stellvertretender Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes. Im Beleuchtungskonzept bzw. der Dunkelstrategie will das Umwelt- und Naturschutzamt grundsätzliche Überlegungen erarbeiten, wie künftig bei Beleuchtungsvorhaben vorgegangen werden und welche Leitlinien es geben soll. Außerdem wird überlegt, wie mit bereits vorhandenen Konfliktpunkten umgegangen werden kann.
„Im Rahmen einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe gibt es eine enge Abstimmung mit den zuständigen Fachämtern und Akteuren, um an Konfliktpunkten gute Kompromisse zu finden bzw. Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten“ erläutert Düring weiter. „Es geht nicht darum, dass unsere Stadt morgen dunkel ist“, macht Düring deutlich, „sondern darum, dass die erforderliche Beleuchtung effizient und zielgerichtet eingesetzt wird – da wo sie nötig ist. Wo es ein Zuviel gibt und Aspekte von Gesundheits- oder Naturschutz eine wichtige Rolle spielen, muss gegengesteuert werden.“
Vielfach hat die Stadt Erfurt bereits gut abgestimmte Beleuchtungskonzepte, aber neue gesetzliche Regelungen und auch technische Möglichkeiten erfordern ein gemeinschaftliches Handeln. Am 21. Januar werden deshalb Vertreterinnen und Vertreter von Tiefbau- und Verkehrsamt, Kriminalpräventivem Rat, Garten- und Friedhofsamt, dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie dem Umwelt- und Naturschutzamt gemeinsam mit eigens beauftragten Planungsbüros auf dem Petersberg und in der Innenstadt unterwegs sein, um im Rahmen einer abendlichen Vorortbegehung Problemstellen und mögliche Potenziale zu identifizieren.
Die Einbeziehung der Öffentlichkeit ist in einem der nächsten Bearbeitungsschritte geplant. Mit der Erstellung des Konzeptes wurde im November 2023 ein Naturschutzfachbüro beauftragt, die wiederum mit Fledermausexperten und einem Beleuchtungsplaner zusammenarbeiten. Ziel ist es, das Beleuchtungskonzept im Verlauf des Jahres abzuschließen und das Gesamtergebnis der Öffentlichkeit vorzustellen.