Antisemitischer Angriff auf Ausstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne – Finissage mit Schotte-Lesung und Kuratorinnenführung

08.01.2025 08:55

Mit einer Finissage geht am 12. Januar um 15:00 Uhr die Sonderausstellung „Miriams Tagebuch. Die Geschichte der Erfurter Familie Feiner“ im Erinnerungsort Topf & Söhne zu Ende.

Foto: Lesung der Schotte aus dem Tagebuch mit Marlene Meyer, Tove Lemke, Merit Roos, Tjaade Kriegelstein und Julina Rödiger (v. l. n. r.) im Jahr 2023 Foto: © Stadtverwaltung Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne

Die Schülerin Marion Feiner konnte 1938 nur durch ihre Auswanderung nach Palästina, wo sie sich Miriam nannte, ihr Leben retten. Aus ihrem Tagebuch lesen Schauspielerinnen der Schotte, so alt wie die Schreiberin damals. In der anschließenden Führung berichtet Kuratorin Dr. Annegret Schüle auch von der Zusammenarbeit mit den Nachkommen von Miriam, die mit dem Shoah-Überlebenden Abraham Ziv eine Familie gründete und bis zu ihrem Tod 2012 in Israel lebte.

Der Erfolg der Ausstellung, die auf großes Besucherinteresse stieß, wird überschattet von einem antisemitischen Angriff, der am 5. Januar von der Polizei in Weimar gemeldet wurde. Dort wurden an drei Litfaßsäulen die Plakate zur Ausstellung, die ein Foto von Miriam Ziv 1945 zeigen, großflächig mit dem Schriftzug „Juden sind Täter“ beschmiert.

Im Titel der Ausstellung wird nicht gesagt, dass die Familie jüdisch war, die Täter müssen sich also mit den Inhalten der Ausstellung beschäftigt haben, um sie gezielt zum Gegenstand ihres antisemitischen Angriffes zu machen. „Es ist unerträglich“, so Dr. Annegret Schüle für das Team des Erinnerungsortes Topf & Söhne, „dass in einem Land, das von 1933 bis 1945 seine jüdischen Bürgerinnen und Bürger entrechtet, vertrieben und viele wie die Eltern Feiner ermordet hat, nun das Porträt ihrer Tochter, der Überlebenden Miriam Ziv, geschändet wird. Umso mehr lädt der Erinnerungsort dazu ein, sich historisch zu informieren und die Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft heute gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu verteidigen.“

Der Eintritt zur Finissage ist kostenfrei. In der Ausstellung kann das Tagebuch mithilfe einer App durchgeblättert werden, die Handschrift von Marion Feiner wird dabei durch Transkription und Anmerkungen zugänglich gemacht. Ein Begleitband zur Ausstellung ist als Buch im Erinnerungsort Topf & Söhne und als Download auf Miriams Tagebuch. Die Geschichte der Erfurter Familie Feiner erhältlich.