Erfurts archäologische Schätze werden ab Februar 2025 präsentiert

18.12.2024 17:35

Die Vorbereitung einer Ausstellung ist ein aufwendiges Projekt. Viele Beteiligte und komplexe Abläufe müssen sorgfältig und meist parallel koordiniert werden. Das gehört auch für Gudrun Noll-Reinhardt, Kuratorin im Stadtmuseum Erfurt, zu ihrem Arbeitsalltag. Dieser wird aktuell vor allem vom Entstehungsprozess der neuen Dauerausstellung „Der Nabel der Welt – Erfurts archäologische Schätze“ bestimmt.

Die Erarbeitung der neuen Dauerausstellung im Stadtmuseum sorgt für Herausforderungen und Überraschungen

„Staut es an einer Stelle, folgt eine Kettenreaktion“, resümiert die Kuratorin. Die Eröffnung der Archäologieausstellung im Erfurter Stadtmuseum, ursprünglich für Herbst 2024 geplant, ist nun offiziell auf den 21. Februar 2025 festgesetzt. Verzögerungen bei Vitrinenbau und Materiallieferungen hatten den Zeitplan beeinflusst.

Der Entstehungsprozess der Schau gestaltet sich ebenso komplex wie die Archäologie selbst. Von der wissenschaftlichen Konzeption durch das Museum bis zur praktischen Umsetzung arbeiten diverse Fachleute eng zusammen. Externe Partner gestalten die Ausstellungsräume und setzen das Konzept visuell in Szene. Restauratoren beraten zur optimalen Präsentation und unterstützen bei der Montage der Exponate in den Vitrinen, die von einer Tischlerei nach spezifischen Anforderungen an Materialien und Umgebung individuell gefertigt werden. Für die Ausstellung der Objekte im geschlossenen Raum sind unter anderem schadstofffreie Materialien, Werkstoffe ohne Ausdunstungen und eine konstante Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen.

Spezialisten für interaktive und multimediale Anwendungen verleihen der Präsentation einen modernen Anstrich und verbessern so das Besuchserlebnis. Im „Fragmente-TV“ wird die Stadtarchäologie von der Planung bis zur fertigen Ausstellung genauer beleuchtet. Einblicke gegenwärtiger Ausgrabungsstätten und jüngste Funde werden via Live-Ticker übertragen. „Die digitale Darbietung ermöglicht es uns, neue wissenschaftliche Erkenntnisse jederzeit in die Dauerausstellung einfließen zu lassen und auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren“, freut sich Noll-Reinhardt.

Als oberste Institution für alle Ausgrabungen in Thüringen entwickelte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit Sitz in Weimar eigens für die Schau eine digitale Fundstellenkarte für das Erfurter Stadtgebiet – vom frühesten Fund vor 100.000 Jahren bis ins Mittelalter. Durch diese kann im Stadtmodell „Vom Jäger zum Städter“ mittels eines Zeitrades navigiert werden.

Eines der verzeichneten archäologischen Objekte ist eine Flasche der bandkeramischen Kultur, die bereits seit den 1930er Jahren im musealen Bestand ist. Im Mai 2024 bemerkte Restauratorin Panagula Hariklia Kotsiari darauf schwarze Farbreste, die sich als Birkenpech – eine Art „historischer Superklebstoff“ – herausstellten. Die Spektralanalyse bestätigte, dass die Keramik mithilfe der entdeckten Pechreste repariert wurde. Diese überraschende Entdeckung während der Ausstellungsvorbereitung machte die Flasche urerwartet zum Exponat. „Manchmal schlummert ein geborgenes Funkstück eine lange Zeit, bis es plötzlich wieder ein Geheimnis preisgibt“, weiß Kotsiari.

Archäologie bedeutet fortwährende Forschung und Wissenszuwachs. Daher konzentriert sich die Ausstellung nicht auf prunkvolle Schätze, sondern auf ausgewählte Exponate, die eine Geschichte erzählen und so zu archäologischen Highlights werden. Bereits der Titel der Schau betont Erfurts Bedeutung als zentralen Ort und den Themenbezug zu Identität und Kulturerbe. „Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen sind eingeladen, Erfurts Geschichte (inter-)aktiv zu erkunden. Jeder kann die Schau eigenständig entdecken, ganz ohne festen Startpunkt und je nach gewünschter Informationstiefe. Der Museumsbesuch soll inspirieren und Impulse für die Gegenwart geben“, so die Kuratorin über die Beweggründe der neuen Ausstellung.