„Wir arbeiten präventiv und räumen der Sicherheit den Vorrang ein.“
Eine davon ist die Brücke im Zuge der Schwarzburger Straße über die Hannoversche Straße. „Bei der jüngsten Sonderprüfung des Bauwerkes haben wir vor wenigen Tagen eine deutliche Verschlechterung des Zustandes festgestellt“, so Alexander Reintjes, der Leiter des Tiefbau- und Verkehrsamtes.
Schon einige Jahre vor dem dramatischen Einsturz der Carolabrücke hat das Tiefbau- und Verkehrsamt jährliche Sonderprüfungen an allen gefährdeten Erfurter Bauwerken veranlasst. „Damit wollen wir frühzeitig und unter engmaschiger Kontrolle auftretende Veränderungen an den Brücken identifizieren und somit ein rechtzeitiges Reagieren ermöglichen“, so Reintjes weiter. Zeitgleich müsse nach einer Prioritätenfestlegung die schrittweise Erneuerung der Bauwerke vorangetrieben werden.
Bei der jetzt erfolgten Sonderprüfung zeigte sich, dass sich Anzahl, Länge und Öffnungsweite der bereits vorhandenen Risse deutlich verändert haben und der Umfang der Schäden signifikant fortgeschritten ist. Reintjes: „Im Ergebnis müssen wir davon ausgehen, dass eine Schädigung der Spannstähle in den Fertigteilträgern nicht länger ausgeschlossen werden kann.“
Vorsorglich werden jetzt Maßnahmen getroffen, um die Brücke zu entlasten. Ab Freitag dieser Woche wird die Überfahrt über die Brücke auf Fahrzeuge mit maximal 16 Tonnen Gesamtgewicht beschränkt. Die Fahrbahn im Brückenbereich wird auf einen Fahrstreifen reduziert, so dass sich auf der Brücke keine Fahrzeuge mehr begegnen können. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf 10 km/h herabgesetzt.
Verkehrszeichen weisen auf die neue Regelung hin, zudem wird eine Ampelanlage den Verkehr über die Brücke regeln.
Feuerwehr und Rettungsdienste können die Brücke über Sonderrechte weiterhin passieren. Die Stadtbuslinie 90 wird zunächst ebenfalls noch über die Brücke fahren, da erst eine Umleitungsstrecke für den Linienverkehr vorbereitet und eingerichtet werden muss. Stadt und Evag arbeiten mit Nachdruck an einer Alternativroute. Die Stadtwirtschaft stellt die Tourenpläne für die Müllentsorgung um.
Wie schlimm es wirklich um die Brücke steht, sollen weitere Prüfungen im Januar ergeben. Ein auf Bauwerksdiagnostik spezialisiertes Ingenieurbüro wird detaillierte Untersuchungen vornehmen. Dabei werden u. a. Proben vom Spannstahl entnommen und Zugversuche durchgeführt. „Dann haben wir genauere Hinweise zum Zustand und können alle weiteren Schritte einleiten“, so Reintjes weiter.
Derweil werden alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer um Verständnis für diese Maßnahmen gebeten, zumal die Zufahrt nach Marbach erst kürzlich für den Anschluss eines Abwasserkanals in der Straße Im Geströdig voll gesperrt war. „Bis jetzt arbeiten wir an der Brücke präventiv und räumen der Sicherheit den Vorrang ein. Wir sind nicht übervorsichtig, wir folgen unserem Protokoll, das wir auch schon vor dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden hatten. Allerdings hofften wir, dass diese Brücke bis zur geplanten Erneuerung im Jahr 2028 durchhält“, so Reintjes. Jetzt müssten die Planungen forciert werden, um das Bauwerk früher und schnellstmöglich zu erneuern.
Fragen können schriftlich an das Tiefbau- und Verkehrsamt gerichtet werden: brueckenverwaltung@erfurt.de