Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Kerzenaktion vor dem Erfurter Rathaus
Die Zahlen sprechen eine alarmierende Sprache: Laut dem Lagebild „Häusliche Gewalt“ des Bundeskriminalamtes wurden 2023 mehr als 250.000 Menschen Opfer häuslicher Gewalt – ein Anstieg von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Täglich sind es über 700 Menschen in Deutschland, die häusliche Gewalt erfahren. Dabei betrifft diese Gewalt in der Mehrheit Frauen: 70,5 Prozent der Betroffenen sind weiblich, während 75,6 Prozent der Täter männlich sind. Besonders erschreckend: Jeden zweiten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch Partnerschaftsgewalt. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen.
Um ein öffentliches Bewusstsein für diese Gewalt zu schaffen, lädt die Stadtverwaltung alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, am 25. November eine Kerze oder ein Licht zu entzünden – als stilles Gedenken an jede Frau, die Gewalt erfahren hat. Oberbürgermeister Andreas Horn richtet einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung: „Mit unserer Kampagne „Alltagsmut tut Erfurt gut“ haben wir bereits für mehr Zivilcourage geworben. Ich möchte Sie ermutigen – schauen Sie nicht weg. Wenn Sie kritische Situationen wahrnehmen, bieten Sie Gespräche an, greifen Sie ein, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, und widersprechen Sie, wenn es nötig ist. Jede noch so kleine Handlung kann einen Unterschied machen.“
Bereits 1999 setzten die engagierten Frauen des Frauenzentrums Brennessel e. V. mit einer Kerzenaktion am alten Angerbrunnen ein erstes, starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Seitdem wächst die Beteiligung jedes Jahr: Frauen aus Vereinen, Projekten, Parteien, Organisationen und Verwaltungen sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger schließen sich der Lichteraktion an. Seit 2001 wird diese Veranstaltung durch eine Fahnenaktion vor dem Rathaus ergänzt. Das Erfurter Netzwerk gegen häusliche Gewalt unterstützt die Aktion seitdem mit vielfältigen Begleitmaßnahmen. Die Stadtverwaltung Erfurt lädt gemeinsam mit dem Brennessel e. V., dem Landesfrauenrat sowie verschiedenen städtischen Frauenzentren ein, Teil dieser wichtigen Aktion zu werden und gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.