Europäische Tage der Jüdischen Kultur werden in Erfurt eröffnet

27.08.2024 13:07

Bereits zum 20. Mal werden am ersten Sonntag im September die Europäischen Tage der Jüdischen Kultur eröffnet, die 2024 das Thema Familie in den Mittelpunkt stellen. Europaweit beteiligen sich Städte in 20 Ländern mit insgesamt 300 Veranstaltungen, die die Vielfalt und den Reichtum des Judentums und seine lokale, regionale und nationale historische Bedeutung hervorheben sollen. In diesem Jahr findet die zentrale Eröffnungsveranstaltung am Sonntag, dem 1. September, in Erfurt statt.

Stadt entwickelt neue jüdische Kulturroute

Foto: Der Festakt zur Eröffnung der Europäischen Tage der Jüdischen Kultur findet in Erfurt statt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt, Hubertus Röder

Initiator ist The European Association for the Preservation and Promotion of Jewish Culture and Heritage (AEPJ), die europäische Vereinigung für die Erhaltung und Förderung der jüdischen Kultur und des jüdischen Erbes, in der Erfurt seit diesem Jahr Mitglied ist. Zahlreiche Routen, die die Spuren jüdischen Lebens in ganz Europa zeigen, sind daraus bereits hervorgegangen. Die Stadt Erfurt bereitet aktuell eine eigene Route vor, die das neue Welterbe in einen mitteleuropäischen Kontext stellt: Medieval Ashkenaz.

So wie auch das Judentum im Mittelalter bereits in ganz Europa und darüber hinaus Netzwerke besaß, ist auch die Route Medieval Ashkenaz nicht auf Deutschland beschränkt, sondern orientiert sich am aschkenasischen – dem mitteleuropäischen – Raum. Partner für die neue Route finden sich bereits ganz in der Nähe in Sondershausen und Schmalkalden, wo mittelalterliche Mikwen als bauliche Zeugnisse der jüdischen Kultur fungieren. Zur Route gehören die SchUM-Stätten Speyer, Mainz und Worms, am Rhein reihen sich Köln, Andernach, Straßburg und Offenburg ein. Das hessische Friedberg mit der tiefsten vollständig erhaltenen mittelalterlichen Mikwe in Deutschland ist ebenso Teil der Route wie Marburg mit seiner mittelalterlichen Synagoge, die von 1993 bis 1998 ausgegraben wurde. Außerhalb Deutschlands finden sich mittelalterliche jüdische Spuren in Zürich, Prag, Wien, Sopron und Maribor. „Mit all diesen Orten haben wir bereits Gespräche geführt und wollen uns nun gemeinsam überlegen, in welcher Form sich jeder eine Zusammenarbeit vorstellen kann“, sagt die städtische Unesco-Beauftragte Dr. Karin Sczech. „Das AEPJ gibt uns dazu aus seiner langjährigen Erfahrung Hilfestellung. Weitere Orte mit mittelalterlichen jüdischen Bauresten sind natürlich herzlich willkommen, sich uns anzuschließen.“

Die Eröffnungsveranstaltung am 1. September 2024 beginnt um 14:00 Uhr auf dem Max-Cars-Platz. An der Neuen Synagoge stellen sich bis 16:00 Uhr AEPJ und jüdische Stätten den Erfurterinnen und Erfurtern vor, die herzlich eingeladen sind, ins Gespräch zu kommen. Um 16:30 Uhr startet der offizielle Festakt in der Neuen Synagoge, zu dem unter anderem Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, François Moyse, Präsident des AEPJ, Dr. Tobias J. Knoblich, Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe, und Marion Walsmann, Abgeordnete des europäischen Parlaments, eingeladen sind. Musikalisch umrahmt wird der Festakt von Dr. Alan Bern und Mark Kovnatzkiy. Aufgrund der begrenzten Kapazität ist eine Anmeldung per E-Mail an karin.sczech@erfurt.de erforderlich. Männer müssen beim Besuch der Synagoge eine Kippa tragen. Es wird darauf hingewiesen, dass Taschen, die mit in die Synagoge genommen werden, nicht größer als ein A4-Blatt sein dürfen.

Um 20:00 Uhr endet die Eröffnungsveranstaltung mit einem öffentlichen Konzert der israelischen Singer-Songwriterin Flora, die bei freiem Eintritt „Songs from the Heart“ präsentiert. Mit ihrer „Acoustic Show“ ist Flora bereits von New York bis Tokio getourt und bringt nun auch in der Kleinen Synagoge ihre selbst komponierten Lieder zu Gehör, die Folk und elektronische Musik verbinden und bei denen sie sich selbst mit Gitarre, Keyboard und minimalistischen Beats aus dem Computer begleitet.